„Früher Sperrzone – heute Ausflugsziel“: Instagram-Foto-Ausstellung bei Baum & Zeit
Die 24 Foto-Tafeln zeigen Lieblingsorte und Blickwinkel von Menschen, die selbst aus der Reiseregion Fläming kommen. Unter dem Hashtag #Flämingbotschafter posten sie auf der Social Media-Plattform Instagram aus ihrer Nachbarschaft. Ihre Motive und Tipps regen die digitale Community dazu an, den Fläming zu entdecken. „Mit der Ausstellung möchten wir dies auch analog möglich machen. Sie ist eine Form, um digitales Marketing der Reiseregion Fläming in das echte Leben zu holen und dabei beide Ebenen miteinander zu verzahnen“, so Daniel Sebastian Menzel, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Fläming e.V.
Vom Sperrgebiet zum Besuchermagneten
Die gezeigten Motive nehmen den Betrachter mit auf eine Entdeckungsreise zu Orten, die ehemals militärisch genutzt wurden und heute in unterschiedlichem Grad wieder erschlossen und für Besucher geöffnet sind. Das Spektrum der touristischen Nutzung ist dabei groß: Es reicht von bereits sehr gut zugänglichen Räumen wie den Beelitzer Heilstätten mit dem Baumkronenpfad oder der Bücher- und Bunkerstadt in Wünsdorf-Waldstadt bis hin zu weniger bekannten und nur eingeschränkt für Besucher zugänglichen Plätzen wie zum Beispiel der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Kummersdorf. Gäste und Einwohner der Reiseregion Fläming entdecken an diesen Orten Szenen, die häufig in einem starken Kontrast zur Geschichte stehen. Das touristische Erlebnis ist nun vielerorts ein naturverbundenes, wildnisnahes oder beruhigendes. Aber: Die Spuren der Vergangenheit sind merkbar und erzeugen Neugierde und Interesse.
Wandelwelten – Lungenheilstätte, Militärkrankenhaus, Baumkronenpfad
Der jetzige Ausstellungsort der Wanderausstellung hat viel erlebt: Ende des 19. Jahrhunderts von der Landesversicherungsanstalt Berlin als Arbeiterheilstätte zur Bekämpfung der Tuberkulose auf einer Fläche von 160 Hektar errichtet, wird das Areal in vier Quadranten aufgegliedert: Nördlich der Bahnlinie wird die Lungenheilstätte, südlich ein Sanatorium gebaut. Durch die Landstraße getrennt befinden sich im Osten die Gebäude für Männer, im Westen für Frauen. Primäres Ziel ist die Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit und eine Verlängerung der Lebenszeit. Eine wirkliche Heilung einer Tuberkuloseerkrankung ist zu dieser Zeit kaum möglich.
Im Ersten Weltkrieg wird die Heilstätte erstmals überwiegend als Lazarett genutzt. Erst nach Ende des Krieges bekommt das Areal wieder seine ursprüngliche Funktion zurück und der Heilstättenbetrieb wird nach und nach wieder aufgenommen. In den 1920er Jahren werden die Heilstätten nochmals erweitert, landwirtschaftliche Flächen im Umland werden erworben und die Anlage wird weiter ausgebaut.
1930 wird nach weniger als zwei Jahren Bauzeit das Chirurgie-Gebäude eröffnet. Mit einer Gesamtfläche von 15.000 Quadratmetern ist es das größte und modernste Gebäude der Beelitzer Heilstätten, in dem gleichzeitig 80 Tuberkulosepatientinnen und -patienten behandelt werden konnten. Erstmals ist eine chirurgische Behandlung der Tuberkulose in größerem Umfang möglich.
Im Zweiten Weltkrieg wird das Gelände unter Führung des Internationalen Roten Kreuzes als Lazarett genutzt. Trotzdem finden in den letzten Kriegstagen Kampfhandlungen zwischen der Roten Armee und der deutschen Wehrmacht statt. Der Dachstuhl des Alpenhauses brennt hierbei vollständig aus. Auf dem Aschesediment wächst seitdem ein imposanter Dachwald, der heute vom Baumkronenpfad aus besichtigt werden kann.
Nach Kriegsende erklärt die Sowjetische Armee das Gelände zum Sperrgebiet und betreibt in den Heilstätten das größte und modernste Militärhospital außerhalb der UdSSR. Nach dem Abzug der russischen Truppen im August 1994 gehen die Beelitzer Heilstätten durch verschiedene Besitzerhände und stehen lange Zeit leer. Durch Diebstahl und Vandalismus werden aus dem ehemals imposanten Gebäudeensemble einer der bekanntesten „Lost Places“ in Europa. Bei Fotografen und Filmproduktionen gleichermaßen beliebt, drohen die Beelitzer Heilstätten ruinös zu zerfallen.
Nach einer mehrjährigen Planungs- und Genehmigungsphase wurde 2015 der Baumkronenpfad auf den Erlebnisareal von BAUM & ZEIT eröffnet. Seitdem besuchten rund 1,75 Millionen Gäste den inzwischen über 700 Meter langen Baumkronenpfad.
Vom 40 Meter hohen Aussichtsturm des Baumkronenpfades können Besucher einen Blick über den Fläming schweifen lassen und bis nach Berlin schauen. Der Pfad sowie das gesamte Gelände des Parks sind barrierefrei zugänglich. Verschiedene Führungen geben einen Einblick in die Geschichte der Lungenheilklinik.
Wo einst gegen die Tuberkulose angekämpft wurde, lässt sich heute Natur, Architektur, Kultur und Geschichte gleichermaßen erleben.
Ausstellung digital
Die Fotoausstellung kann unter www.flaeming-ausstellung.de sowie unter dem Hashtag #flämingausstellung bei Instagram auch online angesehen werden.
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