Finanzen / Bilanzen

ifo Institut: Investitionserwartungen deutlich gesunken

Die Unternehmen in Deutschland haben ihre Investitionsvorhaben deutlich gekürzt. Das geht aus den Konjunkturumfragen des ifo Instituts hervor. Die ifo Investitionserwartungen für das laufende Jahr sind im November auf 2,2 Punkte gefallen, nach 14,7 Punkten im März. „Das Investitionsklima hat sich spürbar eingetrübt. Das ist Folge der gestiegenen Finanzierungskosten, der schwachen Nachfrage und der wirtschaftspolitischen Unsicherheit“, sagt Lara Zarges, Konjunkturexpertin am ifo Institut. Auch für das kommende Jahr sind die Unternehmen zurückhaltend. Mit einem Saldo von 1,2 Punkten liegen die ifo Investitionserwartungen sogar etwas niedriger als in diesem Jahr. 
 
Am pessimistischsten sind die Unternehmen im Handel. Immer mehr Unternehmen wollen dort ihre Investitionsausgaben kürzen. Für das laufende Jahr sanken die Investitionserwartungen von plus 3,7 Punkte auf minus 3,5 Punkte, und für 2024 gehen sie weiter zurück, auf minus 14,6 Punkte. Auch die Dienstleister haben ihre Vorhaben für das laufende Jahr deutlich gekürzt. Die Investitionserwartungen sanken von plus 13,6 Punkte auf plus 1,0 Punkte. Im kommenden Jahr wollen sie nur geringfügig mehr investieren als in diesem Jahr, der Saldo liegt bei plus 2,3 Punkten. 
 
In der Industrie sind die Unternehmen am optimistischsten. Eine Mehrheit der Unternehmen will in diesem und im kommenden Jahr etwas mehr investieren. Für dieses Jahr haben die Industrie-Unternehmen ihre Vorhaben allerdings deutlich gekürzt. Der Saldo sank von 21,4 Punkten im März auf 6,8 Punkte im November; das heißt, sie wollen immer noch mehr investieren, aber eben nicht mehr ganz so viel wie ursprünglich geplant. Vor allem die energieintensiven Branchen wollen weniger investieren. Der Saldo fiel von plus 9,1 Punkten auf minus 9,2 Punkte. Am stärksten ist die Korrektur in der Chemie. Dort senkten die Unternehmen ihre Erwartungen seit dem Frühjahr von plus 13,9 Punkten auf minus 15,6 Punkte. In den nicht-energieintensiven Zweigen sanken sie für das laufende Jahr von 22,3 Punkten im März auf 12,6 Punkte im November. Die Automobilhersteller halten sogar an ihren ursprünglichen Plänen fest und wollen ihre Investitionsausgaben spürbar ausweiten. Der Saldo blieb beinahe unverändert bei plus 34,4 Punkten. 
 
Für das kommende Jahr sind die Investitionserwartungen in der Industrie weitgehend stabil bei 6,6 Punkten. In den energieintensiven Branchen deutet sich eine leichte Aufhellung an. Die Investitionserwartungen liegen bei plus 3,7 Punkten. Insbesondere die Hersteller chemischer Erzeugnisse planen wieder mehr zu investieren als im laufenden Jahr. In den nicht-energieintensiven Industriebranchen dagegen wollen geringfügig weniger Unternehmen ihre Investitionen im Vergleich zum Vorjahr ausweiten. Der Saldo sank auf 11,2 Punkte. Die Automobilhersteller wollen ihre Investitionsausgaben erneut spürbar ausweiten. Ihre Investitionserwartungen für das Jahr 2024 liegen bei 34,0 Punkten. 
 
Die Punkte bei den ifo Investitionserwartungen geben an, wie viel Prozent der Unternehmen per saldo ihre Investitionen ausweiten wollen. Der Saldo ergibt sich, indem man vom prozentualen Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionen ausweiten wollen, den prozentualen Anteil derer abzieht, die ihre Investitionen senken wollen. Wenn alle befragten Unternehmen beabsichtigten, ihre Investitionen auszuweiten, läge der Saldo bei plus 100 Punkten. Würden alle ihre Investitionen senken wollen, läge er bei minus 100. Das ifo Institut fragt nicht nach der Höhe der geplanten Investitionen. 
Über den ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

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