J.P. Morgan Asset Management: Gelingt es Dividendentiteln 2024, aus dem Schatten der KI-Aktien zu treten?
Konjunkturelle Rahmenbedingungen können „glorreiche Sieben“ weiter begünstigen
Für die Fortsetzung des positiven Momentums von Tech- und Kommunikationsaktien sprechen nach Einschätzung von Tilmann Galler hauptsächlich die konjunkturellen Rahmenbedingungen. „Die Aussichten auf ein schwächeres Wirtschaftswachstum 2024 und damit nachlassende Ertragskraft der Unternehmen dürfte den Unternehmen am Aktienmarkt helfen, die aufgrund ihrer Wettbewerbsposition überdurchschnittliche Gewinnwachstumsaussichten haben. Gleichzeitig ist ein Großteil der ‚glorreichen Sieben‘ aufgrund der geringen Netto-Verschuldung weiterhin kaum von Finanzierungsrisiken betroffen“, so Ökonom Galler.
Doch haben die Qualitäten der „glorreichen Sieben“ inzwischen einen hohen Preis. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist auf 34x angestiegen, während die 493 restlichen Aktien des S&P 500 nur ein KGV von 20x aufweisen. Die Marktkonzentration auf dem US-Markt ist historisch hoch, die zehn größten gelisteten Unternehmen der USA repräsentieren inzwischen ein Drittel des S&P 500. Bei den Gewinnerwartungen wird für die „glorreichen Sieben“ in den nächsten 12 Monaten ein Anstieg von über 30 Prozent erwartet, dem Rest des US-Marktes traut man hingegen nur vier Prozent Gewinnwachstum zu. „Die Latte wurde aufgrund der Euphorie um die Künstliche Intelligenz sehr hoch gelegt. Dadurch ist das Risiko einer Gewinnenttäuschung in den nächsten 12 Monaten angestiegen“, stellt der Marktexperte fest.
Dividendenstarke Titel als Stabilisator für das Portfolio
Um das Portfolio resilienter zu machen, sollten laut Tilmann Galler daher globale Aktien mit einer stabilen, überdurchschnittlichen Dividendenrendite wieder stärker in den Fokus rücken. Aktien mit Dividendenstabilität können in der Regel einem wirtschaftlichen Abschwung besser widerstehen als der breite Markt. Das zeigte sich beispielsweise in den Jahren von 2000 bis 2002, in der Rezession nach dem Platzen der Technologieblase. Die Gemeinsamkeit mit dem heutigen Umfeld liegt nicht nur in den hohen Tech-Bewertungen, sondern auch an den niedrigen Ausschüttungsquoten der Unternehmen. Aktuell werden global nur 39 Prozent der Gewinne ausgeschüttet, und damit 3 Prozentpunkte weniger als im 25-jährigen Durchschnitt. „Das aktuelle Dividendenniveau bietet dadurch einen Puffer gegen einen Rückgang der Gewinne im Falle einer Rezession. Die Bewertungen liegen aktuell bei einem KGV von 14x, was ziemlich genau dem langjährigen Durchschnitt entspricht“, erklärt Tilmann Galler.
Speziell mit Blick auf eine mögliche anstehende Zinswende spricht die Datenlage ebenfalls für Dividendenaktien. Gemäß einer Auswertung von J.P. Morgan Asset Management haben Dividendenaktien nach den letzten vier Zinshöhepunkten im Durchschnitt jeweils hohe zukünftige 12-Monats-Renditen mit enger Streuung erzielt. Bereits 2023 kamen die Qualitätsmerkmale von Dividendenaktien voll zur Geltung, wobei sich das globale Dividendenwachstum von plus sechs Prozent als deutlich widerstandsfähiger erwies als das globale Gewinnwachstum von minus zwei Prozent.
Doch reicht eine hohe Dividendenrendite allein aus, um aus dem Schatten der Tech-Werte herauszutreten? „Für das kommende Jahr sollten die Unternehmen auch die nötige Qualität mitbringen, eine wirtschaftliche Schwächephase auszuhalten. Preissetzungsmacht und eine niedrige Verschuldung sind Attribute, die im aktuellen Konjunkturumfeld Stabilität bieten. Bei einem längerfristigen Anlagehorizont sind die im historischen Vergleich günstigen Bewertungen von Aktien mit hoher Dividendenrendite ist ein starkes Argument dafür das Dividendenaktien aus dem Schatten der glorreichen Sieben heraustreten können“, führt Galler aus. Die Künstliche Intelligenz werde die Wirtschaft revolutionieren und gewaltige neue Absatzmärkte für Technologieunternehmen schaffen. „Doch der Filmklassiker und Namensgeber mahnt auch zur Vorsicht – nur drei der glorreichen Sieben haben den Showdown im Film überlebt“, sagt Galler.
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