Das mechanische Recycling ist immer die Methode mit dem geringsten CO2-Fußabdruck
Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Mitglieder/innen des Umweltausschusses, meine Damen und Herren,
seit über 30 Jahren bin ich ganz nah in und an der Praxis des Recyclings von Verpackungskunststoffen und beim Einsatz der dabei entstehenden Recyclate. Deshalb traue ich mir zu Ihnen zu sagen, was da geht, was nicht geht und was niemals gehen wird.
Wenn wir den Abfall nicht vermieden haben, und hier müssen wir uns alle gemeinsam deutlich mehr anstrengen, ist das mechanische Recycling IMMER die Methode mit dem geringsten CO2-Fußabdruck. Und der positive Effekt für Klimaschutz und Ressourcenschonung ist dann am größten, wenn wir es schaffen, mit Recyclaten Kunststoffneuwaren in den entsprechenden Anwendungen zu ersetzen. Hier haben insbesondere mittelständische Recycler und Verarbeiter beeindruckende Fortschritte erzielt. Diesen Weg können und müssen wir aus meiner Sicht konsequent weiter gehen. Design for Recycling, oder vielleicht besser Design for Circularity, ist ein sehr wichtiger Hebel, um in Zukunft mehr zu erreichen.
Kunststoffe sind extrem vielfältig. Für jede spezifische Anwendung, auch und gerade im Bereich der Verpackungen, gibt es unzählige maßgeschneiderte Neuwaren-Kunststoffe. Was dazu führt, dass z. B. PP auf der Verpackung steht, aber das PP für Joghurtbecher andere Eigenschaften hat, als ein PP für die Gummibärchentüte. Hinzu kommen noch unterschiedliche Druckfarben, Kleber, Additive usw. Wir schaffen es dennoch, bei den Kunststoffen in unserem LVP-Sammelsystem das formstabile PP und PE sowie einen sehr hohen Anteil von großen PE-Folien und in zunehmendem Maß auch PP-Folien in ein hochwertiges Recycling zu bringen und damit Neuwaren zu substituieren.
Ich will Sie nicht zu sehr mit der Polymerchemie langweilen, aber es ist eben nicht so, dass das unter dem Aspekt des Recyclings sehr gut funktionierende System des PET-Flaschenrecyclings auf die Gummibärchentüte übertragbar ist. Insbesondere bei flexiblen Verpackungen aus PE und PP ist es eine sehr schlechte Idee, diese Kunststoffe in sich sehr schnell drehende Kreisläufe zu bringen. Deshalb gilt gerade hier, dass eine der unter Aspekten des Werkstoffs sehr gute Eigenschaft des Kunststoffs, nämlich die Langlebigkeit, genutzt werden muss, um die aus PE und PP bestehenden Recyclate in langlebige und wiederum recyclingfähige Anwendungen zu geben. Beispiele haben wir viele, bei denen insbesondere mittelständische Verarbeiter bereits seit vielen Jahren zeigen, was alles möglich ist, wenn man sich intensiv damit beschäftigt.
Bei den flexiblen Verpackungen aus der LVP-Sammlung, also Folien und Beutel, ist es mit mechanischem Recycling nicht erreichbar, dass daraus Verpackungen für Lebensmittel entstehen. Das ist Science-Fiction! Wenn aber diese Verpackungen nachweislich ein hochwertiges, also neuwarensubstituierendes Leben in anderen Anwendungen erfahren haben, haben diese Verpackungen auch als Recyclat noch ökologisch und ökonomisch was sehr sinnvolles gekonnt.
Die CDU/CSU fordert in ihrem Antrag unter Punkt 6, sich für eine Flexibilisierung des Recyclateinsatzes einzusetzen und hierzu das Konzept eines Kredit- bzw. Gutschriftensystems ernsthaft zu prüfen. Hierzu gibt es aus Sicht der im bvse organisierten vor allem mittelständischen Recycler die volle Unterstützung.
Und eine abschließende Bemerkung: bei den in Europa etablierten Überwachungs- und Auditsystemen für das mechanische Recycling, die wir hier in Deutschland seit über 30 Jahren und immer wieder verbessert haben und deren Ergebnisse von der Zentralen Stelle Verpackungsregister erst kürzlich veröffentlicht wurden, schaffen wir ein sehr hohes Maß an Transparenz, was mit unseren Verpackungskunststoffabfällen passiert. Dieses hohe Maß an Transparenz brauchen wir unbedingt auch in Zukunft, für das mechanische UND das chemische Recycling! Also auch in diesem Punkt ein gleiches „Level-Playing Field“ Das wird unerlässlich sein, um zu verhindern, dass wir vom Weltmarkt mit sogenannten „Recyclaten“ versorgt werden.
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