Grand Tour del Lago d’Orta: In fünf Tagen um einen zauberhaften See
Grand Tour – von dieser Form des Reisens, die einer ferne Epoche angehört, haben sich die Initiatoren des neuen Ortasee-Rundwanderwegs inspirieren lassen. Wer sich Ende des 19. Jahrhunderts auf die Grand Tour begab, hat sich Zeit genommen für die Schätze des Stiefellandes – für einzigartige Naturkulissen, authentisches Essen, Architektur und ein kulturelles Erbe sondergleichen. Auch die 115 Kilometer lange Grand Tour del Lago d’Orta, die den See teils in weiten Bögen umrundet, bietet mehr als nur sportliche Betätigung zwischen See und Alpenrand. Jede der fünf Etappen steht unter einem anderen Motto. Zum Auftakt geht es „am Fluss entlang“, es folgt die „Kastanien-Etappe“, bevor ein nächster Streckenabschnitt an Orte an der Nordsitze des Sees führt, die ein Kapitel italienischer Industriegeschichte geschrieben haben. Den Alpen besonders nahe kommen Wandernde auf der „Granit-Etappe“. Gastronomisch besonders genussvoll wird es nochmal auf der „Tappa delle Vigne“, dem letzten Teilstück der Grand Tour, die durch das Weinbaugebiet der Provinz Novara verläuft.
Produkte vom Bauernhof und ein erfrischendes Bad im See
Die erste Tagestour ist mit knapp 17 Kilometern Strecke die kürzeste und mit nur 450 zu überwindenden Höhenmetern auch die leichteste. Ausgangspunkt ist das Weinstädtchen Borgomanero südlich des Ortasees. Über weite Teile läuft der Wanderweg direkt am Ufer des Flüsschens Agogna entlang. Abwechslungsreiche Highlights laden zu Pausen und Fotostopps ein. Neben kleinen Kirchen, einer Villa und einem Bauernhof mit Direktverkauf gehört Torre Buccione dazu. Der Turm ist Überbleibsel einer längst verfallenen Burg, die auf der Anhöhe am Rand des südlichen Seebeckens einst von enormer strategischer Bedeutung war. Dass die Aussicht über den See schier atemberaubend ist, versteht sich von selbst. Zu einem erfrischenden Bad lädt der nahe gelegene Lido di Gozzano ein. Ein besonderer Genuss – denn für sein kristallklares Wasser ist der Ortasee bekannt.
Für die zweite und mit 29 Kilometern längste Etappe sollten siebeneinhalb Stunden reine Wanderzeit eingeplant werden. Diesem Teilstück der Grand Tour haben die Kastanienhaine an den Hängen des Monte Mottarone den Titel gegeben. Parallel zum Ostufer verläuft diese Etappe. Es geht an die Nordspitze des Sees und noch etwas darüber hinaus, an den Gebirgsfluss Toce, der in
den Lago Maggiore mündet. Unterwegs belohnen der Wasserfall in der Valle del Pescone und der malerische Ort Borgo di Crabbia für jede Wandermühe.
Zur Wiege der italienischen Haushaltswarenindustrie
Die dritte Etappe erfordert ebenfalls ein gutes Fitnesslevel. Auf der 22 Kilometer langen Strecke sind rund 1100 Höhenmeter zu bewältigen. Die Ausblicke über See und Bergwelt sind spektakulär. Handwerk und Anfänge der Industrialisierung haben diesen Landstrich geprägt. In Omegna am Nordufer des Sees haben namhafte Hersteller von Küchengeräten ihren Stammsitz, unter anderem die Design-Schmiede Alessi. Das Museum „Arti e Industria“ ist unbedingt einen Stopp wert. Ganz anders erscheint die Welt in den Hochlagen der Tour. Auf den Almen finden sich noch Zeugnisse der Walserkultur. Im Zuge einer Auswanderungswelle vor rund 700 Jahren hatte sich die alemannische Volksgruppe in verschiedenen Tälern der südlichen Alpen niedergelassen – auch hier, hoch über dem Ortasee.
Die vierte Etappe läuft parallel zum Westufer an Berghängen, die mancherorts steil in den See abfallen. Legendenumrankte Orte, Wallfahrtsstätten und andere architektonische Kleinodien säumen den Wanderweg. Besonders reizvoll ist Etappe Fünf, die durch den Naturpark des Monte Fenera führt. Mit Geduld und etwas Glück lassen sich hier selten gewordene Vögel wie Wanderfalken und schwarze Schwäne erspähen. Auch durch Gargallo, das Dorf der Schuhmacher, führt diese Etappe. An die kreativen Kreationen aus Leder, die den Ort weit über die Region hinaus bekannt gemacht haben, erinnert ein Museum. Durch Weinberge schlängelt sich die Grand Tour zurück zu ihrem Ausgangspunkt Borgomanero. Weinliebhaber werden im Weinstädtchen Maggiora Pause machen. Auch auf den letzten Kilometern bietet sich reichlich Gelegenheit, die guten Tropfen der Colli Novaresi kennenzulernen. Mit oder ohne Wein schmecken Gorgonzola, Wurstwaren, Honig und Reis – weitere Spezialitäten der Provinz Novara, auf deren Territorium der südliche Ortasee liegt, während der Norden Teil der Lago-Maggiore Provinz Verbania-Cusio-Ossola ist.
Die Beschreibung der Etappen (Text nur Italienisch) mit Landkarten und Höhenprofilen: www.grandtourlagodorta.it
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