Gemeinsamer Appell
„Die Zukunft der hausärztlichen Versorgung hängt am seidenen Faden und wird gerade sehenden Auges aufs Spiel gesetzt. Wir sind fassungslos, dass nach all den Jahren des darauf Hinarbeitens, der Kompromisse und Konsensfindung schon wieder an den Haaren herbeigezogene Gründe vorgeschoben werden, um diese dringend notwendige Reform des Medizinstudiums erneut auf die lange Bank zu schieben. Es gibt rein gar nichts mehr zu diskutieren, es ist jetzt Zeit zu handeln“, so Dr. Markus Beier, Co-Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Co-Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, ergänzt: „Diese Hinhaltetaktik der Verantwortlichen in Bund und Ländern hat längst nichts mehr mit verantwortungsvoller Politik zu tun. Fast 5.000 Hausärztinnen und Hausärzte fehlen der Versorgung schon heute – das ist bald ein Zehntel! Herr Prof. Dr. Karl Lauterbach hatte es im Rahmen des Krisengipfels zu Recht gesagt: Die hausärztliche Versorgung steckt bereits mitten in der Krise! Was muss noch passieren, damit die Verantwortlichen einsehen, dass jedes Hinauszögern dieser Reform unsere Gesellschaft teuer zu stehen kommt? Alle, die daran mitwirken, dass der Masterplan noch immer nicht umgesetzt wurde, tragen eine Mitverantwortung, wenn unsere Patientinnen und Patienten in 15 Jahren vor reihenweise geschlossenen Hausarztpraxen stehen. Wer diese Last nicht tragen will, muss dafür auch etwas tun!“
„Die Novellierung der Ärztlichen Approbationsordnung ist seit über zehn Jahren in der Planung und längst überfällig. Das Streichen der Reform von der Tagesordnung des Bundeskabinetts kommt einer nicht hinnehmbaren Verzögerung gleich!“, ergänzt Paul Quasdorff, Vizepräsident für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der bvmd. Weiter merkt Pascal Markus Lemmer, Referent für Externes der bvmd an: „Die Politik lässt nicht nur alle zukünftigen Ärztinnen und Ärzte hängen, sondern alle Patientinnen und Patienten im deutschen Gesundheitssystem. Dringend notwendige Themen wie ambulante Versorgung, Digitalisierung etc. – ohne Novellierung der Ärztlichen Approbationsordnung bleibt die Medizin der Zukunft vollkommen auf der Strecke. Erst drohten die Länder die Zukunft der medizinischen Ausbildung in Deutschland an einem fast schon lächerlich kleinen Betrag scheitern zu lassen, jetzt scheint der Bund, entgegen allen Versprechungen, dem Druck stattzugeben. Die Folgen für unser Gesundheitssystem sind gravierend und die Kosten stehen dazu in keinerlei Verhältnis.“
Zum Hintergrund: 2017 hat die damalige Bundesregierung die Reform des Medizinstudiums, den sogenannten Masterplan Medizinstudium 2020, in die Wege geleitet. Ursprünglich war vorgesehen, die Reform bis 2020 umzusetzen. Ziel ist es unter anderem, mehr Praxisbezug im Studium zu verankern sowie den kommunikativen und sozialen Fähigkeiten eine größere Bedeutung beizumessen. Darüber hinaus soll die Allgemeinmedizin im Studium deutlich gestärkt werden.
Dies würde dazu beitragen, dass sich mehr Studierende für eine Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin und somit für die hausärztliche Tätigkeit entscheiden. Trotz des sich immer weiter zuspitzenden Hausärztemangels ist die Reform bis heute nicht umgesetzt. Dem Vernehmen nach war vorgesehen, die Reform der Ärztlichen Approbationsordnung am 7. Februar 2024 im Bundeskabinett zu beraten. Der Tagesordnungspunkt wurde aber offensichtlich kurzfristig von der Agenda gestrichen.
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