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Mehr als schnelles Internet und guter Kaffee

„Durch viel Verantwortung lernt man viel, auch über sich selbst – manchmal auf die harte Tour“, sagt Jan Mittendorf, Operational Director bei den TUM Ventures Labs in Heilbronn.  Die TUM Venture Labs treiben als gemeinsame Initiative von Technische Universität München (TUM) und UnternehmerTUM, Europas größtes Zentrum für Innovation und Gründung, forschungsbasierte Unternehmensgründungen voran.

Auf je ein bedeutendes Technologiefeld von Aerospace über Quantum bis Robotics, bieten sie den Gründungsteams eine unmittelbare Anbindung an die Spitzenforschung, spezifische technische Infrastruktur, Marktexpertise und die intensive Vernetzung mit der Branche.

Der junge Start-up-Coach ist seit März am Bildungscampus und unterstützt Start-ups im Bereich Software und Künstliche Intelligenz (KI) bei der Gründung. Für Mittendorf ist es eine Reise zu seinen Wurzeln: „Ich komme aus Oberheinriet, einem kleinen Dorf in der Nähe von Heilbronn“. Mittendorf studierte Mathematik an der TUM mit den Schwerpunkten Data Science und Machine Learning.

Das Studium motivierte ihn und vier Kommilitonen zur eigenen Geschäftsidee: „Konkret haben wir ein Computer Vision-System entwickelt, also ein Kamerasystem, das Prozesse in der Produktion analysiert und Verbesserungsvorschläge macht.“ Auch wenn er mit seinem eigenen Start-up nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen erlebte, zieht Mittendorf rückblickend eine positive Bilanz: „Die Herausforderung war für die erste Gründung einfach zu groß. Aber wir haben uns weiterentwickelt und spannende Erfahrungen gemacht. Deshalb bin ich in der Branche geblieben, jetzt als Unterstützer.“

Start-up-Expertise, die sich auszahlt

Während seiner eigenen Start-up-Phase kam der Kontakt zu UnternehmerTUM, der Gründerschmiede der TUM, und damit auch zu den TUM Venture Labs zustande: „Unser Start-up war eines der ersten, das in den Labs in Garching bei München für Software und KI gegründet wurde“, erklärt Mittendorf. Als sich die Tür des eigenen Start-ups schloss, öffnete sich eine andere. Es kam ein unerwartetes Angebot von Antoine Leboyer, Managing Director des Garchinger Venture Labs für Software & KI: „Hast du nicht Lust, hier in den Labs weiterzumachen und Gründende zu unterstützen?“

Jan musste nicht lange überlegen: „Anfangs habe ich in München und in Garching vor allem Software- und KI-Start-ups mit dem Wissen und der Erfahrung unterstützt, die ich aus drei Jahren eigener Start-up-Gründung erlangt hatte.“  In Heilbronn arbeiten die TUM Venture Labs eng mit den Campus Founders zusammen, um das Start-up-Ökosystem mit aufzubauen.

Reise zu den Wurzeln

Als Jan bei einem Treffen mit Arbeitskollegen seinen regionalen Bezug zu Heilbronn offenbarte, war schnell klar, wohin die Reise gehen sollte: „Ich kenne das Gründerökosystem in München und die Start-up-Programme. Ich habe einen Software- und KI-Hintergrund und Start-up-Erfahrung. Dazu weiß ich, wie die Menschen in der Region ticken. Das waren vier Haken, die ich setzen konnte“, erklärt er. Die Region Heilbronn-Franken biete dafür viele Möglichkeiten, so der Operational Director: „Neben einem großen Netzwerk gibt es hier eine große Vielfalt an Unternehmen: von ganz kleinen Firmen über Mittelständler bis hin zu Global Playern wie Lidl, Audi und Co.“

Spannend sei zudem die Größe Heilbronns: Die Stadt sei groß genug, um eine kritische Masse für wirtschaftliche Aktivitäten zu bilden, und familiär genug, um durch persönliche Netzwerke schnell von A nach B zu kommen. Auf dem Bildungscampus habe sich zudem eine bunte Mischung unterschiedlichster Organisationen angesiedelt, die nur in wenigen Ökosystemen zu finden sei.

Die Unterstützung der Jungunternehmer-Teams ist nicht finanzieller Art: „Wir investieren nicht in Start-ups, sondern unterstützen mit einem Netzwerk, Wissen und Ressourcen.”  In anderen TUM Venture Labs, etwa in der Chemie, werden beispielsweise Labore zur Verfügung gestellt. Für Software und KI hingegen brauche es nur schnelles Internet und guten Kaffee, sagt Mittendorf und lacht. Die eigene Rolle definiert Mittendorf wie folgt: „Die TUM als unternehmerische Universität mit uns als eigenen Labs, das ist ein tolles Angebot und wir versuchen, die Innovationskraft der TUM auf die Straße zu bringen.“

Aus Fehlern lernen, neugierig sein und für die Gründung brennen

Welche Voraussetzungen muss ein Start-up-Team mitbringen, um für die Labs interessant zu sein? „Zunächst einmal kann sich natürlich jeder bei uns bewerben“, sagt Mittendorf und fährt fort: „Es gibt einen Onboarding-Call, bei dem wir prüfen, wie der Status des Projekts und des Start-up-Teams ist, und dann entscheiden wir.“ Als ehemaliger Gründer weiß Jan, worauf es ankommt: „Man muss schnell aus Fehlern lernen, neugierig sein und eine Leidenschaft für das eigene Thema haben. Das sind Dinge, die man nicht lernen kann.“

Bei den Hardskills hingegen kann die TUM vorbildlich unterstützen. Wie gründe ich eine GmbH oder melde ein Patent an? Wie mache ich eine Finanzplanung und schreibe einen Businessplan? Wie mache ich einen Pitch oder Sales?  Durch die unterschiedlichen Schwerpunkte der einzelnen Labs können neben den allgemeinen Herausforderungen einer Unternehmensgründung auch fachliche und technologische Expertise angeboten werden. Seit März gehört genau dieses Mentoring zum Arbeitsalltag von Mittendorf und seinem Team. „Eine coole Aufgabe“, sagt er. Nur einen kleinen Wermutstropfen gibt es im Moment: „Meine Freundin wohnt in München, während ich in meiner Heimatstadt arbeite.“

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