Zukunftsfähige Landwirtschaft muss Bauern ihr Auskommen sichern
Bioland-Präsident Jan Plagge kommentiert: „Auf der Straße entlädt sich nun, was sich auf den Äckern in den letzten Jahren und Jahrzehnten angestaut hat: Die Landwirtinnen und Landwirte sind unzufrieden mit den Rahmenbedingungen, unter denen sie Lebensmittel für uns alle produzieren. Ein großer Faktor dabei ist die unsichere Perspektive. Lohnt sich meine Investition in den neuen Stall? Erhalte ich morgen noch die Fördermaßnahmen, die mir heute versprochen wurden? Und welche Preise werden mir im nächsten Monat für meine Erzeugnisse gezahlt? Das sind Fragen, mit denen sich die Bäuerinnen und Bauern auseinandersetzen und die verraten: ihre Verhandlungsposition in der Vermarktungskette ist viel zu schwach.
Klar ist: Keine Bäuerin, kein Bauer wäre auf Subventionen angewiesen, wenn auskömmliche Erzeugerpreise gezahlt würden. Ziel der anstehenden sozial-ökologischen Transformation des Sektors muss daher eine Landwirtschaft sein, die nicht nur Rücksicht auf Umwelt, Klima und Tiere nimmt, sondern auch den Bäuerinnen und Bauern ihr Auskommen sichert. Wie das funktionieren kann, haben wir unter anderem gemeinsam mit Naturland beim Orientierungspreis Milch skizziert.
Es hilft sicher nicht, jetzt das Rad der Landwirtschaft einfach um einige Jahrzehnte zurückzudrehen, wie es aktuell von einigen gefordert wird. Wir brauchen stattdessen mehr Fortschritt in die Richtung, die in vielerlei Hinsicht bereits von der Zukunftskommission Landwirtschaft vorgezeichnet worden ist.
Der Bio-Ausbau ist ein Kernelement bei der zukunftsfähigen Transformation des Agrarsektors. Zurzeit sind wir aber weder bundesweit, noch in den meisten Bundesländern auf dem Weg, das Bio-Ziel von 30 Prozent bis 2030 zu erreichen – unser aktuelles Länderranking zeigt es. Das zu ändern, daran muss die Bundesregierung gemeinsam mit den Bundesländern nun mit Entschlossenheit arbeiten. Wir stehen als Bio-Verband gemeinsam mit unseren Verbündeten gerne als konstruktiver Diskussions-Partner zur Verfügung.“
4 Bioland-Forderungen zur Internationalen Grünen Woche
Gentechnikfreie Erzeugung erhalten: Die Bundesregierung muss sich nach ihren Möglichkeiten in Brüssel dafür einsetzen, dass ein gentechnikfreier Anbau in Deutschland und Europa weiterhin möglich bleibt. Das ist nicht nur für den Ökolandbau wichtig, sondern auch für die vielen Landwirt*innen, die konventionell gentechnikfrei wirtschaften. Und es ist im Interesse der gesamten Branche: Denn, wenn das Gentechnikrecht dereguliert wird, ohne dass das Patentrecht angepasst wird und es praktikable Ko-Existenz und Kennzeichnungsregeln gibt, steigt die Abhängigkeit der bäuerlichen Betriebe zu den Agrochemie-Konzernen ins Bodenlose.
GAP umweltwirksamer gestalten: Die nationale Verteilung der Gelder, die aus dem Topf der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU kommen, muss wirksamer gestaltet werden. Die Betriebe, die besondere Leistungen für Umwelt, Klima und Arten erbringen, sollten dafür entsprechend entlohnt werden. Und die GAP muss einfacher und unbürokratischer werden, damit die Landwirt*innen zusätzlich zu ihrer zeitintensiven Arbeit auf dem Hof nicht noch viele Stunden im Büro verbringen müssen. Das von Bioland mitentwickelte und von vielen Seiten goutierte BÖLW-Stufenmodell zeigt, wie sich der komplexe Prozess vereinfachen ließe.
Bio-Strategie jetzt entschlossen umsetzen: Die Bio-Strategie des BMEL konkretisiert den Weg zum Ziel von 30 Prozent Bio bis 2030. Nun geht es darum, dass die formulierten Ansätze ihren Weg in die Umsetzung finden. Dazu muss die Finanzierung der einzelnen Maßnahmen, wie etwa die Ausweitung der Öko-Forschungsmittel gemäß dem Bio-Ziel auf 30 Prozent, gesichert und die nötigen Mittel in den Bundeshaushalt eingestellt werden.
Marktstellung der Erzeuger verbessern: Die Marktstellung der Erzeuger steht im krassen Ungleichgewicht zu großen Verarbeitern und Händlern. Dadurch haben Bäuer*innen kaum Möglichkeiten, auf die an sie gezahlten Preise Einfluss zu nehmen – und sind letztlich auch dadurch auf Subventionen angewiesen. Die Artikel 148 und 210a der Gemeinsame Marktorganisation (GMO) der EU liefern das richtige Instrumentarium, die Marktstellung der Erzeuger erheblich zu verbessern. Sie sollten daher von der Bundesregierung im Sinne der Erzeuger umgesetzt werden.
„Wir haben es satt!“ am 20. Januar in Berlin
Seine Forderungen trägt Bioland gemeinsam mit einem breiten Bündnis am 20. Januar bei der Demo „Wir haben es satt!“ in Berlin auf die Straße. Inhaltlicher Schwerpunkt der Demonstration wird dabei die Forderung nach einer Beibehaltung der strengen Regulierung der Gentechnik sein. Bioland lädt alle, die für eine zukunftsfähige Landwirtschaft eintreten, dazu ein, sich dem Demonstrationszug anzuschließen.
Bioland-Präsident Jan Plagge steht im Rahmen der Internationalen Grünen Woche auf dem Berliner Messegelände vom 17. bis zum 19. Januar sowie randlich der „Wir haben es satt!“-Demo am 20. Januar für Interviews gerne zur Verfügung. Anfragen dazu bitte an leon.mohr@bioland.de
Bioland ist der bedeutendste Verband für ökologischen Landbau in Deutschland und Südtirol. Rund 10.000 Betriebe aus Erzeugung, Herstellung und Handel wirtschaften nach den Bioland-Richtlinien. Gemeinsam bilden sie eine Wertegemeinschaft zum Wohl von Mensch und Umwelt.
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