Theaterpreis des Bundes: Auszeichnung für Chamäleon Berlin
In ihrer Begründung würdigte die Jury das Chamäleon als „Speerspitze einer dynamischen Entwicklung der Darstellenden Künste, die bestehende Grenzen zwischen Genres, aber auch Betriebsformen überwindet.“ Das Berliner Theater stehe für einen zeitgenössischen Zirkus, der sein „künstlerisches und Publikumspotential so entfaltet, dass sich alte Fragen nach U.- oder E.-Kultur, nach Sub- oder Hochkultur, nach fest oder frei in körperlich spürbare ästhetische Energie sublimieren.“ Besonders hob die Jury dabei den Umgang des Theaters mit der Pandemie hervor: „Trotz 18 Monaten Schließzeit, unplanbaren Bedingungen und keinerlei finanziellen Sicherheiten hat das Chamäleon diese Zeit zu einem inhaltlichen Neustart und einem künstlerischen Inkubator für sich werden lassen, inklusive sozialer Absicherung der internationalen Companien, neuer Koproduktionen und Residenz-Programmen sowie einer Steigerung der Zugänglichkeit und Publikumsbegegnung.“
Chamäleon-Intendantin Anke Politz und Geschäftsführer Hendrik Frobel zeigten sich nach der Bekanntgabe „überglücklich, irrsinnig stolz und aufrichtig dankbar“. Die Auszeichnung sei ein großartiges Zeichen für das Haus wie auch für die gesamte Szene des Zeitgenössischen Zirkus in Deutschland. „Wir nehmen diesen Theaterpreis stellvertretend für unser exzellentes Team und alle Künstler:innen und Partner:innen entgegen, die mit uns diese wagnisreiche und arbeitsintensive Reise gestalten“, so Politz und Frobel. „Wir überprüfen und verändern stetig unsere Werte und Arbeitsweisen, um das künstlerische Schaffen und das soziale Miteinander in den Mittelpunkt unserer Arbeit zu stellen.“ Der Preis sei nicht nur die Bestätigung und Anerkennung von langjähriger Arbeit, sondern zeige auch welches Potential in der Kunstform des zeitgenössischen Zirkus liege.
Die Bundesregierung vergibt den Theaterpreis des Bundes in diesem Jahr zum fünften Mal, die Verleihung findet alle zwei Jahre statt. Neben dem Chamäleon erhalten 2023 auch das Theaterhaus Jena sowie das Leipziger LOFFT jeweils eine mit 100.000 Euro dotierte Auszeichnung.
Der mit 200.000 Euro dotierte Hauptpreis geht an das Ballhaus Naunynstraße in Berlin. Mit den Auszeichnungen würdige die Bundesregierung die „wertvolle Arbeit kleiner und mittlerer Bühnen als Orte des künstlerischen Gesellschaftsexperiments“, sagte Staatministerin Roth. An den prämierten Häusern sei inklusives, divers aufgestelltes und machtkritisches Arbeiten möglich. „Damit sind sie Vorreiter sowohl in der Theaterlandschaft als auch in der gesamten Kulturlandschaft.“
Die Jury in der Kategorie Privattheater und Gastspielhäuser besteht in diesem Jahr aus dem Düsseldorfer Theaterdirektor René Heinersdorff, der Berliner Theaterwissenschaftlerin und Journalistin Theresa Schütz, dem Hamburger Theatermacher Cornelius „Corny“ Littmann sowie Dorothee Starke, die das Kulturamt Bremerhaven leitet. Koordiniert wurde die Juryarbeit über alle Kategorien hinweg von Jonas Zipf, dem Geschäftsführer des Theaters Kampnagel in Hamburg.
Das Chamäleon Berlin besteht mit seiner jetzigen Ausrichtung seit 2004. Es versteht sich als Kreativund Produktionsort für den zeitgenössischen Zirkus und gehört weltweit zu den wichtigsten Bühnen für diese Kunstform. Es hat Arbeiten mit den bedeutendsten Ensembles der Welt entwickelt und nach Berlin geholt, zuletzt etwa Gravity & Other Myths aus Australien und Circo Aereo aus Finnland. Über die Jahre hat sich das Chamäleon von einem privatwirtschaftlichen Theater zu einem gemeinnützig organisierten Kulturhaus für Aufführungen, Debatten, Experimente, Akrobatik und Bewegungskunst entwickelt. Erklärtes Ziel des Hauses ist es, die Aufmerksamkeit und die Wertschätzung für den zeitgenössischen Zirkus als eigenständige Kunst zu erhöhen. Geführt wird das Haus von der Intendantin Anke Politz und dem Geschäftsführer Hendrik Frobel. Politz ist seit April dieses Jahres zudem zweite Vorsitzende des Bundesverbands Zeitgenössischer Zirkus (BUZZ).
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