„Gute medizinische Versorgung gelingt nur gemeinsam!“
Vor rund 25 Jahren kam die Fachärztin für Innere Medizin und Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Dr. med. Ulrike Bechtel, aus der Uniklinik München nach Dillingen und hatte eine Vision: Für Patientinnen und Patienten jedes Lebensalters und verschiedener Krankheitsstadien sollte die wohnortnahe nephrologische Versorgung direkt in Dillingen möglich werden. Dies gelang erfolgreich anfänglich im Rahmen des Dialyseinstituts Heidenheim und seit dem Jahr 2000 unter der gemeinnützigen Trägerschaft des KfH. „Eine nephrologische Fachsprechstunde für die ambulante Versorgung wurde ergänzt und eine Trainingseinheit aufgebaut, die den Patientinnen und Patienten die Dialyse zu Hause ermöglicht“, berichtete Bechtel auf der Jubiläumsveranstaltung. Im Landkreis Dillingen könnte inzwischen ein Viertel der Betroffenen die Dialyse zuhause durchführen und so autark und selbständig mit der Erkrankung leben. 2008 wurde die stationäre Abteilung für Nephrologie mit Bechtels Berufung zur Chefärztin der Inneren Medizin der Kreisklinik Dillingen eröffnet. „Die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den stationären Fachabteilungen der Kreisklinik ist für nierenkranke Menschen, die oftmals auch an weiteren Erkrankungen leiden, die beste Voraussetzung für eine umfassende wohnortnahe Versorgung“, erklärte Bechtel und betonte: „Gute medizinische Versorgung ist nie das Werk Einzelner, sie gelingt nur gemeinsam.“ Dafür steht auch der Zusammenhalt des KfH-Teams. „Bei uns arbeiten alle Hand in Hand: medizinische Fachangestellte, Ärztinnen und Ärzte, Pflege- und Verwaltungskräfte. Ich bin seit über 25 Jahren hier und wirklich stolz auf unser Team und das, was wir zusammen für unsere Patientinnen und Patienten leisten“, bekräftigte die leitende Pflegekraft Martina Fischer.
KfH in Dillingen: Patientenwohl, Wirtschaftlichkeit und Teamgeist
In seinen Grußworten betonte KfH-Präsidiumsvorsitzender Prof. Dr. rer. pol. Wolfgang Weiler, dass er die Orientierung am Patientenwohl als Schlüssel für eine hochwertige medizinische Versorgung sehe: „Das KfH ist weit mehr als nur ein medizinischer Dienstleister. Die Verpflichtung, das Patientenwohl über alles andere zu stellen, ist tief in unserer DNA verwurzelt.“ Entsprechend sei das KfH-Nierenzentrum Dillingen ein Ort, an dem neben hochwertiger medizinischer Versorgung auch Mitgefühl und Zwischenmenschliches im Mittelpunkt stünden.
Auch sei es in Zeiten eines zunehmend schwierigen Umfeldes im Gesundheitswesen nicht selbstverständlich, dass das KfH-Nierenzentrum zudem wirtschaftlich erfolgreich geführt werde und somit einen Solidarbeitrag für das gemeinnützige KfH insgesamt leiste, bekräftigte KfH-Vorstandsmitglied Thorsten Ahrend: „Die qualitativ hochwertige Patientenversorgung und gleichzeitig wirtschaftlich stabile Zentrumsführung erfordern ein kompetentes und motiviertes Behandlungsteam. Gerade im ländlichen Raum ist viel Eigeninitiative notwendig, um eine hoch qualifizierte personelle Besetzung des Zentrums sicherzustellen.“
Maßnahmen zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung im Landkreis
Um dem Mangel an ärztlichem und medizinischem Fachpersonal im Landkreis Dillingen aktiv entgegenzuwirken, entwickelte Bechtel für die Kreisklinik Dillingen in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk der im Landkreis niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte (Praxisnetz Dillingen e. V. – PRADIX) und der Technischen Universität (TU) München das „Ausbildungskonzept Allgemeinmedizin Dillingen“ (AKADemie). 2013 gelang mit diesem Ausbildungskonzept die Anerkennung der Kreisklinik Dillingen als akademisches Lehrkrankenhaus der TU München. Landrat Markus Müller dankte Ulrike Bechtel für ihr langjähriges engagiertes und innovatives Wirken. Das KfH biete seit 25 Jahren eine bedarfsgerechte, qualitativ hochwertige Patientenversorgung im Fachbereich Nephrologie im Landkreis. Auch ihren persönlichen Einsatz für die Anerkennung der Kreisklinik Dillingen als akademisches Lehrkrankenhaus würdigte der Landrat: „Das akademische Lehrkrankenhaus und die langjährige Kooperation mit der TU München waren und sind für die Gewinnung von Nachwuchskräften in der medizinischen Versorgung enorm wichtig für unseren Landkreis.“
Die Sicherstellung der ambulanten hausärztlichen Versorgung im Landkreis hinge derzeit sprichwörtlich am seidenen Faden, berichtete der Allgemeinmediziner Dr. med. Wolfgang Fink. Der Erhalt dieser Versorgung sei wesentlich von einem gut funktionierenden Krankenhaus mit einer engagierten Fortführung des Ausbildungskonzeptes Allgemeinmedizin im Rahmen der medizinischen AKADemie Dillingen abhängig. „Hier sollten alle Kräfte an einem Strang ziehen, um das Modell zu erhalten“, forderte Fink. Sein Kollege Dr. med. Alexander Zaune ergänzte: "Ohne die langjährige gemeinsame Ausbildungsleistung von Frau Dr. Bechtel, der Dillinger AKADemie und den haus- und fachärztlichen Praxen des Dillinger Praxisnetzes PRADIX wäre die weiter sehr knappe Besetzung der hausärztlichen Praxen im Landkreis heute dramatisch schlechter." Viele der ehemaligen Studierenden der medizinischen AKADemie versorgen inzwischen als selbständige Fachärztinnen und -ärzte die Region.
KfH-Vorstandsvorsitzender sieht Steigerungspotenzial bei der Heimdialyse
Die besondere Bedeutung der Heimdialyse als zukunftsweisende Behandlungsmöglichkeit stellte KfH-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. med. Dieter Bach in seinem Festvortrag zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Heimdialyse klar heraus: „Heimdialyse ist Teamwork für und mit den Patientinnen und Patienten und eröffnet die Möglichkeit einer individuelleren und flexibleren Nierenersatztherapie.“ Von den internationalen Anfängen der Heimdialyse und der Gründung des gemeinnützigen KfH 1969, über die höhere Lebensqualität dank Dialyse zu Hause bis hin zu der Entwicklung moderner Heimdialysegeräte – in seinem Vortrag bot Bach ein umfängliches Bild dieser in Deutschland bisher noch unterrepräsentierten Behandlungsform. Während die Heimdialyse im europäischen Ausland einen Anteil von mehr als 25 Prozent der angewendeten Dialyseverfahren habe, läge dieser Anteil in Deutschland nur bei sechs Prozent, berichtete Bach: „Da besteht noch Steigerungspotential. Im KfH liegt der Anteil immerhin bei zehn Prozent. Denkbar und medizinisch möglich ist ein Heimdialyseanteil von mehr als 20 Prozent – dass dies gelingen kann, beweist zum Beispiel unser KfH-Nierenzentrum Dillingen“. Hier liegt die Heimdialysequote mit rund 25 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt und auf der Höhe wie es die internationalen Fachgesellschaften empfehlen. Der KfH-Vorstandsvorsitzende betonte, dass für eine Steigerung des Heimdialyseanteils insbesondere Barrieren und Ängste gegen die selbständige Durchführung der Dialyse zu Hause effizient und strukturiert abgebaut werden müssten – nicht nur bei den Patientinnen und Patienten, sondern auch bei Ärztinnen und Ärzten sowie im Bereich der Pflege. Entsprechende Erfolgsfaktoren wie zum Beispiel ein spezialisiertes Team, die nephrologische Ausbildungsqualität und die interdisziplinäre Kooperation würden in Dillingen unter der Leitung der Kollegin Dr. Bechtel beispielhaft gelebt, lobte Bach. Auch die stetige Miniaturisierung der Dialysegeräte sowie die in Entwicklung befindlichen Techniken wie zum Beispiel der Wasseraufbereitung und Filtertechnologie würden zukünftig zu einer Steigerung der Heimdialyse beitragen.
„Organspende ist eine gesellschaftliche und politische Herausforderung!“
Prof. Dr. Matthias Anthuber, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universität Augsburg, ging in seinem Festvortrag umfassend auf die Situation der Organspende in Deutschland ein: „In der Anzahl von Organspenden pro eine Million Einwohner nimmt Deutschland seit Jahren eine der letzten Positionen in Europa ein. Täglich sterben drei Menschen auf der Warteliste!“ Die Diskussion um die Einführung der Widerspruchslösung mache deutlich, dass Organspende gleichermaßen eine gesellschaftliche und politische Herausforderung darstelle: „Die Mehrheit der Deutschen ist dafür, die parlamentarische Mehrheit im deutschen Bundestag dagegen.“ Die Beschäftigung mit der Entscheidung zur Organspende, egal wie sie schlussendlich ausfalle, müsse für alle Bürgerinnen und Bürger eine zumutbare Selbstverständlichkeit sein.
Spendenaufruf für die Kinderdialyse
Anstelle von Jubiläumsgeschenken ruft das KfH-Nierenzentrum Dillingen zu einer Spende für die KfH-Kinderdialyse auf: „Nierenkranke Kinder und Jugendliche benötigen spezialisierte Behandlungseinrichtungen, die auf ihre besonderen Bedürfnisse eingehen“, begründete Bechtel diese Entscheidung und betonte: „Dem KfH, meinem Team und mir persönlich ist es ein Herzensanliegen, hier zu unterstützen.“ Anlässlich der Jubiläumsfeier in Dillingen ist bislang ein vierstelliger Betrag gespendet worden. Wer sich an der Spendenaktion beteiligen möchte, kann dies bis Weihnachten tun:
IBAN DE91 3702 0500 0020 0834 11
BIC BFSWDE33XXX
Verwendungszweck: Spende Kinder KST 10020556
Das gemeinnützige KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V. – Träger des KfH-Nierenzentrums Dillingen – wurde 1969 gegründet und steht heute für eine umfassende und qualitativ hochwertige Versorgung nierenkranker Patientinnen und Patienten. In mehr als 200 KfH‐Zentren werden über 18.000 Dialysepatientinnen und -patienten sowie aktuell mehr als 70.000 Sprechstundenpatientinnen und -patienten umfassend behandelt.
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