Finanzen / Bilanzen

VÖB-Kapitalmarktprognose: Konjunktur und Inflation halten die deutsche Wirtschaft auf Trab

  • EZB hat eine Zinspause eingelegt, moderate Zinssenkungen werden erst in der zweiten Jahreshälfte 2024 erwartet
  • Eurozone steckt in einer konjunkturellen Schwächephase
  • Rückgang der Teuerungsraten setzt sich im Jahr 2024 fort, Staatsanleihemärkte sind nach wie vor in Seitwärtsbewegung

Ökonomisch zeigt sich derzeit ein wenig optimistisches Bild einer dynamischen US-Konjunktur, einer holprigen Erholung in China und einer schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in Europa, besonders in Deutschland. Zum dritten Schock in vier Jahren könnte es, nach der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg, nun mit dem Überfall der Hamas auf Israel und den erneuten Konflikten im Nahen Osten kommen. Nach seinem zwischenzeitlich starken Anstieg steht der Ölpreis derzeit nun besonders im Fokus.

Die Eurozone steckt in einer konjunkturellen Schwächephase. Vor allem die Sorgen in der Baubranche oder im privaten Konsum belasten derzeit das Konsumklima. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen erwarten die VÖB-Kapitalmarktexperten Manfred Bucher (BayernLB), Dr. Ulrich Kater (DekaBank), Birgit Henseler (DZ BANK AG), Ulf Krauss (Helaba), Dr. Thomas Meißner (LBBW) und Christian Lips (NORD/LB) für das vierte Quartal eine Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsprodukts in einer Spanne von -0,3 bis 0,0 Prozent.

Für das Gesamtjahr 2023 bewegen sich die Prognosen in einer Spanne von -0,4 bis 0,0 Prozent für Deutschland, für den Euroraum zwischen 0,4 und 0,5 Prozent. Für das Jahr 2024 liegt die Prognosespanne zwischen 0,5 und 1,3 Prozent für Deutschland und zwischen 0,6 und 1,3 Prozent für den Euroraum. Anhaltend niedrige Arbeitslosigkeit, inzwischen wieder steigende real verfügbare Einkommen sowie rückläufige Inflationsraten bestärken die VÖB-Kapitalmarktstrategen in ihrem insgesamt moderat positiven Ausblick für das kommende Jahr.

Die Inflation sollte weiter sinken. Daher werden in der Zweimonatsbetrachtung für Deutschland mittelmäßige Teuerungsraten in einer Spanne von 3,2 Prozent bis 3,9 Prozent für wahrscheinlich gehalten. Bei dann leicht sinkender Tendenz sehen die Experten die Teuerung im Sechsmonatszeitraum in einer Spanne von 2,5 Prozent bis 3,3 Prozent und erst zum Ende der Zwölfmonatsbetrachtung auf einem vergleichsweise niedrigeren Niveau von 1,8 Prozent bis 3,1 Prozent.

Die US-Notenbank und die EZB haben innerhalb eines guten Jahres ihre Leitzinsen massiv angehoben, um die hohen Inflationsrisiken wirksam zu bekämpfen. Nach zehn Zinserhöhungen in Folge hat die EZB zuletzt eine Zinspause eingelegt. Zwar ist die Inflationsrate immer noch zu hoch, die geldpolitische Ausrichtung ist mittlerweile aber als restriktiv einzuschätzen.

Die VÖB-Kapitalmarktstrategen erklären gemeinsam: "An der Zinsschraube wird wohl nicht weitergedreht und damit ist das Zinsplateau erreicht. Die weitere geldpolitische Diskussion wird sich darum drehen, wie lange die Leitzinsen auf dem gegenwärtigen Niveau gehalten werden. Mit einer baldigen Lockerung ist eher nicht zu rechnen. Erst in der zweiten Jahreshälfte 2024 könnte sich voraussichtlich das Fenster für moderate Zinssenkungen öffnen."

Insofern bleibt eine gewisse Nervosität an den Aktien- und Rentenmärkten bestehen. Starke Bewegungen nach oben zeichnen sich bei den Kapitalmarktzinsen vorerst nicht ab. Daher wird sich der volatile Seitwärtstrend der Anleiherenditen voraussichtlich auch in den folgenden Quartalen fortsetzen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen dürfte sich über der Zwei-Prozent-Marke und zehnjähriger US-Treasuries nahe an der Vier-Prozent-Marke einpendeln.

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