Analyse zum „Tag der Krebsvorsorge“: Positiver Trend bei der Teilnahme an der Krebs-Früherkennung
Die Teilnahmeraten an den Krebs-Früherkennungsuntersuchungen lagen laut dem aktuellen „Früherkennungsmonitor“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) im zweiten Halbjahr 2022 bei den meisten Untersuchungen wieder auf dem Niveau des Vergleichszeitraums 2019, also vor Ausbruch der Pandemie. Auch im 1. Quartal 2023 setzte sich dieser positive Trend fort; es waren bei einigen Untersuchungen sogar deutliche Anstiege gegenüber dem Vergleichsjahr 2019 zu verzeichnen.
„Vor dem Hintergrund der Einbrüche bei der Krebs-Früherkennung in der Pandemie ist diese Normalisierung der Inanspruchnahme eine sehr erfreuliche Entwicklung“, betont Prof. Michael Ghadimi, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. „Es gilt: je früher Krebs oder Krebsvorstufen entdeckt werden, desto besser sind die Heilungsaussichten. Deshalb gilt weiterhin der Appell, bei diesem Thema nicht nachlässig zu werden und die Früherkennungstermine wahrzunehmen.“
Die Detail-Ergebnisse der WIdO-Auswertung für das 1. Quartal 2023 zeigen bei den Koloskopien im Rahmen des Darmkrebs-Screenings einen deutlichen Anstieg von knapp 27 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2019. Allerdings dürfte der Anstieg auch damit zu tun haben, dass Männer die Untersuchung seit 2020 schon ab 50 Jahren in Anspruch nehmen dürfen. Beim Mammographie-Screening lag das Ergebnis 7,3 Prozent über dem Wert des 1. Quartals 2019, bei der Prostatakrebs-Früherkennung waren es 5,6 Prozent mehr. Bei der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs war noch ein geringfügiger Rückgang von 3,9 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2019 zu verzeichnen. Einen Sondereffekt gab es beim Hautkrebs-Screening: Hier ist der Rückgang von 12 Prozent gegenüber dem Vergleichsjahr 2019 nach Einschätzung des WIdO hauptsächlich auf Änderungen des Untersuchungsintervalls bei der Allgemeinen Gesundheitsuntersuchung von zwei auf drei Jahre zurückzuführen. Die Allgemeine Gesundheitsuntersuchung wird oft in Kombination mit dem Hautkrebs-Screening durchgeführt.
„Nach vielen verpassten Früherkennungsuntersuchungen in der Pandemie holen jetzt offenbar viele Versicherte das Versäumte nach und machen wieder Termine zur Krebsvorsorge“, sagt Jens Martin Hoyer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbands. „Dies wollen wir gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft durch gezielte Informationen unterstützen.“ So bietet die AOK auf ihrer Homepage zum „Tag der Krebsvorsorge“ wieder den „Vorsorg-O-Mat“ an, der Nutzerinnen und Nutzer nach Eingabe individueller Informationen wie Alter und Geschlecht über die anstehenden Früherkennungsuntersuchungen informiert. Darüber hinaus bietet die AOK auf ihrer Homepage Informationsfilme zum Ablauf und Nutzen der einzelnen Früherkennungsuntersuchungen an. Beide Partner informieren rund um den „Tag der Krebsvorsorge“ am 28. November auf ihren Social-Media-Kanälen intensiv über das Thema und werben für die Teilnahme an den vorgesehenen Untersuchungen.
„Pandemie-Lücke“ bei Koloskopien
Ein Schwerpunkt des neuen „Früherkennungsmonitor“, den das WIdO zum diesjährigen „Tag der Krebsvorsorge“ veröffentlicht hat, liegt auf der Darmkrebs-Vorsorge. Hier werden die Auswirkungen der Pandemie auf die Früherkennungs-Koloskopien, aber auch auf die diagnostischen Darmspiegelungen analysiert. Die Auswertung zeigt, dass in den Jahren 2020 bis 2022 im Vergleich zu 2019 jeweils deutliche Rückgänge bei der Gesamtzahl der durchgeführten Koloskopien zu verzeichnen waren. Wenn man das Niveau im Jahr 2019, also vor der Pandemie, als Referenz nimmt, haben insgesamt 150.000 AOK-Versicherte weniger eine Koloskopie erhalten. „Wenn man von einer ähnlichen Entwicklung in der Gesamtbevölkerung ausgeht, können mehr als 400.000 Personen betroffen sein, die unter normalen Bedingungen eine Koloskopie erhalten hätten“, betont AOK-Vorstand Jens Martin Hoyer.
„Diese Pandemie-Lücke ist bedauerlich. Denn wie bei vielen Tumorarten spielt die Früherkennung auch beim Darmkrebs eine wichtige Rolle. Die Entfernung von Vorstufen – sogenannte Polypen – kann etwa verhindern, dass der Krebs erst gar nicht entsteht. Je früher ein Tumor entdeckt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er noch nicht gestreut hat und heilbar ist oder aber das Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden kann“, erklärt Ghadimi. „Langfristige Folgen von unterbliebenen Koloskopien zeigen sich in Studien allerdings erst nach einer Beobachtungszeit von zehn Jahren.“
Steigerungspotenzial bei langfristiger Inanspruchnahme des Darmkrebs-Screenings
Zudem zeigt der Früherkennungsmonitor ein deutliches Steigerungspotenzial bei der langfristigen Inanspruchnahme des Darmkrebs-Screenings. So wurden laut der WIdO-Analyse nur etwa 45 Prozent der anspruchsberechtigten Menschen, die 2021 65 Jahre oder älter waren, in den vergangenen zehn Jahren von einer ambulanten oder stationären Koloskopie zur Früherkennung oder Diagnostik erreicht. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist dabei laut der Auswertung gering. Nimmt man noch eine einigermaßen regelmäßige Inanspruchnahme des alternativ angebotenen Tests auf verborgenes Blut im Stuhl (Fecal Occult Blood Test, kurz FOBT) hinzu, erhöht sich die Inanspruchnahme-Rate bei Frauen zwischen 65 und 80 Jahren im Durchschnitt um 8 Prozentpunkte und bei den Männern um 5 Prozentpunkte.
Mehr Informationen auf den Websites von AOK-Bundesverband und Deutscher Krebsgesellschaft.
Informationen zum Tag der Krebsvorsorge: www.aok.de/tagderkrebsvorsorge
Der „Früherkennungsmonitor“ des WIdO steht zum Download unter www.wido.de
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