Früher Start ins Leben – Miran Alp kommt mit 385 Gramm auf die Welt, sein Bruder mit 450 Gramm
Miran Alp wog bei seiner Geburt 385 Gramm, sein Bruder Devan Ali, 450 Gramm. Mittlerweile wiegen die Jungs 620 beziehungsweise 700 Gramm. „Sie entwickeln sich beide wirklich gut, nehmen zu, atmen selbstständig mit einer Atemhilfe und es gibt keine Anzeichen für eine spätere Behinderung“, erklärt Dr. Georg-Peter Frey, Leiter der Neonatologie und des Perinatalzentrums Level 1 am Klinikum Darmstadt, der die beiden gemeinsam mit seinem Leitenden Oberarzt, Dr. Thomas Weissig am 17. Oktober im Empfang genommen hatte.
„So kleine Kinder hat man selten. Ich habe zwar schon einige gesehen, das liegt aber nur daran, dass ich schon so alt bin“, lacht Dr. Georg Frey. „Wir behandeln jährlich circa 80 Frühgeborene unter der 32. Schwangerschaftswoche, respektive unter einem Geburtsgewicht von 1500 Gramm. Hierbei zeigen sich in Darmstadt über viele Jahre sehr gute Ergebnisse. Im Vergleich zu allen anderen Kliniken in Deutschland sind die Behandlungsergebnisse insbesondere der kleinen frühgeborenen in Bezug auf den Outcome deutlich besser als der Bundesdurchschnitt“, erklärt der Neonatologe.
Zurück zum 17. Oktober: Vorangegangen waren viele Gespräche mit den Eltern, in denen Dr. Frey und Dr. Weissig immer wieder neu mit den Eltern abgewogen haben, ob die Kinder geholt werden müssen oder nicht. „In solchen Situationen entscheidet man von Stunde zu Stunde und es ist auch schwierig zu sagen, was richtig ist. In diesem Fall muss man sagen, wir haben einen Glücksmoment erwischt.“
Esma Acar wohnt mit ihrem Mann in Bingen und wurde in der Uniklinik Mainz eng betreut, da sie nach Fehlgeburten als Risikoschwangere galt. Im Verlauf der Schwangerschaft zeigte sich, dass die Kinder kleiner waren als sie entsprechend der Schwangerschaftsdauer sein sollten. Besonders Miran Alp bereitetet Eltern und Ärzt*innen Sorgen. „Es kommt vor, dass Kinder an einem Platz am Mutterkuchen andocken, an dem sie nicht gut versorgt werden. Diese Kinder muss man auf die Welt holen, da sie irgendwann im Bauch nicht mehr ausreichend versorgt werden“, erklärt Dr. Frey. Bei Zwillingen eine schwierige Entscheidung, besonders wenn sich einer schlechter entwickelt als der andere – so wie bei den Acars.
Da in Mainz kein Platz für zwei Frühgeborene war, wurde die Mutter nach Darmstadt ins Klinikum verleg. „Wir hatten eigentlich entschieden, dass wir die Schwangerschaft nicht mit einem Kaiserschnitt beenden, um dem Größeren bessere Überlebenschancen zu geben“, erzählen die Eltern. Aber als es dem Kleinen schlechter ging, entschieden sie sich um. „Ich habe auf dem Heimweg vom Krankenhaus noch aus dem Auto meine Frau angerufen und gesagt, ich will, dass beide eine Chance haben“, erzählt Görkhan Acar. Es folgte ein Gespräch mit dem Ärzteteam und eine Stunde später waren die Kinder da – so schnell, dass es der Vater nicht mehr bis zur Geburt schaffte.
21 Tage nach der Geburt konnten die Eltern ihre Kinder das erste Mal auf den Arm nehmen. „Es war wirklich eine schwere Zeit und es ist immer noch nicht einfach“, erzählen beide. Jeden Tag kommen sie zu ihren Kindern, wenn sie von der Intensivstation auf die Überwachungsstation verlegt werden, kann ein Elternteil bei ihnen schlafen. „Wenn es zur Frühgeburt kommt, ist das für die Eltern eine traumatische Erfahrung und im Laufe des meist sehr langen Krankenhausaufenthaltes mit vielen Höhen und Tiefen verbunden“, sagt Dr. Georg Frey.
„Ich rufe manchmal nachts an und frage, ob alles okay ist. Aber hier sind alle so lieb und unterstützen uns“, erzählt Esma Acar. „Das ist kein Problem, wir sind ja immer da“, lacht Lara Schulz. Die Pflegekraft betreut die Zwillinge seit ihrer Geburt und freut sich auch, dass es ihnen so gut geht.
Am 15. Januar wäre der errechnete Geburtstermin. „Die Zwillinge werden bis dahin kein normales Geburtsgewicht haben, aber sie nehmen sehr gut zu und nähern sich dem Durchschnittsgewicht, was zeigt, dass die Entscheidung sie zu holen, richtig war.“
Infos
Jedes Jahr kommen in Deutschland circa 60.000 Kinder zu früh zur Welt, das bedeutet sie haben die 37. Schwangerschaftswoche nicht vollendet. Fast jedes zehnte neugeborene Kind wird zu früh geboren. „Von späten Frühgeborenen spricht man, wenn Kinder zwischen der 32. und 36. Schwangerschaftswoche geboren werden, das trifft in Deutschland auf ungefähr 51.000 Neugeborene zu, von diesen so genannten ,late preterm‘ Kindern werden jährlich nur circa 35.000 in einer Kinderklinik behandelt. Jedes dritte dieser Babys ist jedoch von einer Atemstörung in der Neonatal-Periode betroffen und bedarf einer sorgfältigen kinderärztlichen Versorgung“, erklärt der Neonatologe.
Das Klinikum Darmstadt ist der kommunale Maximalversorger in Südhessen und das einzige Krankenhaus der umfassenden Notfallversorgung (höchste Versorgungsstufe).
Ende 2020 hat das Klinikum Darmstadt seinen Zentralen Neubau in Betrieb genommen: An einem Ort stehen 1000 moderne Betten in komfortablen Stationen bereit. Das Krankenhaus zeichnet sich durch eine moderne Medizintechnik, weitgehende Digitalisierung, ein umfassendes Qualitätsmanagement, zahlreiche Zertifizierungen – wie etwa als Onkologisches Zentrum – und eine breit aufgestellte hervorragende Krankenhaushygiene aus. Vier Intensivstationen, eine IMC, 25 OP-Säle, 22 Kliniken und Institute, von der Augenheilkunde bis zur Zentralen Notaufnahme: Bei speziellen diagnostischen und therapeutischen Verfahren hat das Klinikum Darmstadt für die Region Alleinstellungsmerkmale.
Es ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Frankfurt und Mannheim/Heidelberg und für Pflege in Kooperation mit der FOM Hochschule. Zur GmbH, die der größte kommunale Arbeitgeber ist, gehören 3.350 Mitarbeitende. Ein MVZ sowie ein Altenpflege- und ein Wohnheim und Servicegesellschaften komplettieren den Gesundheitsdienstleister.
Das Klinikum Darmstadt bietet allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vielfältige Arbeits-, Fortbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen: für Ärzt*innen, für PJ-Studierende, für Pflegekräfte und Pflegefachpersonen und viele Berufe mehr. Tariflohn ist für uns eine Selbstverständlichkeit – auch in unseren Alten- und Pflegeheimen.
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