„Heilendes Licht“ für kranke Haut: Phototherapie mit UV-A- und UV-B-Strahlen
Krankhafte Hautveränderungen bei Neurodermitis, Psoriasis und Sklerodermie sind häufig durch Symptome wie Juckreiz, Schuppung, Entzündung oder eine derbe Verhärtung der Haut gekennzeichnet und bedeuten für die Betroffenen eine große Belastung. Nicht selten führen die sichtbaren Hautveränderungen zudem zu einer Stigmatisierung, wodurch die Lebensqualität weiter eingeschränkt wird.
Die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten vieler chronisch entzündlichen Hautkrankheiten haben sich vor allem mit den hochwirksamen Biologika in den letzten Jahren enorm verbessert. Und doch hat die Behandlung mit „therapeutischem Licht“ ihren festen Platz in der Therapie. „Die moderne Phototherapie ist nicht nur sehr effektiv, sondern auch nebenwirkungsarm“, betont Prof. Dr. med. Mark Berneburg, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Regensburg. Die Wirkungsweise der Phototherapie basiert darauf, dass bestimmte Anteile des natürlichen Sonnenlichts Entzündungsprozesse in der Haut positiv beeinflussen und verhärtetes Bindegewebe wieder weicher machen. „Die Bestrahlung mit UV-Licht ist nach wie vor ein unverzichtbarer Bestandteil der hautärztlichen Tätigkeit“, sagt Berneburg, der auch Generalsekretär der DDG ist. Die Phototherapie ist in den Leitlinien zu entzündlichen Hauterkrankungen fest verankert und setzt eine entsprechende Expertise des Behandelnden voraus.
Angewendet werden moderne Geräte als Lichtquellen, mit denen die therapeutisch wirksamen Wellenlängen des Lichts eingesetzt werden können. Die Phototherapie wird mit speziellen Anteilen der UV-Strahlung durchgeführt, die besonders wirksam sind. Das Spektrum der natürlichen UV-Strahlung wird entsprechend seiner Wellenlänge in UV-A, UV-B und UV-C eingeteilt. Nur die langwelligen UV-A-Strahlen und die kurzwelligeren UV-B-Strahlen werden für therapeutische Zwecke genutzt.
UV-A-Strahlen haben eine Wellenlänge von 315 bis 380 nm und dringen bis in die Dermis, also die Unterhaut ein. Sie wirken dort auf Entzündungszellen und spezifische Bindegewebszellen. UV-B-Strahlen besitzen eine Wellenlänge von 280 bis 315 nm und gelangen vor allem bis in die Epidermis, die Oberhaut. Der langwellige Anteil des UV-B-Lichts zeigt dabei eine besondere Wirkung in den unteren Schichten der Epidermis, insbesondere in der Basalzellschicht. In dieser Hautschicht entstehen in einem sich wiederholenden Zyklus von etwa vier Wochen neue hornbildende Zellen (Keratinozyten). Bei einer Schuppenflechte durchlaufen die Keratinozyten einen verkürzten Entstehungszyklus von vier bis sieben Tagen und es entstehen mehr oder weniger dicke schuppige, oft juckende Stellen auf der Oberhaut. Die Wirksamkeit der UV-B-Strahlung beruht u. a. darauf, dass die Zellteilung in der Basalzellschicht der Epidermis gehemmt wird, was zu einer Besserung der entzündlichen Hautveränderungen und zur Abnahme der Schuppung führt. Daher hat sich für die Behandlung der Psoriasis die Phototherapie mit dem selektiven langwelligen UV-B-Spektrum bewährt. Bekannt ist das Ganze unter dem Begriff Schmalband-UV-B-Therapie. Der maximale Peak der emittierten UVB-Strahlen liegt hier bei 311 nm. „Die Schmalband-UV-B-Therapie gilt heute aufgrund ihrer optimalen Wirksamkeit und guten Verträglichkeit als Therapie der ersten Wahl bei mittelschwerer und schwerer Psoriasis“, fasst Berneburg zusammen.
Eine Besonderheit neben dem gezielten Einsatz von UV-A- und UV-B-Strahlen ist die Kombination von UV-A mit dem Photosensibilisator Psoralen, die als PUVA-Therapie bezeichnet wird und effektiv bei der Behandlung verschiedener Hautkrankheiten (vor allem bei Schuppenflechte und kutanen T-Zell-Lymphomen) eingesetzt wird.
Vor Beginn der Phototherapie legt die Dermatologin/der Dermatologe die optimale Anfangsdosis fest. Diese richtet sich nach dem Hauttyp und dem Krankheitsbild der Patientin/des Patienten. Es gibt Geräte für die Bestrahlung des ganzen Körpers in Form von Bestrahlungskabinen mit speziellen medizinischen UV-Lampen für eine homogene rundum Bestrahlung und andere Geräte, mit denen Teile des Körpers bestrahlt werden. „Die Lichttherapie ist in der Regel gut verträglich und sollte drei bis fünf Mal pro Woche erfolgen. Unerlässlich ist bei jeder Bestrahlung eine UV-Schutzbrille, um Bindehaut- oder Hornhautentzündungen des Auges zu vermeiden“, betont der DDG-Generalsekretär.
Das Risiko für Hautkrebs und Krebsvorstufen wie der Aktinischen Keratose wird durch die Phototherapie nicht erhöht. Die Studienlage zeigt derzeit für die Schmalband-UVB-Therapie und für die UVA-Therapie keine klinisch messbare Zunahme von Hautkrebs.
„Die Phototherapie verdient eine Renaissance. Besonders profitieren Patientinnen und Patienten mit Komorbiditäten, die bereits viele Medikamente erhalten“, ergänzt Prof. Dr. med. Silke Hofmann, Chefärztin des Zentrums für Dermatologie, Allergologie und Dermatochirurgie, HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal. Denn Polypharmazie, also die Einnahme von fünf oder mehr verschiedenen Arzneimitteln, sei für viele Menschen – nicht nur für Seniorinnen und Senioren – eine Realität und unerwünschte Wechselwirkungen zwischen den Substanzen sind immer zu bedenken, so Hofmann, Beauftragte für die Öffentlichkeitsarbeit der DDG. Hier kann die Phototherapie zur Behandlung einer Hautkrankheit eine sehr gute Option darstellen.
Professor Berneburg fasst zusammen: „Im Sinne einer personalisierten Medizin sollte bei entzündlichen Hauterkrankungen neben dem breiten Angebot topischer und konventioneller Systemtherapien sowie Biologika immer auch die Lichttherapie angeboten werden.“
Literatur:
Kurz B, Berneburg M, Bäumler W, Karrer S. Phototherapie in Theorie und Praxis. J Dtsch Dermatol Ges. 2023 Aug;21(8):882-898. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/ddg.15126_g
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