Kunst & Kultur

Was jüdisches Leben mit Deutschland verbindet

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat Abraham Lehrer, Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln und Vorstandsvorsitzender der Zentralwohlfahrtstelle der Juden in Deutschland, gestern seine höchste Auszeichnung – den Ehrenring des Rheinlandes – verliehen.

Zahlreiche Gäste waren der Einladung von LVR-Direktorin Ulrike Lubek und Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, zur Feierstunde gefolgt. „Für die Auszeichnung mit dem Ehrenring des Rheinlandes kann man sich auf unterschiedliche Weise empfehlen. Initiativen zur kulturellen oder geschichtlichen Entwicklung des Rheinlandes sind hier ebenso zu nennen wie das Eintreten für ein multinationales Zusammenleben und friedliches Miteinander einzelner Kulturen und Religionen. Wir ehren damit Persönlichkeiten, die sich in ganz besonderer Weise im Rheinland um das Grundprinzip der regionalen Selbstverwaltung als Baustein eines künftigen Europas besonders verdient gemacht haben. Das tun wir, weil wir diese Menschen brauchen! Wir brauchen sie und ihr Engagement, um unsere Vision und unseren Auftrag zur Sicherung der demokratischen Gemeinschaft zu erfüllen“, führte Lubek zur Begrüßung aus.

In der anschließenden Laudatio betonte Henk-Hollstein, dass gerade jetzt, mit Blick auf die jüngste Eskalation des Nahostkonflikts, eine solche Feierstunde ein wichtiges Zeichen sei: „Sie, Herr Lehrer, setzen sich seit vielen Jahrzehnten für ein wertschätzendes Miteinander in unserer Gesellschaft ein. Antisemitismus jeglicher Art stellen Sie sich entschieden entgegen. In Ihrem umfangreichen Wirken haben Sie sich auf vielfältige Weise um Köln, das Rheinland und das jüdische Leben in Deutschland verdient gemacht Die aktuellen Ereignisse führen uns allen noch einmal die große Bedeutung und Dringlichkeit Ihres Engagements vor Augen.“

Abraham Lehrer, geboren 1954 in New York, kam als Kind von Überlebenden der Shoa kurz nach der Geburt mit der Familie nach Köln und wuchs hier auf. Seit 1995 wirkt er im Vorstand der Synagogengemeinde Köln, seit 2014 als Vizepräsident des Zentralrats der Jüdinnen und Juden in Deutschland. Darüber hinaus ist er seit 23 Jahren Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V., dem sozialen Dachverband der jüdischen Gemeinden in Deutschland.

In diesen und weiteren Funktionen ist Abraham Lehrer aktiv. Henk-Hollstein nannte beispielhaft das bundesweite Festjahr „321: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, welches 2021 stattfand. In diesem Rahmen gab es zahlreiche Begegnungen mit Abraham Lehrer, denn auch der LVR beteiligte sich mit zahlreichen Projekten und Aktionen an dem Festjahr. Darüber hinaus bestanden und bestehen vor allem mit dem MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln und dem LVR-KULTURHAUS Landsynagoge Rödingen sehr enge sowie nachhaltige Verbindungen zu jüdischen Einrichtungen sowie Akteur*innen.

Zusammenfassend griff Henk-Hollstein ein Zitat von Lehrer auf, der in einem Interview sagte, es sei wichtig, beim Blick in die Vergangenheit das Verbindende zwischen jüdischen und nichtjüdischen Menschen zu benennen. Denn das Wissen um historische Verbundenheit stärke die Zusammengehörigkeit in der Gegenwart. Und erleichtere das gemeinsame Gestalten der Zukunft.

„Für die Gesellschaft sind Menschen wie Sie unverzichtbar. Mit Ihrem Handeln rufen Sie immer wieder in Erinnerung, dass die Würde des Menschen unantastbar und ihre Achtung sowie ihr Schutz Verpflichtung aller staatlichen Gewalt ist. Der Landschaftsverband Rheinland spricht Ihnen seine tiefe Anerkennung und Solidarität aus“, so Henk-Hollstein zum Abschluss ihrer Laudatio.

Der Ehrenring

Der Ehrenring des Rheinlandes ist die höchste Auszeichnung des LVR und wird nach einem 2001 vom Landschaftsausschuss des LVR beschlossenen Statut vergeben. Er ist eigens für die Preisträger*innen angefertigt und trägt als Stein einen Achat. Dieser wurde am Ufer des Rheins bei Rodenkirchen gefunden und stammt ursprünglich aus Idar-Oberstein. Im Laufe der Jahrtausende ist er durch den Rhein nach Köln gelangt.

Mit der Auszeichnung würdigt der rheinische Kommunalverband Persönlichkeiten, die sich um den Gedanken der kommunalen Selbstverwaltung als Baustein eines künftigen Europas verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Preisträger*innen zählen unter anderem Bundestagspräsidentin a.D. Prof. Dr. Dr. mult. Rita Süssmuth, der Kölner Pfarrer Franz Meurer, Oberstadtdirektor a.D. Dr. Max Adenauer, Bundesminister a.D. Gerhart R. Baum, Bundespräsident a.D. Dr. Walter Scheel, Ministerpräsident a.D. Prof. Dr. Jürgen Rüttgers, Oberbürgermeister a.D. Dr. Norbert Burger, Bundesminister a.D. Dr. Norbert Blüm, Ministerpräsidentin a.D. Hannelore Kraft, Hedwig Neven DuMont, Dombaumeisterin a.D. Prof. Dr. Barbara Schock-Werner und Franz-Xavier Roth.

Über Landschaftsverband Rheinland

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) arbeitet als Kommunalverband mit rund 22.000 Beschäftigten für die 9,8 Millionen Menschen im Rheinland. Mit seinen 41 Schulen, zehn Kliniken, 20 Museen und Kultureinrichtungen, vier Jugendhilfeeinrichtungen, dem Landesjugendamt sowie dem Verbund Heilpädagogischer Hilfen erfüllt er Aufgaben, die rheinlandweit wahrgenommen werden. Der LVR ist Deutschlands größter Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen und engagiert sich für Inklusion in allen Lebensbereichen. „Qualität für Menschen“ ist sein Leitgedanke.

Die 13 kreisfreien Städte und die zwölf Kreise im Rheinland sowie die StädteRegion Aachen sind die Mitgliedskörperschaften des LVR. In der Landschaftsversammlung Rheinland gestalten gewählte Mitglieder aus den rheinischen Kommunen die Arbeit des Verbandes.

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