Sonderausstellung „Mark Dion. Delirious Toys“ ab 7. Oktober im Museum Nikolaikirche
Ein Labyrinth aus Brettspielen, Tiere, die eine Pyramide erklimmen, Fahrzeuge aller Art, die sich auf einem Rundkurs ein Rennen liefern: In „Mark Dion. Delirious Toys | Die Berliner Spielzeug-Wunderkammer“ interpretiert der US-amerikanische Sammler, Objekt- und Installationskünstler Mark Dion große Themen mit vielfältigen Objekten aus der umfangreichen Spielzeugsammlung des Stadtmuseums Berlin. Übliche Kategorien einer Sammlung, wie etwa Chronologie oder Stil, lässt die Ausstellung spielerisch beiseite. Dions Kombinationen von Größen, Materialien und Zeiten ergeben Inszenierungen fantastischer Geschichten. Neben dieser Freude am Spielerischen ist es ein weiteres Anliegen der Ausstellung, auch gewaltvolle und diskriminierende Aspekte von Spielzeug zu beleuchten. Dabei eröffnen sich Fragen, die sich speziell für ein Museum im Umgang mit solchen Objekten stellen.
Mark Dion über seinen Ansatz: „Die Spielzeugsammlung des Stadtmuseums Berlin ist riesig und umfasst mechanisches Spielzeug, Puppen, Brettspiele, Modelleisenbahnen, Zinnsoldaten, Plüschtiere, Puppenhäuser und vieles mehr. Wie kann man sich auf diese riesigen Bestände einen Reim machen? Da ich eher Künstler als Historiker bin, hatte ich bei der Gestaltung des Ausstellungskonzepts freie Hand. Eine Inspiration war zweifelsohne mein eigener sechsjähriger Sohn, der ohne Rücksicht auf bestimmte Kategorien mit Spielzeug spielt. Dinosaurier leben neben Astronauten, Fuhrwerke aus dem 19. Jahrhundert fahren neben Superhelden-Autos. Diese Freiheit des Spielens hat viele meiner kuratorischen Entscheidungen beeinflusst.“
Im Sinne der Logik der Wunderkammer, wie sie sich vor allem in Europa seit der Renaissance entwickelt hat, geht es Dion um das Prinzip „Makrokosmos im Mikrokosmos“. Die großen Themen und Zusammenhänge der Welt wie die Wunder der Natur, physikalische Gesetzmäßigkeiten, aber auch Ideologien und Diskriminierungen sollen auch im Kleinen nachvollziehbar werden. Denn Spielsachen, von Erwachsenen für Kinder gestaltet, transportieren immer auch zeittypische Ideale vom Menschen und der jeweiligen Gesellschaft. Im Umgang mit Spielsachen üben Kinder Rollenbilder ein, und die von Erwachsenen erdachten Spielzeuge bringen ihnen gezielt bestimmte Themen oder Ideologien näher.
Seit langem setzt sich Mark Dion intensiv mit der Frage auseinander, wie Wissen produziert und vermittelt wird. Er konzentriert sich dabei vor allem auf die Geschichte westlicher Institutionen – mit wachem Blick für die Systeme von Ausbeutung und Unterdrückung, durch die beispielsweise Objekte aus kolonisierten Gebieten nach Europa gelangten.
Paul Spies, Direktor des Stadtmuseums Berlin: „Ich freue mich sehr, dass wir Mark Dion als Künstler gewonnen haben, um unsere Spielzeugsammlung zu sichten und auf seine Art in einen neuen Kontext zu setzen. Das entstandene Kunstprojekt ist ein tolles Angebot, um Spielzeuge in einem anderen Licht zu sehen und über Vorbilder nachzudenken.“
Die Spielzeugsammlung des Stadtmuseums Berlin zählt zu den größten in Deutschland. Sie umfasst die Zeit vom Mittelalter bis zur Gegenwart, mit Schwerpunkt auf dem 19. und 20. Jahrhundert. Der thematische Bogen reicht von Puppen, Plüschtieren und Spielfiguren über Bauklötze, Kaufmannsläden, Gesellschaftsspiele und Lehrmaterialien bis hin zu technischen Spielwaren wie Dampfmaschinen, Modelleisenbahnen oder ferngesteuerten Spielzeugautos.
Begleitet wird die Sonderschau von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm. Die Ausstellung ist gefördert aus Mitteln der LOTTO-Stiftung Berlin.
Dr. Marion Bleß, Vorstand der LOTTO-Stiftung: „Mark Dion hat mit ‚Delirious Toys‘ eine mehr als inspirierende Installation geschaffen. Berliner Stadtgeschichte trifft auf die unzähligen Geschichten, welche jedes einzelne Spielzeug aus der Sammlung des Stadtmuseums Berlin erzählen kann. Die schönen, aber auch die weniger schönen. Dabei wird zugleich der Raum der Nikolaikirche als eine der Keimzellen Berlins neu interpretiert.“
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