Spielerisch zueinander finden
Genau das ist das Ziel des inklusiven Fußballtrainings, das VfB Stuttgart und Behindertensportgemeinschaft (BSG) Neckarsulm gemeinsam organisiert haben: „Wir schaffen Begegnung“, erklärt Quien. „Erwachsene, Jugendliche und Kinder mit und ohne Handicap spielen zusammen Fußball und bauen dabei Vorurteile ab. Die Studierenden erfahren, dass es Spaß macht, mit behinderten Menschen Sport zu treiben und zu trainieren und dass es keine Berührungsängste geben muss.“
Und schon geht’s los: Jeder schnappt sich einen Ball und sofort herrscht ein fröhliches Gewusel. Doch bevor richtig gespielt wird, stehen anspruchsvolle Übungen in Zweierteams auf dem Programm: Mal drehen sich die Schüler und Studierenden dribbelnd um die eigene Achse und spielen den Ball dann ihrem Partner zu, mal werfen sie sich gegenseitig einen Jonglier- und einen Fußball zu, möglichst ohne dass diese herunterfallen. Alle sind engagiert bei der Sache und es wird deutlich, wie unbefangen sie miteinander umgehen.
Am Anfang steht das Verständnis
„Das Wichtigste ist es, Ruhe zu bewahren. Dann kannman die Menschen besser verstehen und findet für jede Situation eine passende Lösung. Verstehen macht bereits 50 Prozent der Lösung aus“, ist Ayush Kumar überzeugt. Der Information Engineering-Student am TUM Campus Heilbronn hat bereits Erfahrung im Inklusionssport: Er ist Mitglied der Schwimmabteilung der BSG Neckarsulm. Besonders beeindruckt ist er dort von der Trainerin Daniela Potocean: „Sie kümmert sich um alles und hat uns beigebracht, wie man gehandicapte Kinder integriert.“
Andere TUM-Studierende haben vor allem Freude an der Bewegung: „Die Veranstaltung ist großartig. Sie ist sehr interaktiv und fesselnd. Es macht Spaß, mit anderen Studierenden und Schülern zu spielen“, sagt Information Engineering-Studentin Anusha Mareddy. Sie kann sich gut vorstellen, regelmäßig am inklusiven Fußballtraining bei der BSG Neckarsulm teilzunehmen, das dort jede Woche angeboten wird.
Timo Robrecht, ebenfalls Information Engineering-Student, war dort bereits. Was ihn besonders beeindruckt hat, sind die hohe Motivation und der Teamgeist. Sein Ziel ist es nun, eine Fußballmannschaft auf dem Heilbronner Bildungscampus aufzubauen. DenAnfang hat er schon mal gemacht: Er war es, der unter seinen Kommilitonen für KickInKlusiv geworben hat und sie zur Teilnahme motivieren konnte. „Und jetzt kann ich es kaum erwarten, meine Mitstudierenden auf den Boden zu werfen“, sagt er und lacht.
Ein Herz für den Inklusionssport
Gelegenheit dazu gibt es bald, denn als nächstes stehen Fußballpartien auf dem Programm. In kleinen Teams treten die Teilnehmenden gegeneinander an. Jedem TUM-Studierenden sind mehrere Schüler zugeordnet. Und spätestens hier können die Studierenden neben ihrer Empathie auch ihre Führungsqualitäten beweisen.
Viel zu tun hat derweil Heike Acker, Vorständin und Fußballtrainerin bei der BSG Neckarsulm: Unermüdlich kümmert sie sich hinter den Kulissen darum, dass alles läuft, dass etwa pünktlich um 12 Uhr Pizza für die Fußballerinnen und Fußballer bereitsteht. Dass ihr Herz für den Inklusionssport schlägt, ist der sympathischen Frau sofort anzumerken: „Inklusion ist in aller Munde und im Bundesteilhabegesetz verankert, aber sie wird nicht gelebt. Für mich ist es wichtig, sich näher kennenzulernen und einfach besser zu verstehen: Wie ist meine Welt und wie ist deine Welt, in der du lebst?“ Große Hoffnungen verbindet sie mit der Kooperation mit der TUM: Sie wünscht sich, dass zumindest einige der Studierenden regelmäßig am inklusiven Fußballtraining oder an anderen Sportarten bei der BSG teilnehmen. Sie würde gerne gemeinsam mit der TUM Fortbildungskurse zum Thema Inklusionssport anbieten. Und wenn 2025 die Landes-Sommerspiele von Special Olympics Baden-Württemberg (SOBW) in Heilbronn und Neckarsulm stattfinden, ist ihr Traum, mit einem „Unified Team“ aus BSG-Athleten und TUM-Studierenden anzutreten.
Vielleicht ist KickInKlusiv ja der erste Schritt zu diesem großen Ziel. Wie viel Freude auch die Schüler an dem Event haben, drückt niemand so schön aus wie die gehörgeschädigte Rozaliya K., Schülerin der Lindenparkschule und höchst erfolgreiche Fußballerinund Schwimmerin bei der BSG Neckarsulm: „Ich hatte erst etwas Angst, weil heute alles anders läuft als sonst. Aber jetzt macht es Spaß. Ich mag es, wenn es laut ist und ich lachen kann.“
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