Landtag Brandenburg und Gedenkstätte Sachsenhausen erinnern an die Opfer des Holocaust und des Warschauer Aufstands 1944
Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtkesagte: „Wir spüren es längst: Es ist nicht genug zu sagen, Rechtsextremismus, Antisemitismus hätten keinen Platz in unserem Land. Die Menschenfeindlichkeit hat sich ihren Platz gesucht. Es ist nicht mehr genug zu sagen: Nie wieder. Wie haben es schon zu oft gesagt. So viele wichtige Projekte für Demokratie, gegen Rechtsextremismus, gegen Antisemitismus, unser Handlungskonzept Tolerantes Brandenburg, unser Bündnis für Brandenburg, Erinnerungsarbeit an Schulen. Nichts davon vergebens, aber auch noch mehr davon genügt nicht. Wir müssen uns fragen, wie die Kraft der Erinnerung die Müdigkeitserscheinungen gegenüber der Demokratie überwinden kann. Dafür brauchen wir öffentliche Räume, ein Forum Erinnerungskultur, wo Geschichten der Opfer erzählt werden und lebendig bleiben, wo ein kulturelles Gedächtnis entsteht und aus ihm Entwürfe für die Zukunft. Das ist unsere Aufgabe hier in Brandenburg, wo die Orte des Schreckens und der Erinnerung liegen – Ravensbrück, Sachsenhausen, Lieberose, Belower Wald.“
Die stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte Sachsenhausen,
Dr. Astrid Ley, erklärte: „Über 8.000 polnische Männer, Frauen und Kinder wurden im Zusammenhang mit dem Warschauer Aufstand der Polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa) direkt oder über andere Lager nach Sachsenhausen gebracht: Männer, Frauen und Kinder. Viele von ihnen wurden in die neuerrichteten Außenlager des KZ Sachsenhausen im Raum Berlin-Brandenburg weiterverlegt, wo sie unter furchtbaren Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten. Zwischen 1939 und 1945 wurden insgesamt über 45.000 polnische Häftlinge im KZ Sachsenhausen registriert, tausende überlebten die Haft nicht, wie der 1944 in Sachsenhausen umgekommene Anführer der Armia Krajowa, Stefan „Grot“ Rowecki. Den Opfern des Warschauer Aufstands ist unsere heutige Gedenkfeier gewidmet."
Der KZ-Überlebende Bogdan Bartnikowskisagte: „Bei Beginn des Warschauer Aufstands gegen die deutschen Besatzer, den ich als Meldegänger unterstütze, war ich erst zwölf Jahre alt. Ich wurde verhaftet und mit meiner Mutter zunächst in das KZ Auschwitz-Birkenau gebracht. Nach dessen Räumung im Januar 1945 kamen wir nach Sachsenhausen, wo wir im Außenkommando Berlin-Blankenburg Trümmer räumen mussten. Am 22. April 1945 wurde ich von der Roten Armee befreit.“
Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Panketal stellten die Ergebnisse einer Projektwoche vor, in der sie sich anhand von Sammlungsobjekten und Erinnerungsberichten mit dem Schicksal der beim Warschauer Aufstand Verhafteten beschäftigt haben. Am Gedenkort „Station Z“ in Sachsenhausen verlasen die Jugendlichen Namen von Opfern des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Anschließend legten Landtagspräsidentin Liedtke und weitere Teilnehmende Kränze zum Gedenken an die Opfer nieder.
Zum geschichtlichen Hintergrund:
Beim Warschauer Aufstand ab August 1944 setzten sich die Aufständischen 63 Tage lang gegen die deutschen Truppen zur Wehr. Rund 180.000 Polinnen und Polen, überwiegend Zivilisten, verloren ihr Leben. Bei der Niederschlagung des Aufstands verübten die SS sowie Polizei- und Wehrmachtseinheiten zahllose Massaker. Rund 60.000 Warschauerinnen und Warschauer wurden in Konzentrationslager gebracht.
Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. In Deutschland ist dies der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, seit 2005 auch Internationaler Holocaust-Gedenktag der Vereinten Nationen. In diesem Jahr fiel der 27. Januar auf einen Sonnabend, deshalb fand auch mit Rücksicht auf jüdische Bürgerinnen und Bürger die Gedenkveranstaltung in Sachsenhausen am Montag statt.
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