Saisonauftakt mit „Liebe“ – Bremer Philharmoniker starten in die Spielzeit 2023/2024
1.Philharmonisches Konzert der Bremer Philharmoniker
„Liebe“
WANN
Sonntag, 24. September 2023, 11 Uhr
Montag, 25. September 2023, 19:30 Uhr
WO
Konzerthaus Glocke
Domsheide 4/5
28195 Bremen
Es betrifft dich! So scheint die Botschaft zu lauten, die die Bremer Philharmoniker in der Spielzeit 2023/2024 mit ihren Konzertprogrammen verbreiten möchten – und sie lassen Taten sprechen: Die zwölf Philharmonischen Konzerte drehen sich um die großen Themen, die jeden Menschen unabhängig von Alter, Lebenssituation, Kultur oder Herkunft bewegen. So eröffnet Generalmusikdirektor Marko Letonja am Sonntag, den 24., und Montag, den 25. September, die Spielzeit mit einem der stärksten Gefühle – Liebe!
Im Mittelpunkt des Konzertes stehen vier der berühmtesten Liebespaare des klassischen Repertoires: Romeo und Julia, Pelléas und Mélisande, Tristan und Isolde, Daphnis und Chloé – leidenschaftlich Liebende, die das komplette Gefühlskarussell durchleben, meisterhaft vertont von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, Gabriel Fauré, Richard Wagner und Maurice Ravel. Sehnsucht und Leidenschaft, Drama und Tragödie … und zum Glück wenigstens für eines der vier Paare eine Liebe mit Happy End.
Das Konzert beginnt mit Tschaikowskys Fantasie-Ouvertüre zu William Shakespeares Romeo und Julia – ein Sujet, dass ihn gedanklich auch als Oper beschäftigte, einzig sein früher Tod verhinderte das Vorhaben. Doch in der Fantasie-Ouvertüre ist musikalisch bereits alles drin, was die Tragödie dieses unglücklichen Liebespaares in Kurzform beschreibt: Ein Gebet, das Säbelrasseln der verfeindeten Familien und ein ergreifendes Liebeslied. Zu den bekanntesten Liebesgeschichten, die unzählige Künstler inspirierten, gehört auch Maurice Maeterlincks Drama Pelléas und Mélisande. Es basiert auf einer überlieferten Sage und handelt von der Liebe zwischen der unglücklich verheirateten Mélisande und ihrem Schwager Pelléas und endet mit einem Brudermord und dem Tod Mélisandes im Kindbett. Gabriel Fauré erzählt sie musikalisch in der anmutig melodischen Sprache der Spätromantik.
Ein Schlüsselwerk der Musikgeschichte schuf Richard Wagner mit Tristan und Isolde. Hier sorgt nicht zuletzt der berühmte Tristan-Akkord gleich zu Beginn des Vorspiels für ein Mysterium, das seit der Uraufführung Generationen von Musikwissenschaftlern beschäftigt. Selbst der Komponist zeigte sich angesichts der Genialität seines Werkes erschüttert. An seine Muse Mathilde Wesendonk schrieb er 1859: „Kind, dieser Tristan wird was Furchtbares! Dieser letzte Akt! Ich fürchte, die Oper wird verboten, nur mittelmäßige Aufführungen können mich retten! Vollständig gute müssen die Leute verrückt machen.“ Fast verrückt wurde auch Maurice Ravel während seiner Arbeit an der Ballettmusik für Daphnis und Chloé, die er im Auftrag des berühmten russischen Impresarios Sergej Djagilev schrieb. „Fast jede Nacht Arbeit bis 3.00 Uhr morgens. Was die Sache besonders erschwert, ist, dass [der Choreograf] Fokine kein Wort Französisch kann und ich nur auf Russisch fluchen kann. Selbst mit Dolmetschern in der Nähe können Sie sich vorstellen, wie chaotisch unsere Treffen sind“, so Ravel gegenüber seiner Freundin Madame de Saint-Marceaux im Juni 1909. Daphnis und Chloé blieb der große Erfolg als Ballett verwehrt, anders als Ravels farbenprächtige Musik, die zu einem festen Bestandteil des symphonischen Repertoires wurde.
Das Programm
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893)
Romeo und Julia. Fantasie-Ouvertüre
Uraufführung: 4. März 1870 in Moskau
Gabriel Fauré (1845-1924)
Pelléas und Melisande. Suite op. 80
– Prélude (Quasi adagio)
– Fileuse (Andantino quasi allegretto)
– Sicilienne (Allegro molto moderato)
– Mort de Mélisande (Molto adagio)
Uraufführung: 3. Februar 1901 in Paris;
Pause
Richard Wagner (1813-1883)
Tristan und Isolde. Vorspiel und Liebestod WWV 90
Uraufführung: 10. Juni 1863 in München
Maurice Ravel (1875-1937)
Daphnis und Chloé. Suite Nr. 2
– Lever du jour
– Pantomime
– Danse générale
Uraufführung: 8. Juni 1912 in Paris
Marko Letonja, Dirigat
Erich Roßbander, Sprecher
Informationen zu Künstlern und Programm / Auszüge aus dem Programmheft
Marko Letonja
Dirigat
Seit Beginn der Spielzeit 2018/2019 ist Marko Letonja Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Bremer Philharmoniker. Mit dem Orchester ist er seitdem in Bremen sowie regelmäßig auf bundesweiten Gastspielen zu erleben und tourte höchst erfolgreich im April 2023 durch Südkorea.
Marko Letonja ist zudem Artistic Director des Tasmanian Symphonie Orchestra, an dem er zuvor von 2011 bis 2018 Chefdirigent war. Unter seiner Amtszeit gelang es ihm, das Tasmanian Orchestra auf ein neues künstlerisches Niveau zu bringen und ihm zu neuem Glanz zu verhelfen. So gewann er 2017 für die konzertante Aufführung von Wagners Tristan und Isolde mit Nina Stemme und Stuart Skelton den Helpman Award für das beste Konzert eines Symphonieorchesters. Von 2012 bis 2021 war er Chefdirigent des Orchèstre Philharmonique de Strasbourg. Zu den Höhepunkten seiner dortigen Amtszeit zählten eine Deutschlandtournee, die in hochgelobten Auftritten in der Elbphilharmonie Hamburg und der Frankfurter Oper gipfelte, sowie eine Tournee durch Südkorea und die Inszenierung von Bartóks Herzog Blaubarts Burg an der Pariser Oper. Zu weiteren Auszeichnungen zählte eine Inszenierung von Ginasteras Beatrice Cenci an der Opera National du Rhin, die 2019 den Grand Prix für die beste Opernproduktion des Syndicat Professionel de la Critique gewann. Als Gastdirigent arbeitet Letonja mit den Wiener Symphonikern, den Münchner Philharmonikern, dem Orchestre de la Suisse Romande, den Hamburger Symphonikern, dem Orchester Filamonica della Scala in Mailand und dem Berliner Radio-Symphonieorchester zusammen sowie mit dem Seoul Philharmonic, dem Mozarteum Salzburg, dem Stockholmer Opernorchester, dem Staatsorchester Stuttgart und tourte mit dem Orchester Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi. Mit einem vielfältigen Repertoire gastiert er des Weiteren u. a. an den Opernhäusern in Wien, Genf, Rom, Dresden, Berlin, Straßburg, München und Lissabon. Zudem ist er gern gesehener Gast in Australien und Neuseeland und wurde 2008 zum Principal Guest Conductor des Orchestra Victoria Melbourne ernannt. Letonja begann sein Studium als Pianist und Dirigent an der Musikakademie von Ljubljana und schloss es 1989 an der Akademie für Musik und Theater in Wien ab. Schon zwei Jahre später wurde er Musikdirektor der Slowenischen Philharmonie in Ljubljana, die er bis zu seiner Ernennung zum Chefdirigenten und Musikdirektor des Sinfonieorchesters und des Theaters Basel leitete. In dieser Zeit begann auch seine internationale Laufbahn als Konzertdirigent.
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840–1893)
Romeo und Julia. Fantasie-Ouvertüre
Milij Balakirew, Begründer und führender Kopf der Komponistengruppe „Mächtiges Häuflein“, gab Tschaikowsky im Sommer 1869 den Anstoß zu einer musikalischen Bearbeitung des Shakespeare-Sujets in Form einer Ouvertüre. Fernab von allen tragischen Verstrickungen beginnt die der Ouvertüre zu Grunde liegende Geschichte in der Klangwelt eines Klosters. Ein Choralthema verkörpert die Gestalt des Pater Lorenzo, den Tschaikowskys Musik treffend als Mönch charakterisiert. Es folgt ein ruhiger, idyllischer Abschnitt, bevor sich das kämpferische Hauptthema des schnellen Teils ankündigt. Doch erst nach einem kurzen Zurücksinken in die friedliche Welt des Klosters bricht sich das Hauptthema endgültig Bahn. Es symbolisiert den Hass zwischen den Familien Capulet und Montague. Violinen und Flöten liefern sich schrille Gefechte, rasende Unisono-Läufe lassen die fanatische Verblendung der beiden Parteien erahnen, wuchtige Beckenschläge den tragischen Ausgang. Nach einer knappen Überleitung führt Tschaikowsky ein zweites, sangliches Thema ein. Eine geradezu dahinschmelzende Cello-Kantilene steht für das sehnsüchtige Verlangen der Liebenden. Den weiteren Gang der Handlung zu verfolgen ist anhand der Entwicklung der Themen leicht. Die tragische Verstrickung Romeos im erbitterten Kampf der beiden Familien, sein Mord an Julias Vetter Tybalt, die Flucht der Liebenden und das tragische Missverständnis, das zu ihrem Tod führt, all das ist mit fast opernhaft anmutender Deutlichkeit auskomponiert.
Gabriel Fauré (1845–1924)
Pelléas und Mélisande. Suite op. 80
Pelléas und Golaud sind Halbbrüder, die mit ihrer Mutter Geneviève und ihrem Großvater König Arkel in einem alten düsteren Schloss leben. Golaud trifft eines Tages beim Jagen auf die schöne und rätselhafte Mélisande, die am Rand eines Brunnens sitzt. Sie geht mit ihm und die beiden heiraten. In der düsteren Umgebung des Schlosses fühlt Mélisande sich unwohl. Nur in Pelléas Nähe spürt sie Geborgenheit. Als Golaud eines Tages die beiden überrascht, wie sie sich ihre Liebe gestehen, tötet er seinen Halbbruder. Mélisande bringt noch ein Kind von Golaud zur Welt, ehe auch sie stirbt. Faurés hat dazu eine feinsinnige Musik komponiert, sie ist ein Ausläufer der Spätromantik und zeichnet sich durch klare, elegante Melodien aus, die gewissermaßen von einer Woge harmonischer Eleganz getragen werden. Wenige Jahre später beschloss Fauré, drei Teile der Partitur für eine Suite zu extrahieren und orchestrierte diese Teile für eine größere Besetzung neu. Erst einige Jahre später wurde die Sicilienne, die heute wahrscheinlich das bekannteste Stück ist, der Suite hinzugefügt.
Das eröffnende Prélude erzeugt eine mysteriöse, geheimnisvolle Atmosphäre, die die Szene mit subtilen Andeutungen der unvermeidlichen Tragödie um die Anziehung zwischen Mélisande und Pelléas durchzieht. Nach einem verhaltenen Höhepunkt kündigt ein Hornruf das Erscheinen Golauds an. Im zweiten Satz, Fileuse (Die Spinnerin), wird ein äußerst delikates Bild von Mélisande am Spinnrad gezeichnet, während schnelle Triolenfiguren in den Violinen das Rad vorantreiben und eine Solo-Oboe klar und deutlich lyrische Kantilenen entfaltet. Die heiter-kühle und pastorale Sicilienne setzt eine Soloflöte gegen Harfe und Pizzicato-Streicherbegleitung. Im letzten Satz stimmt Fauré dann auf den tragischen Tod von Mélisande ein.
Richard Wagner (1813–1883)
Tristan und Isolde -Vorspiel und Liebestod
Das gut zehnminütige Vorspiel zu „Tristan und Isolde“ ist eine Einstimmung in die weihevolle, sakrale Aura, die nicht nur dieses Werk Wagners umgibt. Der sich direkt daran anschließende Liebestod – das Ende der gut vierstündigen Oper – ist nicht weniger dramatisch. Wagner war gerade erst ein Jahr aus seinem Exil in Zürich, Venedig und Paris zurückgekehrt, als 1863 das Vorspiel und der Liebestod aus seiner Oper Tristan und Isolde uraufgeführt wurden. Er war 1849 aus Dresden geflohen, nachdem der dortige sozialistische Maiaufstand, an dem er teilnahm, von sächsischen und preußischen Truppen niedergeschlagen worden war. Das politische Verbot und die offenen Haftbefehle gegen Wagner und die anderen Revolutionäre wurden erst 1862 aufgehoben, was seine Zeit im Ausland auf zwölf lange, aber nicht unproduktive Jahre verlängerte. Wagners Paarung der beiden Stücke – ursprünglich eine Notlösung, weil sich die Fertigstellung der Oper hinzog – spiegelt auf magische Weise die Vollständigkeit von Tristans und Isoldes gesamter Reise wider und erfüllt in Wagners eigenen Worten aus dem Programmheft der Uraufführung – ihre „ewige Vereinigung im unermesslichen Raum, ohne Grenzen, ohne Fesseln, unteilbar!“
Maurice Ravel (1875–1937)
Daphnis und Chloé. Suite Nr. 2
Der russische Impresario Serge Djagilev beauftragte Maurice Ravel 1912, eine Musik für das geplante Ballett „Daphnis und Chloé“ zu komponieren. Ravel stellte sich sein Werk als „ein riesiges musikalisches Fresko vor, das weniger auf Archaismus bedacht ist als auf die Treue zum Griechenland meiner Träume, das sich bereitwillig mit dem identifiziert, was sich die französischen Maler des späten 18. Jahrhunderts vorgestellt und dargestellt haben.“ Wie sich herausstellte, stand Ravels Konzept im Widerspruch zu Fokines Choreografie und Léon Baksts Bühnenbild. Es kam zu ständigen Auseinandersetzungen zwischen den dreien, wodurch sich die Fertigstellung des Werks immer wieder verzögerte. Die Uraufführung fand schließlich am 8. Juni 1912 statt. Daphnis und Chloé hatte als Ballett keinen Erfolg, aber Ravels farbenprächtige Musik hinterließ einen unmittelbaren, weitgehend positiven Eindruck. Sie ist zu einem festen Bestandteil des symphonischen Repertoires geworden, vor allem die zweite der beiden Suiten, die der Komponist aus der 50-minütigen Partitur schöpfte.
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