Bildung & Karriere

Modistin holt Bundessieg bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk nach Mannheim

113 junge Ausnahmetalente der handwerklichen Berufsausbildung feierten im bcc Berliner Congress Center ihren Erfolg bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk 2023. Es waren die Besten der Besten unter rund 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Deutschland. Eine unter ihnen: Laura Marie Bette. Die 22-Jährige aus Ketsch hat ihre Ausbildung zur Modistin bei Hut und Mode Konrad in Mannheim gemacht. Nun ist sie Bundessiegerin bei den German Craft Skills 2023, Europas größtem Berufswettbewerb.

Vom Erfolg ist die sympathische Hutmacherin selbst ganz überrascht. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte sie noch im November bei der Auszeichnung der Siegerinnen und Sieger auf Kammerebene durch den Präsidenten der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, Klaus Hofmann. Damals hatte sie gerade erst davon erfahren, dass sie nach dem Kammer- und Landessieg auch auf Bundesebene alle Mitbewerber hinter sich lassen konnte. Mittlerweile ist das Unglaubliche gewiss. Mit Erhalt von Urkunde und Siegerstele in Berlin aus den Händen von Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), und Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), sind alle Zweifel ausgeräumt: Laura Marie Bette hat es tatsächlich geschafft.

Überzeugen konnte sie mit ihrer herausragenden Gesamtleistung bei der Gesellenprüfung. Dabei floss unter anderem das Fachgespräch in die Bewertung ein, insbesondere aber auch die drei Gesellenstücke, mit denen die junge Modistin viel Kreativität nebst handwerklichem Können bewies. Drei unterschiedliche Materialien galt es in drei verschiedenen Hutmodellen zu verarbeiten, was Laura Marie Bette überzeugend umsetzte. „Ich glaube, es ist mir ganz gut gelungen, das zu zeigen, was wir während der Ausbildung gelernt haben“, sagt sie. Einfach hat es sich die 22-Jährige dabei nicht gemacht. Zum Beispiel beim Strohhut. „Gerade bei diesem Material ist es einfacher, wenn man den Hut aus einem zieht“, erklärt sie. „Aber es gibt so viel mehr Möglichkeiten.“ Und so entstand bei ihr ein seitlich eingeschnittenes Modell, aus zwei Teilen getrennt gearbeitet. Das Design erinnert ein wenig an die 20er-Jahre – und das ganz bewusst. „Stimmt“, lächelt die Modistin. „Daran habe ich mich orientiert. Ich mag die Hutmode aus diesem Jahrzehnt sehr gerne.“ Farblich sollte es außergewöhnlich sein, weshalb Laura Marie Bette einen schönen Fliederton wählte und ihn mit dunkleren Akzenten in Lila kombinierte.

Die Farbigkeit gibt ihren drei Gesellenstücken einen Rahmen, der sie verbindet, obwohl ein jedes völlig anders ist und für sich alleine überzeugen kann. So entstand auch eine Stoff-Kappe im Oversize-Look, die mit Lila und Blau die passenden Farbkomponenten aufgreift. Auch sie ist aufwendig aus vielen einzelnen Stücken gefertigt und hat mit der asymmetrischen Schnittführung einen herausfordernden Schwierigkeitsgrad. „Es war mir sehr wichtig, dass alle Stücke zusammenpassen und sich ein roter Faden durch meine Arbeiten zieht“, sagt Laura Marie Bette.

Dass das einzige Stück, das nicht ihrer Designidee entspringt, sondern als Aufgabe das exakte Nachgestalten des vorgegebenen Modells beinhaltete, perfekt zu den beiden anderen passt, war reiner Zufall. Auch dieser Look, ein Glockenhut, wurde zweiteilig gearbeitet und erinnert in seiner Optik an die 20er-Jahre. Laura Marie Bette arbeitete den Filzhut in Blau und hatte damit ein perfekt passendes Ergänzungsstück zu ihren anderen beiden Teilen.

Ihr Können brachte der jungen Modistin den Bundessieg. Damit hat sie das Äußerste erreicht, was in ihrem Gewerk möglich ist. Andere Berufe, deren Ausbildungsweg auf europäischer oder weltweiter Ebene vergleichbar ist, gehen noch in weitere Runden. Sie starten bei den „EuroSkills“ und „WorldSkills“ auf den nächsten Stufen um Ruhm und Ehre. „Ich habe von einigen gehört, dass die schon beim Trainieren sind“, sagt die Modistin. Die Aussage hört sich abseits des sportlichen Wettbewerbs gewöhnungsbedürftig an und ist doch so passend. „Da gibt es eine Menge zu üben“, erklärt Laura Marie Bette. „Es geht darum, alle Techniken nochmals zu perfektionieren, zu überlegen, worauf es ankommt und wie man das Optimum aus seinem Handwerk holt. Auch in meinem Beruf gibt es so vielseitige und unterschiedliche Verarbeitungstechniken.“ Man lernt also nie aus und hat immer einen Grund, weiter zu „trainieren“. Die Deutsche Meisterschaft im Handwerk fördert damit genau das, was Handwerk ausmacht: Exzellenz, Qualität und Können. Dass der Bundessieg bei den Modisten nach Mannheim geht, ist auch ein Kompliment an den Ausbildungsbetrieb.

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