Warum Tabakunternehmen keinen Platz in nachhaltigen Fonds haben
Die Aktion „Stoptober“ wurde 2012 vom Gesundheitsministerium in England mit dem Ziel ins Leben gerufen, 28 Tage lang rauchfrei zu bleiben. Seitdem hat die Aktion immer mehr an Fahrt aufgenommen und ist Teil der internationalen Bewegung für den Nikotinverzicht. Die Gründe für diese Initiativen liegen auf der Hand. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich 8 Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens, darunter 1,3 Millionen Nichtraucher, die als Passivraucher die Schadstoffe einatmen. Eine von Action for Smoking and Health (ASH) durchgeführte Studie schätzt, dass Rauchen die englische Wirtschaft jährlich 17 Milliarden Pfund kostet, wovon 2,4 Milliarden Pfund auf den ohnehin schon überlasteten NHS entfallen. Trotz dieser Statistiken gibt es eine besorgniserregende Ansicht – die größtenteils von der Industrie selbst propagiert wird – dass Tabakunternehmen eine starke ESG-Bonität entwickeln könnten. Heißt das, dass sie einen Platz in nachhaltigen Fonds verdienen? Wir glauben nicht.
Gewagte Behauptungen
Die Tabakindustrie hat sich schon immer mit ihrem Marketinggeschick gerühmt. Diejenigen, die alt genug sind, werden sich an die Werbung in den 1950er Jahren erinnern, in der die "gesundheitlichen Vorteile" des Rauchens angepriesen wurden, sowie an die darauf folgenden Werbespots für Prominente und das Sponsoring von Sportveranstaltungen. Anfang dieses Jahres machte der CEO von Philip Morris die kühne Behauptung, dass sein Unternehmen auf dem Weg sei, ein ESG-Wert zu werden[1]. Wie kann das sein? Theoretisch liegt es daran, dass sich das Unternehmen von Zigaretten auf Vaping-Produkte verlagert, die inzwischen rund ein Drittel des Umsatzes ausmachen. Aber sind diese neuen Produkte die Zukunft des "nachhaltigen" Rauchens? Die Branche selbst scheint sich über die Antwort uneins zu sein.
In den letzten Jahren gab es eine Reihe von Studien, etwa vom King’s College London, zu den gesundheitlichen Auswirkungen der E-Zigarette. Diese haben gezeigt, dass Dampfen in der Tat sicherer ist als Rauchen – aber angesichts der Tatsache, dass bis zur Hälfte der Raucher, die es nicht schaffen, mit dem Rauchen aufzuhören, an Zigaretten sterben, war das nie eine besonders hohe Hürde. Besonders besorgniserregend ist der Konsum von Vaping durch Teenager. Kritiker behaupten, dass es sich dabei nicht um ein Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung handelt, sondern lediglich um den Ersatz einer Sucht durch eine andere. Der Vorstandsvorsitzende von British American Tobacco hat daraufhin ein höheres Maß an Regulierung für das Dampfen gefordert. Dies mag unerwartet erscheinen, ist jedoch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll, um der Branche angesichts des wachsenden Widerstands mehr Sicherheit zu geben.
Neue Gegenreaktion
Eine Reihe von Ländern hat bereits den Verkauf von Geräten mit Aromastoffen verboten, weil sie sich in großem Umfang an Kinder richten. Im April 2023 einigte sich Juul mit mehreren US-Bundesstaaten auf einen Vergleich in Höhe von 462 Millionen Dollar, weil das Unternehmen seine Geräte aggressiv an Kinder vermarktet hatte. Darüber hinaus haben Argentinien, Thailand und Indien E-Zigaretten aus gesundheitlichen Gründen und wegen der Möglichkeit, junge Menschen in eine Abhängigkeit zu locken, vollständig verboten. Während diese Maßnahmen die Aufmerksamkeit nur auf die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Geräte lenken, die wir vielleicht noch nicht ganz verstehen, gibt es auch zahlreiche Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkungen des Dampfens – insbesondere bei Einweggeräten.
Darüber hinaus gibt es auch eine sehr lebhafte Debatte über die Beteiligung an bzw. den Ausstieg aus "schmutzigen" Industrien. Beide Ansätze haben ihre Vorzüge, und vieles hängt von der Branche selbst und ihrer Fähigkeit zum Wandel ab. In Anbetracht der oben dargelegten Bedenken sind wir der Meinung, dass die Tabakindustrie noch einen langen Weg vor sich hat, bevor man ihr eine positive Auswirkung auf die globale Gesellschaft bescheinigen kann. Letztendlich ist es jedoch für einige Branchen einfach nicht möglich, sich in einem Ausmaß zu verändern, das den Nachhaltigkeitsstandards entspricht, die von Fonds gefordert werden, die an den Ergebnissen für Gesundheit und Umwelt interessiert sind.
[1] https://www.ft.com/content/99901b48-8c58-407d-af90-5fab9a883ae0
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