„Wir brauchen eine Anstrengungskultur“
Finanzkrise, Migrationskrise, Brexit, Corona-Pandemie, Nationalpopulisten im Aufwind, Krieg in der Ukraine: „Die Gleichzeitigkeit von Krisen bewegt uns bis heute“, stellte Bundestagsabgeordneter Roderich Kiesewetter eingangs fest. Aus seiner Sicht habe sich aber eine Zeitenwende nicht erst 2022 mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, sondern spätestens 2014 mit der Annektierung der Krim abgezeichnet.
Die verschiedenen Krisen und vor allem der Krieg in Europa fordere ein sicherheitspolitisches und geoökonomisches Umdenken in Deutschland. Wirtschaft, Politik und Gesellschaft spürten zunehmend die Auswirkungen des globalen Systemkonflikts und die wirtschaftlichen Abhängigkeiten. Dabei ging der Experte für Außen- und Sicherheitspolitik auch ganz besonders auf die Situation von Ostwürttemberg ein. „Gerade im Bereich Automotive, IT und Chemie haben wir eine ausgeprägte Abhängigkeit von China.“ Wenn sich die Lage, vor allem auch bezüglich des Taiwan-Konflikts zuspitze, stehe die Region vor ganz besonderen Herausforderungen. „Wir müssen uns fitter und resilienter machen. Wir brauchen einen starken Mittelstand, vernetzte Sicherheit und eine funktionierende Infrastruktur“, betonte Kiesewetter und forderte eine Förderkultur für junge Unternehmer. „Wir müssen junge Menschen ermutigen, Erfahrungen zu sammeln und wenn’s mal schief geht, das auch nicht gleich als Scheitern verurteilen.“ Und mit Blick auf die zahlreichen Studierenden im Auditorium appellierte er: „Positioniert Euch! Mischt Euch ein, wenn Ihr etwas bewegen wollt!“
Wenn Deutschland die Zeitenwende aktiv gestalten wolle, müsse Wohlstand neu definiert werden – weg von einer rein individuellen Definition wie „mein Urlaub, mein Auto“, sondern hin zu einem gesellschaftlichen Wohlstand, der auf Deutschland als Investitionsstandort und einer steigenden Zahl von Firmengründungen sowie auf Sicherheit mit einer gut ausgestatteten Zivilreserve und militärischen Reserve basiert. „Dafür müssen wir eine Anstrengungskultur entwickeln“, forderte Kiesewetter. Nicht alle Bürgerinnen und Bürger im Land könnten gleich viel leisten, aber „jede und jeder kann sich im gleichen Maß anstrengen.“
Im Anschluss nutzten etliche Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, Fragen zu stellen und Kiesewetter um eine Einschätzung zu bitten – beispielsweise nach der Gefahr eines dritten Weltkrieges. „Der läuft bereits“, so die Antwort des Sicherheits- und Außenpolitikexperten. „Zwar nicht in der Form, wie wir es aus dem 1. oder 2. Weltkrieg kennen, aber in Form einer hybriden Kriegsführung mit Computerangriffen, wirtschaftlichem Druck und Falschinformationen in den Medien und sozialen Netzwerken mit dem Ziel eines langsamen Zermürbens der Demokratien.“ Umso wichtiger sei es, auch im Hinblick auf die Europawahl im kommenden Jahr, Europa neu zu organisieren und damit zu stärken.
Der Vortragsabend endete dann mit einer besonderen Überraschung: In Anerkennung seiner herausragenden Verdienste um die Hochschule wurde Kiesewetter die Ehrensenatorenwürde verliehen. Es ist die höchste Auszeichnung, die die Hochschule Aalen vergeben kann. „Roderich Kiesewetter engagiert sich seit vielen Jahren für die Hochschule Aalen und hat sich für zahlreiche Forschungsprojekte eingesetzt wie auch für die Einrichtung eines Lehrstuhls für Erneuerbare Energien“, sagt Rektor Prof. Dr. Harald Riegel bei der feierlichen Übergabe der Urkunde. Kiesewetter sei ein wichtiger Ratgeber, gerade auch im Bereich der MINT-Förderung. Seit 2009 gehört Kiesewetter auch dem Kuratorium der Hochschule Aalen an, das sich aktuell aus 50 Persönlichkeiten aus Unternehmen, Politik, Verbänden und Hochschulen zusammensetzt.
Kiesewetter bedankte sich für die Ehrung und freute sich sichtlich über die Verleihung der Ehrensenatorenwürde: „Es ist mir eine Riesenfreude, an der Hochschule Aalen – deren guter Ruf bis nach Berlin ausstrahlt – mitzuwirken. Und ich bin dankbar für den Einsatz, den hier so viele zeigen. Denn die Hochschule Aalen auf ihrem Erfolgskurs zu unterstützen, ist eine Gemeinschaftsaufgabe.“
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