Energie- / Umwelttechnik

Zusammenarbeit trägt Früchte: Nationalpark und Region ziehen positive Bilanz zum Jubiläum

Am 1. Januar 2014 wurde Baden-Württembergs erster und einziger Nationalpark gegründet. In diesem Jahr steht nun das erste große Jubiläum an: 10 Jahre Nationalpark Schwarzwald. Für Umweltministerin Thekla Walker auf jeden Fall mehr als ein Grund zum Feiern: „Der Nationalpark sensibilisiert uns für den Natur- und Artenschutz, vermittelt anschaulich den hohen Wert des Prozessschutzes und macht wilder werdende Natur für uns zugänglich und erlebbar. Darüber hinaus ist der Nationalpark wichtiger Impulsgeber für die Region. Er regt an, sich auf vielen Ebenen zu vernetzen und große Themen im ländlichen Raum gemeinsam anzugehen – und das mit Erfolg“, sagt sie. Seit Gründung ist dabei die Nationalparkregion Schwarzwald GmbH zentraler Partner im Tourismus.

Für die Natur selbst seien 10 Jahre natürlich ein winziger Zeitraum, sagt Nationalparkleiter Wolfgang Schlund. „Und trotzdem können wir schon viel Positives entdecken und beobachten, wie der Wald ein bisschen wilder wird.“ Gestartet ist der Nationalpark als Entwicklungsnationalpark mit einer Kernzone, die etwas größer als ein Drittel war. Mittlerweile ist sie schon etwas mehr als die Hälfte angewachsen. Bis spätestens 2044 kommt ein weiteres Viertel dazu. „Davon profitieren ganz besonders alle Arten, die auf strukturreiche Wälder und Totholz angewiesen sind und immer weniger Lebensräume finden“, erklärt Schlund.

Der seltene Dreizehenspecht etwa hat seine Population im Nationalpark stabilisiert. Auch Wendehals, Grauschnäpper und Grauspechte finden hier wieder Brutplätze. „Die Zitronengelbe Tramete, eine Pilzart, die als echte Urwaldart gilt, konnten wir mittlerweile schon an vielen Stellen im Nationalpark nachweisen – genauso wie mehr als 440 Käferarten, darunter sehr seltene, die sich auf totes Holz spezialisiert haben“, berichtet der Biologe. Das Großschutzgebiet im Schwarzwald zählt mit seinen knapp 10 000 Hektar zwar weltweit zu den kleinsten Nationalparks. „Und doch tragen wir unseren wichtigen Teil bei. Wir müssen der Natur den Raum geben, eigene Antworten zu finden. Weltweit können nur großflächige Schutzgebiete die vielfältigen, artenreichen Ökosysteme erhalten und stabilisieren, die für eine lebenswerte Zukunft entscheidend sind. Nur gemeinsam können wir für unsere nachfolgenden Generationen die Welt retten“, sagt Schlund.

Neuer Erlebnispfad wird im Mai eröffnet

Die wachsende Wildnis fasziniert auch die Gäste des Nationalparks: „Seit 2019 haben wir jedes Jahr zwischen 700 000 und einer Million Besuche gezählt“, berichtet Charly Ebel, Leiter des Fachbereichs Besucherinformation im Nationalpark. Wer nicht auf eigene Faust durchs Gebiet streifen mag, hat die Wahl zwischen rund 300 Veranstaltungen im Jahresprogramm. Dazu kommen pro Jahr mehr als 500 individuell gebuchte Führungen. „Besonders freuen wir uns im Sinne der Nachhaltigkeit natürlich über die mehr als 600 Besuche von Kindergärten und Schulklassen und die mittlerweile mehr als 100 Juniorangerinnen und Juniorranger, die regelmäßig zu uns kommen – so erreichen wir jährlich rund 10 000 Kinder und Jugendliche“, erzählt Ebel. Großer Magnet ist auch das 2021 eröffnete Nationalparkzentrum am Ruhestein.

Und in diesem Jahr kommen zwei weitere Attraktionen dazu. „Im Mai werden wir den Spechtpfad eröffnen, in unmittelbarer Nachbarschaft zum beliebten Lotharpfad und mit Informationen rund um die Spechte im Nationalpark“, verrät Ebel. Und im Oktober wird dann das zweite kleine Besucherzentrum im nördlichen Parkteil seine Pforten öffnen. „Die Ausstellung im ehemaligen Rossstall in Herrenwies rückt den Mensch und seine Beziehung zum Wald in den Fokus und schlägt so eine schöne Brücke zum großen Zentrum mit der interaktiven Ausstellung zum wilden Wald“, erzählt Charly Ebel.

Wertvolle Zusammenarbeit von Nationalpark und Region

Gute Nachrichten auch für die Region. „Der Nationalpark ist ein echter Besuchermagnet in unserer Mitte, die Nationalparkregion ein absolutes Erfolgsmodell“, sagt Michael Ruf, der als Bürgermeister von Baiersbronn dem Aufsichtsrat der Nationalparkregion vorsteht, zu der sich die 27 umliegenden Gemeinden zusammengeschlossen haben, um sich gemeinsam touristisch zu vermarkten. „Wir sind in einem sehr engen Austausch. Nur wenn sich Angebote ergänzen und aufeinander abgestimmt sind, entsteht für alle ein Mehrwert“, wie Ruf bilanziert. Gemeinsam mit dem Land haben Region und Nationalpark beispielsweise ein sehr aufwändiges Verkehrskonzept auf den Weg gebracht, wodurch Taktung und Routen des öffentlichen Nahverkehrs deutlich ausgebaut wurden. „Zusammen können wir so viel mehr erreichen als eine einzelne Kommune alleine“, lobt auch Myriam Geiser, eine der beiden Geschäftsführerinnen der GmbH die Zusammenarbeit.

Ein gemeinsames Großprojekt ist auch die Umsetzung einer digitalen Besucherlenkung in der Region. Die dazu benötigte Datenbank konnte durch eine Förderung des Verkehrsministeriums entwickelt werden. Künftig sollen Auslastungsdaten in Echtzeit Gästen die Möglichkeit geben, den Aufenthalt in der Region zu planen. Starkbesuchte Ausflugsorte können dadurch entlastet werden. Ein erster digitaler Infopoint am Lotharpfad wurde bereits durch die Gemeinde Baiersbronn umgesetzt, weitere sind in Planung.

10 Jahre Nationalpark Schwarzwald – mehr als ein Grund zu feiern

Das Jubiläum selbst soll natürlich auch gefeiert werden: Am 15. und 16. Juni lädt der Nationalpark zu einem Bürgerfest an den Ruhestein ein. „Wir haben schon viel erreicht und wir haben noch viel vor – das möchten wir gemeinsam mit den Menschen in der Region feiern“, sagt Wolfgang Schlund.

Hintergrund

Eine Spur wilder – das darf der Schwarzwald im ersten Nationalpark des Landes Baden-Württemberg wieder sein. Motto: Natur Natur sein lassen. Am 1. Januar 2014 gegründet, zieht sich der 10 000 Hektar große Park zwischen Baden-Baden und Freudenstadt den Höhenrücken des Nordschwarzwalds entlang. Mit Beschluss des Nationalparkrats im Februar 2020 wurden die Kernzonen des Nationalparks, also die „eine Spur wilderen“ Bereiche, von ursprünglichen 32,5 Prozent der Fläche des Nationalparks auf über 50 Prozent erweitert. Bis zum Jahr 2044 soll der Mensch auf 75 Prozent der Gesamtfläche nicht mehr in die natürliche Entwicklung eingreifen.

27 Gemeinden in drei Landkreisen bilden die Nationalparkregion Schwarzwald: der Landkreis Freudenstadt mit Alpirsbach, Bad Rippoldsau-Schapbach, Baiersbronn, Freudenstadt, Loßburg und Pfalzgrafenweiler; der Ortenaukreis mit Achern, Bad Peterstal-Griesbach, Durbach, Kappelrodeck, Lauf, Lautenbach, Oberkirch, Oberwolfach, Ottenhöfen, Ottersweier, Oppenau, Sasbach, Sasbachwalden und Seebach sowie der Landkreis Rastatt mit Bühl, Bühlertal, Forbach, Gaggenau, Gernsbach, Loffenau und Weisenbach. Gemeinsam umschließen sie die mehr als 10.000 Hektar große Fläche des Nationalparks Schwarzwald.

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