Britische Forschungsorganisation fördert tierversuchsfreie Krebsforschung in Freiburg
Das britische National Centre for the Replacement, Refinement and Reduction of Animals in Research (NC3R) fördert Projekte, die darauf abzielen, Tierversuche zu reduzieren. In diesem Jahr erhält die Arbeitsgruppe von Prof. Toni Cathomen vom Institut für Transfusionsmedizin und Gentherapie am Universitätsklinikum Freiburg eine Förderung in Höhe von 1 Millionen Pfund – etwa 1,17 Millionen Euro – vom NC3R. Gefördert wird damit ein Projekt, in welchem die Sicherheit der CAR-T-Zelltherapie bei der Behandlung von Krebs tierversuchsfrei bewertet werden soll (1).
In Deutschland sind zwei Formen der CAR-T-Zelltherapie zur Behandlung von bestimmten Formen von Blut- und Lymphdrüsenkrebs bereits zugelassen (2) und werden bei Patienten eingesetzt, bei denen herkömmliche Chemotherapien nicht anschlagen. Bei der CAR-T-Zelltherapie werden aus dem Blut von krebskranken Patienten zunächst bestimmte Immunzellen – die T-Zellen – isoliert und im Labor gentechnisch so verändert, dass sie Krebszellen im Körper des Patienten attackieren und im Idealfall zerstören können. Doch neben dieser gewünschten Wirkung kann eine CAR-T-Zelltherapie auch Nebenwirkungen verursachen. Im schlimmsten Fall können die CAR-T-Zellen, die Krebs bekämpfen sollen, selbst Tumore hervorrufen.
Zur Beurteilung solcher Nebenwirkungen sind Tierversuche gänzlich ungeeignet. Sie sind nicht nur invasiv, also für die Tiere besonders qualvoll, sondern dauern auch zu lang (3), da die Entwicklung von Tumoren ein langsamer Prozess ist. Zudem führen Speziesunterschiede dazu, dass sich die Ergebnisse solcher Versuche nicht auf den Menschen übertragen lassen. Dies gilt umso mehr für moderne Immuntherapien wie die CAR-T-Zelltherapie, da sich das Immunsystem von Mäusen und anderen Tieren wesentlich von dem des Menschen unterscheidet. Das Freiburger Projekt setzt stattdessen auf künstliche Intelligenz, mit deren Hilfe Biomarker für die Sicherheitsbeurteilung der CAR-T-Zelltherapie ermittelt werden sollen. Erste Ergebnisse werden in 2 Jahren erwartet (3).
„Wir begrüßen die Förderung dieses Projekts zur Entwicklung einer tierversuchsfreien Sicherheitsbewertung der CAR-T-Zelltherapie ausdrücklich“, sagt Dr. Johanna Walter, wissenschaftliche Referentin bei Ärzte gegen Tierversuche. „Es ist jedoch bezeichnend, dass eine solche Förderung nun aus Großbritannien und nicht aus Deutschland kommt“, so Walter weiter. Ärzte gegen Tierversuche kritisiert seit Jahren, dass in Deutschland über 99 % der öffentlichen Fördermittel in Projekte fließen, die Tierversuche beinhalten und nur unter 1 % in die Entwicklung moderner tierversuchsfreier Verfahren (4). „Vor diesem Hintergrund wirkt die großzügige Förderung aus Großbritannien beinahe wie eine Entwicklungshilfe. Es ist überfällig, dass in Deutschland endlich eine Umverteilung der Fördergelder zugunsten einer innovativen und zukunftsweisenden Forschung stattfindet“, betont Walter.
Ärzte gegen Tierversuche setzt sich für eine moderne und tierversuchsfreie Forschung ein und vergibt auch selbst den Herbert-Stiller Preis zur Förderung humanbasierter Forschung (5). In seiner weltweit einzigartigen und frei zugänglichen NAT-Datenbank veröffentlicht der Verein tierversuchsfreie Methoden für die biomedizinische Forschung (6).
Quellen
(2) Fragen und Antworten zur CAR-T-Zell-Therapie. Deutsche Krebsgesellschaft, 01.04.2021 >>
(5) Herbert-Stiller-Förderpreis 2023. Ärzte gegen Tierversuche, 31.01.2024 >>
(6) NAT Database >>
„Medizinischer Fortschritt ist wichtig – Tierversuche sind der falsche Weg!“ – Unter diesem Motto setzt sich Ärzte gegen Tierversuche e. V. seit 1979 für eine tierversuchsfreie Forschung ein, die auf dem Einsatz von modernen Methoden z.B. mit menschlichen Zellkulturen und Organchips sowie der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten basiert. Ziel ist die Abschaffung aller Tierversuche und damit eine ethisch vertretbare, am Menschen orientierte Medizin – eine Wissenschaft, die durch moderne, tierversuchsfreie Testmethoden zu relevanten Ergebnissen gelangt.
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