Hafen Rotterdam und Yokogawa starten Studie zur Steigerung der Ressourceneffizienz
Die einzelnen Unternehmen der petrochemischen Industrie haben ihre eigenen Abläufe im Allgemeinen stark optimiert. Doch die Sorge um die Offenlegung vertraulicher Informationen hält sie oft davon ab, über den „Tellerrand“ hinauszuschauen und mit anderen Unternehmen in einem Industriecluster zusammenzuarbeiten, obwohl dies zu weiteren Energie- und Ressourceneinsparungen führen kann. Der Hafen von Rotterdam und Yokogawa wollen diese Barriere durchbrechen, indem sie den vertraulichen Austausch von Daten und eine tiefere Integration innerhalb des Clusters erleichtern.
Durch die Integration verschiedener Versorgungsleistungen wie Wärme, Strom und Wasserstoff kann die industrielle Flexibilität erhöht werden, was zu neuen Effizienzgewinnen führt. Bei der Elektrizität kann beispielsweise der Verbrauch „hinter dem Zähler“ zwischen benachbarten Unternehmen optimiert werden, um Nachfragespitzen zu bewältigen. Das könnte auch dazu beitragen, eine Überlastung des Stromnetzes im Hafengebiet zu verhindern. Derselbe Ansatz lässt sich auch auf die Nutzung anderer Versorgungsleistungen ausdehnen. Unternehmen, die Dampf als Nebenprodukt erzeugen, könnten zum Beispiel die Produktion genau dann hochfahren, wenn ein benachbartes Unternehmen mehr Dampf benötigt, und so verhindern, dass Wärme verschwendet wird. Insgesamt könnte dieser Multi-Utility-Ansatz einen wichtigen Beitrag zur Energieeinsparung und Emissionsreduzierung leisten.
Als Europas größter Hafen und Sitz von mehr als 200 Industrieunternehmen ist der Hafen von Rotterdam bestens geeignet, um dieses Projekt zur Unterstützung der Energiewende zu ermöglichen. Yokogawa kann seine Simulationstechnologie, die eine optimale Produktionsplanung unterstützt, seine Lösungen für das regionale Energiemanagement und seine Beratungskompetenz nutzen, um Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung in verschiedenen Industriesystemen aufzudecken.
Die beiden Unternehmen haben bereits eine „Vormachbarkeitsstudie“ durchgeführt, bei der Computersimulationen und Vergleiche mit den Abläufen im Rotterdamer Hafenindustriecluster eingesetzt wurden, um mögliche Einsparungen bei einer Reihe von Versorgungseinrichtungen zu ermitteln. Dies wurde durch vertiefende Workshops und Gespräche mit verschiedenen in diesem Bereich tätigen Unternehmen ergänzt.
Die Vormachbarkeitsstudie ergab Effizienzsteigerungen von bis zu 5 % – durch eine bessere Abstimmung der Nutzung von Strom, Wärme, Dampf und Rohstoffen wie Wasser und Industriegasen. Das führte zu niedrigeren Kosten und einer geringeren CO2-Bilanz. Langfristig könnten durch eine tiefere Integration und Optimierung innerhalb des Industrieclusters Einsparungen von bis zu 10 % erzielt werden. Auf diese Weise könnte sich der Raum Rotterdam zu einer „industriellen Sharing Economy“ entwickeln, in der die intensive gemeinsame Nutzung von Ressourcen und Infrastruktur zu hocheffizienten Abläufen für alle Unternehmen in der Region führt.
Nach diesen vielversprechenden ersten Bewertungen haben der Rotterdamer Hafen und Yokogawa nun eine Machbarkeitsstudie mit mehreren Petrochemie- und Energieunternehmen des Clusters begonnen, um konkrete Anwendungsfälle auf der Grundlage bestehender Abläufe zu definieren. Die ersten Ergebnisse der Machbarkeitsstudie werden bis Ende 2023 erwartet. Wenn sie hinreichend positiv ausfallen, wird der nächste Schritt darin bestehen, Pläne für die Durchführung von Feldversuchen mit kooperierenden Unternehmen im Hafen ab 2024 zu entwickeln.
Über den Hafenbetrieb Rotterdam (Port of Rotterdam Authority)
Der Hafenbetrieb Rotterdam hat sich zum Ziel gesetzt, die Wettbewerbsposition des Rotterdamer Hafens als Logistikdrehscheibe und Industriekomplex von Weltrang in Bezug auf Größe und Qualität zu stärken. Die Kernaufgaben des Hafenbetriebs sind die nachhaltige Entwicklung, das Management und der Betrieb des Hafens, die Aufrechterhaltung einer reibungslosen und sicheren Schiffsabfertigung und die Unterstützung der Zukunftsfähigkeit des Rotterdamer Hafens. www.portofrotterdam.com
Zahlen und Fakten über den Hafenbetrieb Rotterdam und den Hafen von Rotterdam:
Hafenbetrieb Rotterdam: ca. 1.270 Mitarbeiter, Einnahmen von ca. 770 Millionen Euro.
Hafenfläche: 12.500 Hektar (Land und Wasser, davon ca. 6.000 Hektar Industriegelände). Das Hafengebiet ist mehr als 40 Kilometer lang.
Güterumschlag: ca. 470 Millionen Tonnen Güter pro Jahr.
Schifffahrt: ca. 30.000 Seeschiffe und 100.000 Binnenschiffe jährlich.
Beschäftigung: (Rijnmond und Maasmond Areas, direkt und indirekt) 565.000 Arbeitsplätze in den Niederlanden. Wertschöpfung: 63 Milliarden Euro, 8,2 % des niederländischen BIP.
Yokogawa bietet fortschrittliche Lösungen im Bereich der Mess-, Steuerungs- und Informationstechnik für Kunden aus verschiedensten Branchen wie z.B. der Energieindustrie, der chemischen Industrie, der Pharmaindustrie und der Lebensmittelindustrie. Das Unternehmen unterstützt seine Kunden bei der Bewältigung der immer komplexer wer-denden Aufgaben in der Produktion, im Betriebsmanagement und bei der Optimierung von Anlagen, Energiever-brauch und Lieferketten mit digital gestützter intelligenter Fertigung, die den Übergang zu autonomen Abläufen er-möglicht.
Yokogawa wurde 1915 in Tokio gegründet und engagiert sich mit mehr als 17.000 Mitarbeitern in einem globalen Netzwerk von 129 Unternehmen an Standorten in 60 Ländern für eine nachhaltigere Gesellschaft. Etwa 200 Mitar-beiter der europäischen Yokogawa-Organisation sind an verschiedenen Produktions- und Vertriebsstandorten in Deutschland und am Sitz der Yokogawa Deutschland GmbH in Ratingen beschäftigt. In Europa besitzt Yokogawa einen eigenen Vertrieb sowie eigene Service- und Engineering-Organisationen. Yokogawa Europe B.V. wurde 1982 als Zentrale für Europa in Amersfoort, NL, gegründet.
Yokogawa Deutschland GmbH
Broichhofstr. 7-11
40880 Ratingen
Telefon: +49 (2102) 4983-0
Telefax: +49 (2102) 4983-22
http://www.yokogawa.com/de