Deutsche Medizintechnikindustrie im Inland zunehmend unter Druck
2022 erwirtschafteten die rund 1.470 deutschen Medizintechnikhersteller mit ihren fast 160.000 Beschäftigten einen Umsatz von 38,4 Milliarden Euro, davon 67 Prozent im Ausland. „Es zeichnet sich ab, dass das internationale Geschäft auch im laufenden und in den kommenden Jahren eine tragende Rolle spielen wird“, erklärt Kuhlmann. Die deutschen Ausfuhren von Medizintechnik legten in der ersten Jahreshälfte 2023 um mehr als zehn Prozent zu. Insbesondere die Exporte nach Nordamerika und Asien verzeichneten dabei deutliche Zuwächse. Bis 2027 rechnet die Beratungsgesellschaft Frost & Sullivan mit einem jährlichen Wachstum des Weltmarktes für Medizintechnik von fünf Prozent.
Auf dem deutschen Markt stellt die finanzielle Schieflage vieler deutscher Kliniken eine Herausforderung dar. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warnte bereits zum Jahresbeginn vor einer Insolvenzwelle im stationären Bereich im zweiten Halbjahr 2023, von der bis zu 20 Prozent der Krankenhäuser betroffen sein könnten. Bei den Pflegeeinrichtungen sieht das Bild nicht anders aus: Im Jahr 2022 sind bereits 142 Pflegeeinrichtungen in die Insolvenz gegangen. Ein besorgniserregender Trend, der sich auch 2023 bislang fortgesetzt hat.
Kuhlmann warnt daher: „Die Lage im Inland wird immer kritischer, verschärft durch einen Bürokratieaufwand, der durch die neue europäische Medizinprodukteverordnung ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen hat, hohe Kosten verursacht und dringend benötigte Personalkapazitäten bindet.“ Und: Mit dem geplanten Verbot von PFAS-Chemikalien und anderen Hochleistungswerkstoffen drohen zahlreiche Medizinprodukte vom Markt zu verschwinden, wenn keine Ausnahmen für solche essentiellen Anwendungsbereiche und für unbedenkliche PFAS eingeräumt werden. Kuhlmann: „Dass der regulatorische Rahmen überwiegend in Brüssel gesetzt wird, darf keine Entschuldigung sein: Die deutsche Politik muss ihren Einfluss schnell und entschlossen geltend machen, um den Gesundheitsstandort Deutschland und die Medizintechnik am Standort Deutschland zu erhalten.“
SPECTARIS ist der Deutsche Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik mit Sitz in Berlin. Der Verband vertritt 400 überwiegend mittelständische deutsche Unternehmen. Der Fachverband Medizintechnik im Deutschen Industrieverband SPECTARIS vertritt rund 130 vorwiegend mittelständische Mitgliedsunternehmen. Diese sind innovative Hersteller von Medizinprodukten und Medizintechnik sowie qualitätsorientierte nichtärztliche Leistungserbringer aus dem Bereich der respiratorischen Heimtherapie. 2022 erwirtschaftete die deutsche Medizintechnikindustrie einen weltweiten Umsatz in Höhe von 38,4 Milliarden Euro.
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