Abhörskandal bei der Bundeswehr
Offenbar war es einem russischen Maulwurf gelungen, sich mit einer weiteren Zuwahlnummer in die Konferenz einzuwählen, ohne dass dies von den anderen Teilnehmern bemerkt wurde. Nun werden Stimmen laut, dass das System, welches von den Offizieren genutzt wurde, nicht den deutschen Sicherheitsvorschriften unterliegt und auch nicht genügt. Und auch, wenn der Name des genutzten Systems noch nicht offiziell bestätigt wurde – in diesem Zusammenhang wurde bereits mehrfach erwähnt, dass die Bundeswehr für viele ihrer Konferenzen Cisco WebEx nutzt. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums bestätigte gegenüber der dpa zumindest, dass es „Anhaltspunkte gebe, dass ein nicht ausreichend sicheres Kommunikationsmittel verwendet wurde“. Und andere Stimmen werden nun laut, dass auch die Verantwortlichen bei der Bundeswehr allmählich begreifen müssen, dass eine Kommunikation von so brisanten und sicherheitsrelevanten Themen nicht über WebEX, Zoom und andere US-amerikanische Systeme erfolgen darf.
Auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius reagierte schnell und stellte sich noch am Wochenende der Presse. Er habe das Bundesamt für den militärischen Abschirmdienst (BAMAD) mit einer lückenlosen Aufklärung des Falles beauftragt. Pistorius weigerte sich jedoch, zum noch frühen Zeitpunkt über eventuelle personelle Konsequenzen zu spekulieren. Vielmehr sei es wichtig, nun Geschlossenheit zu demonstrieren. Denn – so Pistorius – „man müsse auf jede mögliche Art von Kriegsführung vorbereitet sein, und Russland führe hier einen Informationskrieg mit dem Ziel zu destabilisieren und zu verunsichern“. Es werde im Übrigen auch überprüft, ob der von Russland veröffentlichte Mitschnitt dem Originalgespräch entspreche, oder ob eine Manipulation stattgefunden habe. Weitere Leaks seien dem Bundesverteidigungsminister bislang nicht bekannt.
Experten sind sich einig, dass der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Gesprächsmitschnitts von Russland durchaus bewusst gewählt wurde. Unmittelbar nach der Beisetzung des Kremlkritikers Nawalny und nach der Meldung, dass auch Jan Marsalek, Ex-Wirecard-Chef für russische Geheimdienste tätig gewesen sein soll, werde hier gezielt der Fokus auf „externe“ Themen gelegt, die ein schlechtes Licht auf das Ausland werfen.
Neben politischen Diskussionen und Konsequenzen hat der Abhörskandal aber auch nochmal den Blick von Wirtschafts- und Unternehmensentscheidern auf die eigenen Sicherheitsvorkehrungen gelenkt. Denn es gibt neben den US-amerikanischen Konferenzsystemen, wie Zoom, MS Teams und Cisco WebEX durchaus Systeme, die DSGVO-konform sind, in deutschen Rechenzentren betrieben werden und somit eine sichere Alternative für den Austausch sensibler Daten und Informationen sind.
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