Millionenfach verkaufte Erkältungsmittel enthalten unwirksamen „Wirk“stoff Phenylephrin
Der Ausschuss berät die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA, die meist dem Votum des Gremiums folgt – wenn auch nicht immer. Die aktuelle Datenauswertung ist jedoch eindeutig und für Phenylephrin vernichtend: Ging man früher davon aus, dass mehr als ein Drittel des eingenommenen Wirkstoffes in den Blutkreislauf gelangt, gilt dies nach neueren Daten höchstwahrscheinlich lediglich für weniger als 1%. Das ist zu wenig, um in der Nasenschleimhaut wirksam werden zu können. Die Studien, auf deren Basis die FDA vor Jahrzehnten Phenylephrin-Präparate als "sicher und wirksam" eingestuft hat, würden nach heutigen Kriterien nicht mehr akzeptiert werden. Zudem beruhen sie zumindest zum Teil auf höchstwahrscheinlich manipulierten Daten. Zumindest die Ergebnisse von zwei alten Studien, die die damals günstigsten Ergebnisse für Phenylephrin beschrieben hatten, ließen sich später von anderen Untersuchern nicht reproduzieren.
Wolfgang BECKER-BRÜSER (Arzt und Apotheker und Herausgeber des arznei-telegramm®) bewertet Arzneimittel zum Einnehmen, die die Nasenschleimhaut abschwellen sollen, als Fehlkonzept:
"Die Vorstellung, dass man einen Arzneistoff einnimmt, der über den Magen-Darm-Trakt in das Blut aufgenommen werden muss und dann möglicherweise irgendwann in der Nasenschleimhaut ankommt, erscheint mir absurd. Schließlich kann mit abschwellenden Nasentropfen oder -sprays ohne Umwege durch direkten Kontakt mit der Nasenschleimhaut innerhalb von ein bis zwei Minuten ein spürbarer schleimhautabschwellender Effekt erzielt werden. Das ist zudem auch deutlich preisgünstiger."
Dass Phenylephrin zum Einnehmen nicht besser als Plazebo wirkt, ist keine wirklich neue Erkenntnis. Das arznei-telegramm® hat dies bereits vor sieben Jahren berichtet (a-t 2016; 47: 14; anbei). Hieraus Konsequenzen zu ziehen, ist überfällig. Das arznei-telegramm® erwartet, dass die Anbieter die Tabletten, Pulver und Flüssigkeiten, die den wirkungslosen Bestandteil Phenylephrin enthalten, eigenverantwortlich vom Markt nehmen.
"Das sollte selbstverständlich sein, wenn die Pharmahersteller es wirklich ernst damit meinen, dass sie wirksame Präparate zum Wohle der Patienten anbieten wollen", fügt BECKER-BRÜSER hinzu.
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