„kolonialokal – wir packen aus“
Das Beeskower Museum wurde 1906 gegründet, um die Geschichte des Kreises Beeskow-Storkow in Brandenburg zu erzählen. Heute befinden sich in der Sammlung aber auch Objekte aus dem Norden Europas, dem Südpazifik und aus Afrika. Die meisten der Artefakte stammen aus Namibia, der ehemaligen Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“. Das wirft Fragen auf: Wie kamen diese Gegenstände ins Beeskower Museum Oder-Spree? Was haben sie mit Großwildjagd, dem Verschwinden sorbischer Ortsnamen, einem verschollenen Australienforscher, der Entnazifizierung in einer kleinen Stadt und den Kolonialwarenläden in den Dörfern zu tun? Und wie gehen wir heute damit um, wenn wir Objekte wie diese in unseren Sammlungen entdecken?
Gut nachvollziehen lässt sich meist, wie die Objekte in die Museen gelangten. Wie aber zuvor die Stifter in ihren Besitz kamen und ob dabei alles mit rechten Dingen zuging, bleibt in der Regel unklar. Studierende der weißensee kunsthochschule berlin recherchierten gemeinsam mit Prof. Steffen Schuhmann die Geschichten und entwickelten, unterstützt vom Museumsverband des Landes Brandenburg und der Ethnologin Dr. Kerstin Volker-Saad, ein kritisches Ausstellungskonzept, das verdeutlicht, wie sich globale Verwerfungen in lokalen Kontexten niederschlagen. Die Ausstellung zeigt nicht nur, was über die Herkunft der Artefakte und deren Weg nach Beeskow bislang in Erfahrung gebracht werden konnte, sie ermutigt die Besucher_innen auch dazu, sich mit der deutschen kolonialen Schuld und Restitutionsfragen im regionalen und familiären Kontext auseinanderzusetzen.
Steffen Schuhmann, Professor für Visuelle Kommunikation an der weißensee kunsthochschule berlin: „Wir sollten nicht warten, bis sich große ethnologische Sammlungen – wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz – in Sachen Restitution bewegen. Auch in regionalen Museen finden sich Bestände aus kolonialen Kontexten, bei denen es lohnt, sich mit der Frage ihrer Herkunft und einer möglichen Rückgabe zu beschäftigen. Vielleicht ist es für kleine Museen sogar leichter, mutig und experimentierfreudig voranzugehen.“
Kristina Geisler, Museum Oder-Spree: „Wir hoffen, vor allem unter Heranwachsenden einen Diskurs über die Folgen des Kolonialismus auszulösen. Es macht daher auch Sinn, dass u. a. junge Ausstellungsmacher_innen am Werk sind. Beim Ausstellungsaufbau mit dabei ist Stefanie-Lahya Aukongo: Deren Mutter stammt aus Namibia, sie selbst wurde im damaligen Ostberlin geboren. Die Autorin wird das Projekt auf Burg Beeskow literarisch begleiten und ihre Sicht einbringen.“
„kolonialokal – wir packen aus“
Burg Beeskow
Frankfurter Straße 23 | 15848 Beeskow
Eröffnung: 13. April, 15 Uhr
Laufzeit: 13. April bis 31. Dezember
Öffnungszeiten: Okt–März: Di–So 11–17 Uhr
April–September:Di–So: 10–18 Uhr
Als Gegenentwurf zur traditionellen Akademie wurde die weißensee kunsthochschule berlin 1946 gegründet. Aus der Lehre und Idee des Bauhauses hervorgehend, zeichnet sich die Hochschule durch ihr einzigartiges Profil aus: Sie bietet mehr als 800 Studierenden aus dem In- und Ausland ein einjähriges interdisziplinäres Grundlagenstudium. Den künstlerisch-gestalterischen Grundlagen folgen Diplomstudiengänge in der Freien Kunst sowie Bachelor- und Master-Studiengängen im Design. Das klassenfreie System wird flankiert von der vertiefenden, forschungsbasierten Lehre in Theorie und Geschichte. Abschließen können Studierende in den Studienrichtungen Bildhauerei, Bühnen- und Kostümbild, Malerei, Mode-Design, Produkt-Design, Textil- und Flächendesign und Visuelle Kommunikation. Komplettiert wird das Lehrangebot von den zwei weiterbildenden Masterstudiengängen Kunsttherapie und Raumstrategien.
Die Designstudiengänge arbeiten in zahlreichen überregionalen Forschungs- und Kooperationsprojekten an zukunftsweisenden und innovativen Gestaltungsprozessen und Lösungsansätzen zu den Themen Klima, Umwelt, Nachhaltigkeit, Textil, Mode, Wohnen und Mobilität. Angesichts der Optimierung unserer Lebens- und Arbeitswelt und einer radikalen Kultur des Algorithmus adressieren die Freien Künste gesellschaftliche, kulturelle und kunstimmanente Themen, produzieren widerständiges Denken und entwickeln alternative Strategien und Visionen. Durch Förderinitiativen für Alumni, dazu gehören Existenzgründung, das Atelierprogramm und Stipendien der Mart Stam Gesellschaft, eröffnet die Hochschule beste Voraussetzungen für den Übergang vom Studium in den Beruf. Sie trägt damit maßgeblich zur Stärkung des kreativen Nachwuchses bei und zur Entwicklung der Kunst- und Kulturlandschaft der Wissenschaftsstadt Berlin.
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