Musik

Inspirierender Start ins neue Jahr – Bremer Philharmoniker präsentieren legendäre Werke von Strawinsky, Haydn und Kapustin

 

WAS              
6.Philharmonisches Konzert der Bremer Philharmoniker
„Inspiration“
                     
WANN
Sonntag, 14. Januar 2024, 11 Uhr
Montag, 15. Januar 2024, 19:30 Uhr
Dienstag, 16. Januar 2024, 19:30 Uhr
 
WO                
Konzerthaus Glocke
Domsheide 4/5
28195 Bremen

Ein Spiel um Leben und Tod, eine genreübergreifende Weltreise und eine Wundertüte musikalischer Überraschungen – mit Strawinskys Petruschka, Kapustins Cellokonzert Nr. 1 und Haydns Symphonie Nr. 70 präsentieren die Bremer Philharmoniker Werke von gleichsam inspirierenden und inspirierten Komponisten. Mit Hossein Pishkar hat das Orchester zudem einen Dirigenten zu Gast, dessen Wiedereinladung nach seinem Bremer Debüt vor drei Jahren ein ausdrücklicher Wunsch der Musiker:innen war. Ein höchst inspirierender Start ins neue Jahr!
 
„Eines Tages machte ich vor Freude einen Luftsprung: ‹Petruschka›!“, erzählte Igor Strawinsky über den Moment, als ihm 1911 bei einem Spaziergang am Genfer See endlich der lang verzweifelt gesuchte Titel für sein neuestes Werk einfiel. Geschrieben hatte er es für das berühmte Ballets Russes des Impresarios Sergej Djagilev, mit dem er kurz zuvor schon mit dem Ballett Der Feuervogel für Begeisterung sorgte. Petruschka sorgte nun für Strawinksy endgültigen Durchbruch. Im Mittelpunkt der mittlerweile legendären Komposition steht der tragische Held Petruschka, ein Zauberer, eine schöne Ballerina und ein nach damaligem Sprachgebrauch sogenannter Mohr. Das Bremer Konzertpublikum darf gespannt sein auf eine bewegende Liebesgeschichte mit allem, was dazu gehört: Sehnsucht, Verführung, Verrat, Verzweiflung, Eifersucht … und hochdramatisch: Mord. Weniger tragisch, sondern ganz im Gegenteil köstlich heiter geht es bei Haydns Symphonie Nr. 70 zu. Hier zeigt er sich so, wie man ihn kennt und liebt: spritzig, einfallsreich und voller Überraschungen – ein Schöpfer symphonischer Wundertüten.
 
Rund 200 Jahre nach Haydn betritt ein Pianist und Komponist in der ehemaligen Sowjetunion die Klassikbühne und lebt dort auf bislang nie dagewesene Art und Weise seine Liebe zu Jazz und Klassik aus: Nikolai Kapustin – im Westen Jahrzehnte lang unbemerkt, doch dann plötzlich katapultartig als Kultfigur verehrt. Zu Recht, denn seine Musik kennt keine Grenzen. So ist es auch kein Wunder, dass der Cellist Eckart Runge seine Werke als faszinierende Weltreisen beschreibt, die das Publikum dazu einladen, verschiedene musikalische Universen zu erkunden – und er muss es wissen. Schließlich war er es, dem Kapustin 1997 sein erstes Cellokonzert zur Uraufführung und Ersteinspielung anvertraute.
 
Das Programm
 
Joseph Haydn (1832-1809)         
Symphonie Nr. 70 D-Dur Hob. I:70         
– Vivace von brio
– Specie d´un Canone in Contrapunto doppio. Andante
– Menuett. Allegretto
– Finale. Allegro con brio
Uraufführung am 18. Dezember 1779 in Esterházy
 
Nikolai Kapustin (1937-2020)
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 op. 85
– Allegro
– Largo con moto
– Allegro
 
Igor Strawinsky (1882-1971)
Petruschka. (Fassung 1947. Burleske in vier Teilen)      
– Volksfest in der Fastnachtswoche
– Bei Petruschka
– Bei dem Mohren
– Karneval abends und Petruschkas Tod
Uraufführung am 13. Juni 1911 in Paris
 
Hossein Pishkar, Dirigat
Eckart Runge, Violoncello

Informationen zu Künstlern und Programm / Auszüge aus dem Programmheft
 
Hossein Pishkar
Dirigat
Der junge iranische Dirigent Hossein Pishkar wurde bekannt, als er 2017 den Deutschen Dirigentenpreis verliehen bekam. Außerdem wurde Hossein Pishkar mit dem Ernst-von-Schuch-Preis ausgezeichnet, der jährlich in Kooperation mit dem Dirigentenforum vergeben wird. In der Saison 20/21 debütierte er beim Belgrade Philharmonic Orchestra, der NDR-Radiophilharmonie sowie beim Qatar Philharmonic Orchestra. In der jüngsten Vergangenheit dirigierte Hossein Pishkar zudem Konzerte mit dem Beethoven Orchester Bonn, den Düsseldorfer Symphonikern, dem Orchestra Giovanile Luigi Cherubini, der Staatskapelle Halle, dem Staatsorchesters Stuttgart und dem WDR-Sinfonieorchester. Als Assistent arbeitete er mit François–Xavier Roth im Mai 2019 bei der Einstudierung von Philippe Manourys Lab.Oratorium mit dem Gürzenich-Orchester und übernahm als 2. Dirigent. Als Kind begann er, sich mit traditioneller persischer Musik zu beschäftigen. Bevor Hossein Pishkar 2012 sein Dirigierstudium bei Rüdiger Bohn an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf begann, studierte er bereits Komposition und Klavier in Teheran, wo er 1988 geboren wurde. Dort dirigierte er bereits in jungen Jahren das Teheran Youth Orchestra und das Orchester der Teheran Music School.
 
Eckart Runge
Violoncello
Eckart Runge hat sich als Cellist, Hochschullehrer, Kurator und Musikvermittler als einer der vielseitigsten Musiker seiner Generation etabliert. Einem internationalen Publikum wurde er bekannt als Gründer des Artemis Quartetts, mit dem er dreißig Jahre weltweit konzertierte, sowie mit seinem Duo Runge & Ammon, mit dem er seit 25 Jahren in Konzertserien, Festivals und Clubs gastiert. Seiner großen Leidenschaft, den Grenzgängen zwischen klassischer Musik und Jazz, Tango, Rock- und Filmmusik hat das Duo mehrere Einspielungen gewidmet. In Heidelberg geboren, studierte Runge in Brüssel, Lübeck und Wien. An der Universität der Künste Berlin, der Chapelle de la Reine Elisabeth in Brüssel, der Academia Stauffer in Cremona sowie auf zahlreichen Meisterkursen gab er seine Erfahrungen an Studenten aus aller Welt weiter. Seit 2023 ist er Professor an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf. Sein künstlerisches Selbstverständnis sieht Eckart Runge auch im gesellschaftlichen Engagement und unterstützt durch regelmäßige Benefizkonzerte und Einsatz vor Ort u.a. Organisationen wie Jeunesses Musicales Deutschland, Yehudi Menuhins Life Music Now sowie Mit-Mach-Musik, ein Integrationsprojekt für Flüchtlingskinder. Eckart Runge spielt ein seltenes Cello der Brüder Hieronymus und Antonio Amati aus Cremona von 1595, das ihm als großzügige Leihgabe von Merito String Instrument Trust Wien zur Verfügung gestellt wird.
 
 
Joseph Haydn (1832-1809)         
Symphonie Nr. 70 D-Dur Hob. I:70         
Haydn komponierte die Symphonie Nr. 70 für die Grundsteinlegung des neuen Opernhauses am Hof des österreichischen Fürsten Nikolaus I. aus dem Hause Eszterházy. Das alte wurde 1779 durch einen Brand im Ballsaal zerstört. Entsprechend des freudigen Anlasses beginnt die Symphonie mit einem repräsentativ-optimistischen Vivace. Im zweiten und vierten Satz stellt Haydn seine kontrapunktischen Fähigkeiten unter Beweis. Das etwas burschikose Menuett des dritten Satzes ist ein deutlicher Kontrast, zum Rest der Symphonie und geht einfallsreich mit Kontrasten spielend ins  Finale über. Es steht nicht nur hauptsächlich in d-Moll, sondern ist in seinem Kern eine kontrapunktische Meisterleistung: eine Dreifachfuge „in contrapunto doppio“, mit anderen Worten drei gleichzeitige zweistimmige Fugen. Beide, die Tonart-Variante und die auf die Spitze getriebenen kontrapunktischen Spielereien, waren in einem solchen Werk alles andere als gewöhnlich.
 
Nikolai Kapustin (1937-2020)
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 op. 85
Lange Jahre war die Musik des russischen Komponisten und Pianisten Nikolai Kapustin dem westlichen Publikum nahezu unbekannt. Dabei hat der Komponist in aller Stille mehr als 150 Werke geschrieben, die sich durch eine einzigartige, geradezu idiomatische Verschmelzung der musikalischen Sprache des Jazz mit den Traditionen der klassischen Musik auszeichnen. Kapustins Credo: Komponisten westlicher Kunstmusik könnten viel von „der rhythmischen Vitalität und dem Swing des Jazz lernen, während Jazzmusiker in den groß angelegten Formen und komplexen Tonsystemen der klassischen Musik neue Entwicklungsmöglichkeiten finden können“. Als er im Juli 2020 im Alter von 82 Jahren in Moskau starb, war er schon kein Geheimtipp mehr, was nicht zuletzt das Verdienst des Cellisten Eckart Runge ist. Runge hat mit seinem Duo „Runge & Ammon“ Kapustins Werke für Cello und Klavier aufgeführt und aufgenommen. Und was das erste Cellokonzert betrifft, so war es Runge, dem Nikolai Kapustin die Partitur anvertraut hat. Runge beschreibt das Werk als faszinierende Weltreise für das Cello, die den Hörer dazu einlädt, verschiedene musikalische Universen zu erkunden. Hierbei werden die Welten des Symphoniekonzerts, des Solospiels, des Jazz-Trios und der Big Band auf einzigartige Weise miteinander vereint.
 
Igor Strawinsky (1882-1971)
Petruschka. (Fassung 1947. Burleske in vier Teilen)      
Die Zusammenarbeit zwischen dem Herausgeber, Kunstkritiker, Kurator und Impresario Sergej Djagilev und Igor Strawinsky begann mit dem Ballett Der Feuervogel. Das Ballett wurde zu einem Erfolg, eine weitere Zusammenarbeit – Petruschka – brachte den beiden dann den endgültigen Durchbruch. Die Idee für Petruschka stammte von Strawinsky selbst. Die konzertante Aufführung von Petruschka besteht aus vier Tableaus. Das erste Tableau „Volksfest in der Fastnachtswoche“ führt in das Jahr 1830 und zeigt die letzten Tage des Karnevals im alten St. Petersburg. Die Musik zeichnet das Bild eines geschäftigen Jahrmarkts: Menschenmassen und glitzernde Attraktionen überall, die sich in den ständig wechselnden Rhythmen und Harmonien und in der Orchestrierung widerspiegeln. Die Figur der Puppe Petruschka wird mit dem sogenannten Petruschka-Akkord eingeführt: einer schrägen Klangballung (Cluster) aus Dur-Dreiklängen auf C und Fis. Hinzu kommen noch die Ballerina und der so genannte Mohr. Es kommt zu einem Tumult, Petruschka wird inhaftiert. Im zweiten Tableau „Bei Petruschka“ träumt Petruschkas von der Freiheit, und von der Ballerina, die er liebt. Sie neckt ihn, will aber natürlich nichts mit ihm zu tun haben. Das dritte Tableau „Bei den Mohren“ erzählt von der Liebe zwischen der Ballerina und dem Mohren. Im vierten Tableau „Karneval abends und Petruschkas Tod“ wird Petruschka vom Mohren ermordet. Doch der Zauberer erkennt in ihm eine Marionette und erweckt ihn wieder zu leben.

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