Gesundheit & Medizin

MS-Kognition: App und Web-App ergänzt

Gemeinsam mit der AMSEL, Landesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft in Baden-Württemberg e.V., stellt der DMSG-Bundesverband zwei neue Übungstypen in der App MS Kognition ab sofort zur Verfügung. Die Übungen dienen Menschen mit Multipler Sklerose und ihren Therapeuten dazu, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und sogenannten Exekutivfunktionen zu trainieren.

App und Website MS Kognition sind beliebte Tools für Menschen mit Multipler Sklerose, um die eigenen kognitiven Fähigkeiten zu trainieren. Beide werden auch gerne von Therapeuten eingesetzt und auch von Angehörigen genutzt.

Mit Unterstützung der Techniker Krankenkasse konnten DMSG-Bundesverband und AMSEL zwei neue Aufgaben für das Web- und App-basierte Training programmieren lassen. Die Agentur Interactive systems aus Berlin (IAS) hat diese umgesetzt und diese stehen ab sofort zur Nutzung bereit. Die App kann in den bekannten Stores kostenlos heruntergeladen werden.

Immer wieder haben Menschen mit MS, aber auch Therapeuten, die MS Kognition regelmäßig nutzen, nachgefragt, ob es nicht neue Übungen geben könnte. In enger Abstimmung mit den beiden wissenschaftlichen Begleitern, Prof. Dr. med. Peter Flachenecker, Bad Wildbad, und Dipl. Psychologin Heike Meissner, ebenfalls Bad Wildbad, hat IAS seit dem vergangenen Jahr zwei neue, die bisherigen Übungstypen ergänzende Aufgaben, erstellt und umfangreich getestet.

„Alles unter Kontrolle?“ lauten die neuen Übungen zur Verbesserung der sogenannten selektiven Aufmerksamkeit. In der Übung wird ein Farbwort und verschieden farbige Spielfiguren angezeigt. Wortbedeutung und Schriftfarbe werden je nach Übungsfortschritt in unterschiedlicher Weise präsentiert und müssen richtig zueinander zugeordnet werden.

Mit dieser Übung wird die sogenannte Inhibition verbessert. Das bedeutet, es werden die „selektive“ Aufmerksamkeit und Konzentration gefördert, da die stärker automatisierte Reaktion das Wort zu lesen unterdrückt werden muss, wenn die Schriftfarbe benannt werden soll. Die Diskrepanz zwischen Farbwort und Schriftfarbe führt zu einer verlangsamten Reaktion, welches als der Stroop-Effekt bekannt ist.

Eine gute Aufmerksamkeitskontrolle vermindert die Ablenkbarkeit durch irrelevante Reize. Sie erhöht den bewussten Widerstand gegen dominierende Reaktionstendenzen (Inhibition). Dies hilft z. B. vorschnelle Entscheidungen zu vermeiden und impulsive Emotionen zu kontrollieren. Oder bei einer unerwarteten Situation im Straßenverkehr eine Gefahrenbremsung durchzuführen, anstatt zu versuchen auszuweichen.

Zur Verbesserung der Exekutivfunktion – das sind kognitive Steuerungs- und Leitungsfunktionen wie z. B. Planen, Koordinieren, Priorisieren – gibt es als zweite Neuerung die Übungen zur Schlussfolgerung unter dem Titel „Alles logisch – oder?“.

Diese Übungen haben folgenden Aufbau: Es sind zwei Symbolreihen zu sehen. Die Symbole im ersten Muster sind nach einem bestimmten Kriterium aufgereiht – die Symbole im zweiten Muster auf die gleiche Art und Weise. Die Aufgabe besteht darin, das Kriterium zu entschlüsseln und das untere Muster zu vervollständigen, indem das richtige Symbol aus den Auswahlmöglichkeiten in die Lücke gezogen wird.

Neben der visuell-räumlichen Wahrnehmung wird mit dieser Übung vor allem auch das deduktive, also schlussfolgernde Denken geübt. Dieses ist im Alltag wichtig, um komplexere Sachverhalte zu analysieren und ihnen Sinn zu verleihen. Zudem beinhaltet diese Aufgabe Arbeitsgedächtnisanteile.

Diese Fähigkeit ist auch in vielen Alltagssituationen gefordert. Der eigene Körper wird im Raum mit Objekten oder anderen Personen in Beziehung gesetzt, sodass man sich beispielsweise beim Kartenlesen orientieren, oder Entfernungen und Größen schätzen kann.

Mit den neuen Übungen stehen nun im Bereich Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Exekutivfunktionen elf verschiedene Übungstypen mit Aufgaben unterschiedlichen Schweregrades zur Verfügung.

„Etwa 50 Prozent aller MS-Erkrankten entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung kognitive Beeinträchtigungen, wie z.B. Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen. Die beliebte APP MS Kognition bietet nun schon seit vielen Jahren die Möglichkeit, durch gezielte Übungen die Kognition zu verbessern. Mit den neuen Übungen wird das Tool nun um zwei zusätzliche Aufgabentypen mit den Schwerpunkten deduktives Denken, Wahrnehmung und Impulskontrolle erweitert, wobei es hervorragend gelungen ist, Alltagsrelevanz und Spaß zu kombinieren“, erläutert Heike Meißner, Leitende Neuropsychologin, Neurologisches Rehabilitationszentrum Quellenhof.

„Damit steht MS-Erkrankten eine einfach zugängliche, zugleich aber qualifizierte und neuropsychologisch fundierte Behandlungsmöglichkeit dieser, Alltags- und Berufsleben einschränkenden kognitiven Störungen zur Verfügung, die von den MS-Betroffenen selbständig durchgeführt werden kann und zudem noch extrem motivierend ist“, ergänzt Prof. Dr. Peter Flachenecker, Chefarzt des Neurologischen Rehabilitationszentrums Quellenhof und Vorstandmitglied im Ärztlichen Beirat der DMSG, Bundesverband e.V

Was ist MS Kognition:

Das Internet-Projekt dient der Stärkung der kognitiven Fähigkeiten für Menschen mit Multipler Sklerose und für alle anderen Interessierten. Auf MS Kognition finden Sie wissenschaftlich fundierte Übungen, um Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen zu trainieren. MS Kognition gibt es als App in den bekannten App Stores und webbasiert unter https://www.dmsg.de/….

Über den Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V.

Der DMSG-Bundesverband e.V., 1952/1953 als Zusammenschluss medizinischer Fachleute gegründet, vertritt die Belange Multiple Sklerose Erkrankter und organisiert deren sozialmedizinische Nachsorge.

Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft mit Bundesverband, 16 Landesverbänden und derzeit mehr als 750 örtlichen Kontaktgruppen ist eine starke Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen, 4.186 engagierten ehrenamtlichen Helfern und 251 hauptberuflichen Mitarbeitern. Insgesamt hat die DMSG rund 42.000 Mitglieder.

Mit ihren umfangreichen Dienstleistungen und Angeboten ist sie heute Selbsthilfe- und Fachverband zugleich, aber auch die Interessenvertretung MS-Erkrankter in Deutschland. Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes ist Christian Wulff, Bundespräsident a.D.

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark), die zu Störungen der Bewegungen, der Sinnesempfindungen und auch zur Beeinträchtigung von Sinnesorganen führt. In Deutschland leiden nach Zahlen des Bundesversicherungsamtes mehr als 240.000 Menschen an MS. Trotz intensiver Forschungen ist die Ursache der Krankheit nicht genau bekannt.

MS ist keine Erbkrankheit, allerdings spielt offenbar eine genetische Veranlagung eine Rolle. Zudem wird angenommen, dass Infekte in Kindheit und früher Jugend für die spätere Krankheitsentwicklung bedeutsam sind. Welche anderen Faktoren zum Auftreten der MS beitragen, ist ungewiss. Die Krankheit kann jedoch heute im Frühstadium günstig beeinflusst werden. Deutschlandweit sind schätzungsweise 280.000 Menschen an Multipler Sklerose erkrankt, weltweit etwa 2,8 Mio. Menschen.

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