„Damit Inklusion keine Illusion bleibt“
Shari und André Dietz haben ihr Familienleben mit einem Kind mit schwerer geistiger und körperlicher Behinderung einem großen Publikum nahegebracht – mit ihrem viel gelesenen Blog, ihren Büchern, den zahlreichen Zeitungsartikeln und Fernsehauftritten. Die beiden haben vier Kinder, die heute neun Jahre alte Tochter Mari hat das Angelman-Syndrom und braucht rund um die Uhr Unterstützung.
Mit ihrem Buch „Alles Liebe. Familienleben mit einem Gendefekt“ gewähren Shari und André Dietz einen Einblick in ihren Alltag und den damit verbundenen Herausforderungen. Ihr liebevoller und humorvoller Umgang miteinander, die Liebe zu all ihren Kindern sowie ihre Offenheit haben Leserinnen und Leser tief berührt.
Das Paar beschreibt, wie es oft an seine persönlichen Grenzen stößt und vermittelt dennoch die Zuversicht, dass ein glückliches Familienleben auch unter schwierigen Bedingungen möglich ist. In dem 2022 veröffentlichten Kinderbuch „Ich bin Mari“ geben die Eltern ihrer Tochter mit Beeinträchtigung eine Stimme und helfen dabei, Berührungsängste im Umgang mit Menschen, die anders sind, abzubauen. Das Buch unterstreicht damit das Lebenshilfe-Motto „Es ist normal, verschieden zu sein“.
André Dietz setzt auch in seinem Beruf als Schauspieler weit sichtbare Zeichen für Inklusion: Aktuell war er an der Seite von Fernseh-Koch Tim Mälzer und 13 Menschen mit Down-Syndrom in der erfolgreichen VOX-Reihe „Zum Schwarzwälder Hirsch“ zu sehen. André Dietz hat hier mit großer Sensibilität und mit seiner reichen Erfahrung als Vater einer Tochter mit Behinderung in hohem Maße dazu beigetragen, dass Menschen mit Beeinträchtigung vor der Kamera zeigen konnten, was in ihnen steckt.
„Wir leben Inklusion“, betonen Shari und André Dietz. „Wir fühlen uns geehrt, mit diesem tollen Preis ausgezeichnet zu werden! Wir wurden nicht darauf vorbereitet zu pflegen und tun es natürlich vor allem aus Liebe. Und das ist auch erst mal alles, was man im Umgang mit ALLEN Menschen – mit oder ohne Behinderung – braucht. Liebe!“
Wer ist der BOBBY?
Der Medienpreis der Lebenshilfe ist benannt nach Bobby Brederlow. Der Schauspieler mit Down-Syndrom aus München war 1999 der erste Preisträger. Mit dem BOBBY würdigt die Bundesvereinigung Lebenshilfe vorbildliches Engagement für Menschen mit Behinderung und Inklusion, das aufklärt und Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung abbaut. Der Lebenshilfe-Medienpreis wird in diesem Jahr zum 21. Mal verliehen. Er ist nicht mit einem Preisgeld verbunden.
2023 erhält der BOBBY ein verändertes Aussehen. Er ist immer noch seinem Namensgeber nachempfunden, doch die Figur wurde neugestaltet – von Stanley Schulten alias Mister Wolf. Er ist ein Künstler mit Beeinträchtigung im Atelier KUNSTRAUM der Lebenshilfe Nürnberg. Die Bundesvereinigung Lebenshilfe will damit ein weiteres Zeichen für Inklusion setzen und deutlich machen, zu welchen Leistungen Menschen mit Behinderung fähig sind, wenn ihre Talente gefördert werden.
Zu den weiteren Preisträger*innen gehören neben anderen:
- Fotograf Florian Jaenicke und TV-Moderatorin Sandra Maischberger, die sich beide für eine inklusive Gesellschaft einsetzen und damit eine große Öffentlichkeit erreichen (2020)
- Dr. Eckart von Hirschhausen, der mit seinem Humor Brücken baut für ein besseres Miteinander, für Teilhabe und Inklusion (2018)
- Natalie Dedreux, die das Down-Syndrom hat und Bundeskanzlerin Angela Merkel in der ARD-Sendung Wahlarena zum Thema „Spätabtreibungen“ befragte (2017)
- Annette Frier und der WDR-Fernsehfilm „Nur eine Handvoll Leben“ (2016)
- FC Bayern München (2015) für seine Stadion-Aktion zum Welt-Down-Syndrom-Tag
- Kai Pflaume und die ARD-Reihe „Zeig mir Deine Welt“ mit Tom Auweiler, Verena Glatter, Ronja Nobbe, Anna Ring, Ottavio Tavormine und Sebastian Urbanski, die alle das Down-Syndrom haben (2014)
- ChrisTine Urspruch mit dem „Tatort“ aus Münster (2013)
- Juliana Götze, Schauspielerin mit Down-Syndrom für ihre Rolle in der ARD-Krimiserie „Polizeiruf 110“, Folge „Rosis Baby“ (2009)
- Guildo Horn für seine Talksendung mit geistig beeinträchtigten Gästen im SWR (2007)
- Günther Jauch, der als Moderator von „Stern TV“ immer wieder Menschen mit Behinderung zum Thema gemacht hat (2003)
- Die Fernseh-Serie „Lindenstraße“ mit Jan Grünig, der das Down-Syndrom hat (2001)
Seit ihrer Gründung im Jahr 1958 steht die Lebenshilfe für Teilhabe statt Ausgrenzung, für Offenheit und Vielfalt. Als Selbsthilfevereinigung, Eltern- und Fachverband unterstützt sie Menschen mit verschiedenen Behinderungen und ihre Familien. Vor allem setzt sich die Lebenshilfe für Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung ein. Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung sind der Lebenshilfe besonders wichtig. In 477 Orts- und Kreisvereinigungen sowie 16 Landesverbänden sind etwa 120.000 Mitglieder aktiv. Bundesvereinigung und Landesverbände vertreten überregional die Interessen von Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen. Mehr Informationen im Internet auf: www.lebenshilfe.de
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