Ausgezeichnete interdisziplinäre Versorgung von Menschen mit familiärem Brust- und Eierstockkrebs am Universitätsklinikum Heidelberg
Sind in der Vergangenheit mehrere Familienmitglieder an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt, stellen sich viele Frauen die Frage, ob und wann sie selbst betroffen sein werden. Doch was kann man tun, wenn es noch nichts zu behandeln gibt? Früherkennung wahrnehmen und warten, bis ein Tumor auftritt? Oder besser präventiv operieren lassen? Als Anlaufstelle mit umfassendem und interdisziplinärem Beratungs- und Behandlungsangebot hat die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) nun dem Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) höchste Qualitätsstandards bescheinigt. Damit ist das Zentrum die erste DKG-zertifizierte Einrichtung dieser Art in Baden-Württemberg. Voraussetzung für die Zertifizierung sind unter anderem die intensive Zusammenarbeit in den Bereichen Gynäkologie, Humangenetik, Onkologie, Radiologie, Pathologie und Psychoonkologie, gemeinsame Fallbesprechungen, stetige Qualitätskontrollen, eine hohe Expertise gemessen an der Zahl der Patientinnen sowie Fort- und Weiterbildungsangebote.
Die Veranlagung jeder fünften bis zehnten Brustkrebserkrankung ist erblich bedingt und beruht auf einer Veränderung der Erbinformation, die das Erkrankungsrisiko der Betroffenen deutlich erhöht. Auch beim Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom), der anfangs unbemerkt wächst und daher meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird, können genetische Faktoren eine Rolle spielen. Anders als beim Brustkrebs gibt es für das Ovarialkarzinom bislang noch keine effiziente Früherkennung. Frauen mit familiärer Vorbelastung leben in ständiger Sorge, dass bei ihnen das Tumorwachstum bereits unbemerkt eingesetzt haben könnte. In beiden Fällen benötigen Frauen, ebenso wie betroffene Männer mit erhöhtem Brustkrebsrisiko, qualifizierte Beratung, wie sie mit der erhöhten Erkrankungswahrscheinlichkeit umgehen können und welche Vorsorge- und Therapieangebote sich eignen.
"Gibt es Hinweise auf eine erbliche Veranlagung, weil in der Familie gehäuft oder besonders jung Brust- oder Eierstockkrebs aufgetreten ist, können sich Ratsuchende in unserer interdisziplinären Sprechstunde vorstellen", sagt Dr. Nicola Dikow, Leiterin des Zentrums für familiären Brust- und Eierstockkrebs und Oberärztin am Institut für Humangenetik des UKHD. "Dort besprechen wir mit ihnen die Möglichkeit einer genetischen Analyse, Maßnahmen der Früherkennung und präventive Maßnahmen wie die Entfernung der Brust- oder Eierstöcke. Ebenso gilt es im Hinblick auf die Familienplanung den geeigneten Zeitpunkt dafür zu finden." Gleichzeitig gibt es noch großen Forschungsbedarf, denn nicht alle Patientinnen weisen die potentiell krankheitsverursachende Genveränderung auf. Das Zentrum beteiligt sich daher an multizentrischen Studien, um auch diese Patientinnen und Patienten optimal versorgen zu können.
Das Heidelberger Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs steht unter der gemeinsamen Leitung der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie des Instituts für Humangenetik am UKHD. "Die Zertifizierung durch die Deutsche Krebsgesellschaft unterstreicht das große Engagement aller Mitarbeitenden und die wichtige interdisziplinäre Zusammenarbeit – auch mit Partnern außerhalb des Campus," betont Professor Dr. Christian Schaaf, Ärztlicher Direktor des Instituts für Humangenetik. "Mit dem Aufbau des Zentrums haben wir eine Versorgungslücke in Baden-Württemberg und den angrenzenden Regionen geschlossen. Darüber hinaus bietet das Zertifikat eine gute Orientierungshilfe für Betroffene, die auf der Suche nach qualifizierter Beratung und Versorgung sind."
Um Patientinnen und Patienten flächendeckend und wohnortnah auf höchstem Niveau versorgen zu können, ist das Zentrum mit umliegenden Kliniken und zertifizierten Brust- bzw. Gynäkologischen Krebszentren vernetzt, was zukünftig noch weiter ausgebaut werden soll. "Nachdem wir die Betroffenen bei uns beraten, diagnostiziert und gegebenenfalls operiert haben, können sie sich im überweisenden Zentrum von den ihnen vertrauten Ärztinnen und Ärzten weiter betreuen lassen. Wir unterstützen die Kolleginnen und Kollegen in ergänzender Beratungsfunktion", erläutert Privatdozent (PD) Dr. Oliver Zivanovic, Ärztlicher Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des UKHD. Sein Ziel ist es, an der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg ein hochspezialisiertes Zentrum zur Behandlung von Patientinnen mit Ovarialkarzinom aufzubauen: "Das neue und jetzt zertifizierte Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs ist ein wichtiger Baustein auf diesem Weg."
Weitere Informationen im Internet
Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs am UKHD
Universitätsfrauenklinik Heidelberg
Institut für Humangenetik des UKHD
Das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für Patientinnen und Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 14.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit rund 2.500 Betten werden jährlich circa 86.000 Patientinnen und Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.100.000 Patientinnen und Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) hat das UKHD das erste Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg etabliert. Ziel ist die Versorgung auf höchstem Niveau als onkologisches Spitzenzentrum und der schnelle Transfer vielversprechender Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik. Zudem betreibt das UKHD gemeinsam mit dem DKFZ und der Universität Heidelberg das Hopp Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), ein deutschlandweit einzigartiges Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg (MFHD) rund 4.000 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion. www.klinikum.uni-heidelberg.de
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