Bereitschaft und Potenziale zusammenbringen: Schlaglichter auf den regionalen Ausbau Erneuerbarer Energien und gesellschaftliche Akzeptanz
Forschende vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE), dem Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), dem Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit – Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS), der Hochschule für Politik der Technischen Universität München (TUM) und der Stiftung Umweltenergierecht (SUER) haben in einem neuen Kurzdossier Standortpotenziale für Wind- und Photovoltaikenergie mit Ergebnissen der Ariadne-Bürgerdeliberation und der Panelbefragung des Sozialen Nachhaltigkeitsbarometer verknüpft. Ihre Arbeit wirft Schlaglichter auf die einzelnen Technologien, in denen die gesellschaftlichen Präferenzen beim Ausbau Erneuerbarer Energien bereits recht eng mit regionalen Potenzialen für den Ausbau zusammenfällt und zeigt auf, welche Faktoren dazu beitragen können, die Stromwende zu beschleunigen.
Viele Menschen im Land sehen vor allem bei einer dezentralen Stromerzeugung durch den Ausbau von Solaranlagen die beste Möglichkeit, die Energiewende voranzutreiben. „Alle vorhandenen Dächer mit Photovoltaik auszustatten, den Strom direkt vor Ort zu nutzen und so zum Beispiel den Ausbau von Stromtrassen abzuwenden, erscheint natürlich als die einfachste Lösung,“ so Norman Gerhardt vom IEE, einer der Autoren des Papiers. „Bei genauerer Betrachtung der tatsächlich vorhandenen Möglichkeiten sind die Potenziale jedoch nicht so einfach und unkompliziert zu erschließen. Aktuell verlangsamen zum Beispiel vor allem gesetzliche Vorgaben sowie die höhere technische und formale Komplexität noch die Nutzung der so genannten Mieterstrom-Modelle.“
Ungeliebtes Windrad? Menschen sind kompromissbereit, wenn sie die Vorteile erkennen
Allein durch Solaranlagen ist der emissionsfreie Energiebedarf zudem nicht zu decken, dafür muss auch der Ausbau von Windrädern an Land und auf See weiter vorangetrieben werden. Und auch wenn die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland Solaranlagen auf Dächern und Industrieflächen zu bevorzugen scheinen, sind sie dennoch offen, den Ausbau von Windenergie unter bestimmten Bedingungen mitzutragen. Die Analyse der Ariadne-Forschenden zeigt, dass auch mit den kurzfristig begrenzt vorhandenen Flächen für Windenergie-Anlage noch Gestaltungsspielraum vorhanden ist, um den Menschen entgegen zu kommen. „Wichtig ist den Bürgerinnen und Bürgern zunächst, dass Standorte der Erneuerbaren-Anlagen über die Bundesländer gerecht verteilt und Alleingänge einzelner Bundesländer durch einen einheitlichen rechtlichen Rahmen verhindert werden,“ sagt Katja Treichel-Grass, Expertin für Bürgerdeliberation am MCC Berlin. Mit dem 2022 verabschiedeten Wind-an-Land-Gesetz werden die Bundesländer verpflichtet ab spätestens 2032 einen Anteil von 1,8 bis 2,2 Prozent ihrer Landesfläche für den Ausbau der Windenergie zur Verfügung zu stellen. Diese Vorgabe wurde in dem jetzt vorliegenden Ariadne-Kurzdossier bereits berücksichtigt.
„Im konkreten Fall vor Ort kommen dann weitere Aspekte für die Steigerung von Akzeptanz und gesellschaftlicher Trägerschaft in Betracht, wie die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern in Planungsprozesse, eine klare Kommunikation, finanzielle Teilhabe oder auch regionale Stromtarife sowie lokale Wertschöpfung. All das kann dazu beitragen, möglichen Widerständen zu begegnen und konstruktive Lösungswege zu entwickeln,“ fasst Katja Treichel-Grass zusammen.
Auch aus technologischer Sicht gibt es Steuerungsoptionen, um vorhandenes Potenzial und Akzeptanz zusammenzubringen: „Damit zum Beispiel der grundsätzlich notwendige Ausbau von Stromtrassen im Einzelnen nicht noch stärker vorangetrieben werden muss, könnte der Ausbau von Wind-auf-See durch direkte Stromnutzung in Anlagen zur Wasserstoffherstellung vor Ort flankiert werden,“ ergänzt Norman Gerhardt. Die Analyse der Ariadne-Forschenden zeigt, dass trotz knapper Flächen Gestaltungsspielräume für den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorhanden sind, um sowohl die Ausbauziele zu erreichen als auch gesellschaftliche Präferenzen einzubeziehen.
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