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Gesund und sicher arbeiten mit verhaltensorientierter Arbeitssicherheit

Aufgrund des Fachkräftemangels und eines im Winter erhöhten Krankenstands arbeiten viele Betriebe mit einem geringeren Personalschlüssel. Dies kann dazu führen, dass Beschäftigte mehr Aufgaben in der gleichen Zeit erledigen müssen. Das Risiko unaufmerksam zu sein oder sich unsicher zu verhalten, um zum Beispiel vermeintlich schneller zu arbeiten kann dadurch ansteigen. Was können Führungskräfte und Beschäftigte tun, um dennoch sicher zu arbeiten, sich zu schützen und sicher und gesund nach der Arbeit nach Hause kommen? Die Expertin Dr. Martina Frost, wissenschaftliche Mitarbeiterin am ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft erläutert, wie das mit dem Ansatz der verhaltensorientierten Arbeitssicherheit (Behaviour Based Safety, BBS) funktionieren kann.

Die mit Abstand am erfolgreichsten und meisten untersuchten Programme zur Verhaltensänderung von Beschäftigten sind die des Behaviour Based Safety (BBS). BBS ist ein Ansatz, der laut Christoph Bördlein „mit systematischer Anerkennung und Wertschätzung von sicherem Verhalten“ der Beschäftigten arbeitet. Damit wird sicheres Verhalten positiv verstärkt und gefördert. Ebenso kann das Risiko für das Auftreten von Arbeitsunfällen gesenkt werden. 

Wie funktioniert BBS? 

BBS ist eine verhaltensorientierte Maßnahme des Arbeitsschutzes. Grundsätzlich sollte der Arbeitsschutz nach dem TOP-Prinzip organisiert sein. Konkret heißt das, technische Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes haben Vorrang vor organisatorischen, und diese vor personenbezogenen Maßnahmen. Personenbezogene Maßnahmen ergänzen die ersten beiden, denn Verhaltens- und Verhältnisprävention gehen Hand in Hand. BBS als verhaltensbezogene Maßnahme betrachtet Bedingungen und Konsequenzen des sicheren und unsicheren Arbeitsverhaltens der Beschäftigten. Ziel ist es, die Konsequenzen unsicheren und sicheren Verhaltens zu verändern. Dies bedeutet, dass sicheres Verhalten von den Führungskräften und den Beschäftigten bemerkt wird und entsprechende Wertschätzung erfährt (positive Konsequenz). Wird ein unsicheres Verhalten beobachtet, so erfolgt hier keine Abmahnung oder Kritik (negative Konsequenz), sondern es erfolgt lösungsorientiert ein konstruktives Feedback, wie Beschäftigte sich beim nächsten Mal sicher verhalten können (vgl. Bördlein, 2022). 

Tipps, damit ihre Beschäftigten sicher arbeiten und sich Arbeitsunfälle reduzieren: 

  • Gestalten Sie die Arbeitsbedingungen nach dem TOP Prinzip, so dass die Beschäftigten sich sicher verhalten können (Bereitstellen von PSA) und alle Informationen und Kompetenzen haben, die sie hierfür benötigen (z. B. durch Hinweisschilder, Unterweisungen, Schulungen).
  • Beschreiben bzw. definieren Sie, welches Verhalten in ihrem Betrieb sicher ist (z. B. Festhalten am Handlauf; Handschuhe tragen beim Schneiden von Metall).
  • Bemerken und loben Sie (Führungskräfte und Kollegen*innen) sicheres Verhalten der Beschäftigten.
  • Wenn Sie eine unsichere Arbeitsweise bemerken, zeigen Sie, dass dies nicht gewünscht ist und fragen Sie, was dem Beschäftigten hilft, sich beim nächsten Mal sicher zu verhalten.
  • Verknüpfen Sie unfallfreies Arbeiten nicht mit materiellen Verstärkern (wie z. B. einer Prämie bei Null-Unfällen).
  • Definieren Sie die Ziele für die Beschäftigten so, dass diese durch das Verhalten der Beschäftigten direkt zu erreichen sind (z. B. Schutzbrille tragen, am Handlauf festhalten).
  • Sorgen Sie dafür, dass alle Beschäftigten beteiligt werden und fördern Sie den Einsatz der Beschäftigten für die Arbeitssicherheit.
  • Fragen Sie sich bei der Einführung neuer Arbeitsschritte immer vorher: Was müssen wir tun, damit die Ausführung der Arbeit sicher ist? 

Im Projekt MX SAFETY MAP setzt die thyssenkrupp Materials Services GmbH aktuell gemeinsam mit dem ifaa ein solches Projekt zur verhaltensbasierten Arbeitssicherheit um. 

Weitere Informationen zum Thema BBS finden Sie hier: Christoph Bördlein (2022). Verhaltensorientierte Arbeitssicherheit – Behavior Based Safety (BBS). Erich Schmidt Verlag, Berlin.

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