Die meisten jungen Menschen blicken positiv in ihre berufliche Zukunft
Die große Mehrheit der jungen Menschen in Deutschland blickt ihrer beruflichen Zukunft positiv oder eher positiv entgegen (insgesamt 88 Prozent). Von den 14- bis 21-Jährigen gibt nur rund jede:r Zehnte an, negative Erwartungen zu haben. Das geht aus einer repräsentativen Forsa-Befragung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung zum heutigen „Tag der Bildung“ hervor. Dabei sind sich die jungen Menschen durchaus bewusst, wie wichtig ein Berufsabschluss für ihre berufliche Zukunft sein wird: Die Hälfte der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen erwartet, dass die Bedeutung einer abgeschlossenen Ausbildung oder eines abgeschlossenen Studiums für die berufliche Zukunft in den nächsten zehn Jahren eher zunehmen wird.
„Viele junge Menschen können gut einschätzen, welche Anforderungen die Arbeitswelt an sie stellen wird. Gleichzeitig fühlen sie sich angesichts der Fülle an beruflichen Möglichkeiten oft überfordert. Deshalb brauchen wir mehr Angebote für eine enge und individuelle Beratung und Begleitung“, sagt Clemens Wieland, Experte der Bertelsmann Stiftung für berufliche Bildung.
Zweifel an guter Berufsvorbereitung in der Schule
Skeptischer zeigen sich die jungen Menschen bei der Frage, inwieweit Schüler:innen in der Schule hinreichend auf das Berufsleben vorbereitet werden. Nur knapp ein Drittel der Befragten (insgesamt 31 Prozent) vertritt die Ansicht, dass es der Schule gut oder sehr gut gelingt, Jugendlichen die relevanten Kenntnisse und Fähigkeiten für eine berufliche Zukunft zu vermitteln. Insgesamt 67 Prozent der Befragten geben an, dass dies weniger gut oder gar nicht gelingt.
Gefragt, welches die aus ihrer Sicht wichtigsten Kenntnisse und Fähigkeiten für ihre eigene berufliche Zukunft sind, halten nahezu alle jungen Menschen Selbstorganisation (98 Prozent), Höflichkeit und Toleranz gegenüber anderen Menschen (97 Prozent) und Kenntnisse der deutschen Sprache (92 Prozent) für wichtig oder sehr wichtig. Erst danach folgen für sie Fremdsprachen (84 Prozent), Kompetenzen in den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften (80 Prozent), Berufserfahrung in Form eines Praktikums (80 Prozent) oder gesellschaftliches Engagement (74 Prozent).
„Jedem jungen Menschen die Chance auf einen Berufsabschluss geben“
Wie in den Vorjahren, äußern die Befragten weiterhin Zweifel an der Chancengerechtigkeit im deutschen Bildungssystem: Nur rund ein Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist der Meinung, dass alle Kinder in Deutschland im Großen und Ganzen unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft die gleichen Chancen auf eine gute Bildung haben. Eine Mehrheit von 64 Prozent findet hingegen, dass dies eher nicht der Fall ist.
Obendrein gehen sie davon aus, dass sich an der Situation auch künftig grundlegend wenig ändern wird: Lediglich ein Drittel der jungen Menschen nimmt an, dass in zehn Jahren gleiche Bildungschancen für alle Kinder in Deutschland herrschen werden, während eine Mehrheit von 57 Prozent dies eher bezweifelt. „Viele junge Menschen erkennen genau, dass wir im Bildungsbereich ein Gerechtigkeitsproblem haben. Mit Blick auf faire Chancen einerseits und den Arbeits- und Fachkräftemangel andererseits muss unsere Gesellschaft alles dafür tun, wirklich jedem jungen Menschen die Chance auf einen Schul- und Berufsabschluss zu geben“, sagt Andreas Knoke von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.
„Bedürfnisse der jungen Menschen ernst nehmen“
Allen Befragten wurden Vorschläge vorgelegt, wie es gelingen könnte, Jugendliche und junge Erwachsene beim Wechsel von der Schule in eine berufliche Ausbildung oder ein Studium besser zu unterstützen. Eine deutliche Mehrheit hält es für wichtig, Schulen zu beruflichen Orientierungsangeboten, wie zum Beispiel Beratung oder Praktika, zu verpflichten (91 Prozent). Große Zustimmung findet auch eine finanzielle Unterstützung, die es ermöglicht, für einen Ausbildungs- oder Studienplatz umzuziehen (90 Prozent). 85 Prozent sind der Meinung, dass Kompetenzen und Erfahrungen über das Notenzeugnis hinaus stärker anerkannt werden sollten.
„Es ist wichtig, die Bedürfnisse der jungen Menschen ernst zu nehmen und sie viel stärker zu berücksichtigen, wenn es um bildungspolitische Maßnahmen geht. Denn sie wissen am besten, was sie an Unterstützung benötigen und wie sie mit Angeboten, beispielsweise zur Berufsorientierung, erreichbar sind“, betonen die Experten von Bertelsmann Stiftung und Deutscher Kinder- und Jugendstiftung.
Weiterführende Links:
- Optimistisch aber systemkritisch – Der Übergang von der Schule in den Beruf im Stimmungsbild junger Menschen: www.tag-der-bildung.de/jugendbefragung-2023
- Übergang von der Schule in den Beruf – Ergebnisse einer repräsentativen Befragung zum Tag der Bildung 2023: www.tag-der-bildung.de/jugendbefragung-2023
- Weiteres zum Tag der Bildung: www.tag-der-bildung.de
- 22 Prozent – Die Übersehenen am Übergang in die Ausbildung: www.dkjs.de/22-prozent
Zusatzinformationen:
Die Initiative „Tag der Bildung“ ist eine ganzjährige Aktionslinie, die jährlich am 8. Dezember im Rahmen eines Aktionstages ihren Höhepunkt findet. Der Tag der Bildung wird in diesem Jahr gemeinsam von der Bertelsmann Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung ausgerichtet. Für die vorliegende Umfrage zum Schwerpunktthema „Übergang von Schule in den Beruf“ hat die forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen 1.075 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 21 Jahren befragt. Die Erhebung erfolgte vom 16. August bis 25. September 2023 mithilfe eines repräsentativen Online-Panels.
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