Tag der offenen Tür in der Bildungsakademie stellt Handwerk ins Rampenlicht
„Wir Handwerker wissen um das Potenzial unserer Berufe“, sagt Handwerkskammerpräsident Klaus Hofmann. „Es ist unsere Aufgabe, die Chancen, die Handwerk bietet, jungen Leuten transparent und greifbar zu machen. Das geht am besten, indem sich die Berufe nicht nur selbst erklären, sondern sich zum Ausprobieren, Austesten und Anfassen öffnen.“ Die Veranstaltung in der Bildungsakademie hatte genau dies zum Konzept und verband Vorträge, Aktionen, Informationen und Spaß in einem lockeren Event. Die beiden Foodtrucks, die vor dem Gebäude im Hof der Bildungsstätte parkten und Leckereien offerierten, symbolisierten es. An den Stehtischen wurde nicht nur geschlemmt, sondern auch diskutiert, sich ausgetauscht und entspannt.
Drinnen führten Wegweiser durch die Gänge der Bildungsakademie in die verschiedenen Werkstätten und Vortragssäle. Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern waren aufgerufen, sich frei und zwanglos umzuschauen, dort stehenzubleiben, wo ihr Interesse geweckt war, mitzumachen, wo sie wollten, Dinge auszuprobieren oder einfach zuzusehen, Fragen zu stellen und Informationen einzusammeln. Ganz nach dem Motto „open house“ für alle. Eine Erkenntnis für viele Besucher: Im Handwerk muss man einfach machen und kommt zu tollen Ergebnissen. Die zeigten sich zum Beispiel in den süßen Marzipan-Osterhasen, die mit zunehmender Veranstaltungsdauer in immer mehr Händen von Besuchern in der Bildungsakademie zu sichten waren. Gemacht hat sie jeder selbst. Bäcker und Konditormeister Francis Dörich musste in der Backstube erst gar nicht selbst Hand anlegen. Es reichte, wenn er Tipps und Ermunterungen gab. „Für mich?“, fragte eine junge Frau ganz verzückt, als sie ihr selbst kreiertes Marzipanhäschen in Folie verpackt zum Mitnehmen überreicht bekam. Vermutlich wird es vor dem Vernaschen noch eine ganze Weile bestaunt.
Auch die Ausbilder in anderen Gewerken hatten Aktionen vorbereitet, bei denen sich Besucherinnen und Besucher nicht nur handwerklich versuchen, sondern auch Erinnerungen mitnehmen konnten. „Ein Herz fürs Handwerk“ lautete das Motto in der Werkstätte der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Die Aufgabe: Ein Herz aus einem Rohr formen. Wer wollte, konnte passend dazu bei den Schreinern ein Herz aus Holz aussägen und es bei den Malern und Lackierern in Farbe vollenden. Gewerkeübergreifend entstand so ein Mobile zum Mitnehmen.
Bei den Friseuren zeigte Ausbilderin Maria Kouskouva, wie sich schöne Flechtfrisuren umsetzen und Haare über den Kamm schneiden lassen. „Sieht immer super easy aus, ist aber gar nicht so leicht“, sagte sie, als sich gleich eine ganze Gruppe unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge mit ihren Betreuern um den Frisierkopf versammelte. Ein jeder der jungen Männer wollte es unbedingt probieren. Dass es wirklich nicht so einfach ist, aber richtig Spaß macht, sah jeder, der die Gruppe beobachtete.
In der Maschinenbau- und Metallbauwerkstatt packte man „heiße Eisen“ an, in der Kfz-Werkstatt hieß es „Auf die Köpfe, fertig, los“, bei den Maurern ging man mit „Kelle, Wasserwaage und Co.“ ans Werk und die Elektroniker ließen buchstäblich die Spannung steigen. Anlass für Berührungsängste gab es in keiner Werkstatt. Und wer sie doch hatte, wurde von den Ausbildern ermutigt. „Du kannst nichts kaputtmachen“, versicherte Dennis Brucic der 14-jährigen Mia beim Fliesenschneiden. Sie hatte die Info für den Veranstaltungstag „Handwerk im Rampenlicht“ bei der Jobs for Future mitgenommen und dort schon erste Versuche am Stand der Fliesenleger gemacht. Jetzt legte sie gleich zwei Fliesenreihen an die Wand und hätte am liebsten auch noch ausgefugt – wenn es nicht so viel mehr in der Bildungsakademie zu entdecken gäbe.
Da berichteten Ausbildungsbotschafter über ihre Berufe und erklärten, warum sie „Handwerk glücklich“ macht. Seniorbotschafterin Christine Feldhinkel skizzierte beispielsweise das Berufsbild des Orthopädietechnikmechanikers und ließ ihre Begeisterung überspringen. „Ich liebe diesen Beruf, weil er unglaublich ästhetisch ist und ich mit meiner Arbeit Menschen helfen kann“, sagte sie. „Dieser Beruf ist einfach sinnstiftend.“ Auf den Gängen und in Werkstätten präsentierten sich derweil Innungen und Firmen mit ihren Gewerken und luden Schülerinnen und Schüler an ihren Ständen zum Azubi-Speed-Dating ein. So konnten diese kompakt Informationen einsammeln, Kontakte knüpfen und erkunden, ob sie den einen oder anderen Beruf in einem Praktika näher kennenlernen möchten.
„Wir freuen uns, dass ‚Handwerk im Rampenlicht‘ als erste Veranstaltung dieser Art gut angenommen wurde, wissen aber, dass noch viel Luft nach oben ist“, resümierte Kammerpräsident Klaus Hofmann. „Wir werden im Laufe des Jahres noch einige weitere Gelegenheiten für junge Menschen anbieten, um sie in der Berufsorientierung zu unterstützen und ihnen die Möglichkeiten der dualen Ausbildung aufzuzeigen. Handwerk bietet dabei beste Chancen. Es ist so vielseitig, dass es für alle Talente und Interessensgebiete spannende Aufgaben bereithält. Man muss sie nur entdecken. Dann ist Handwerk der ideale Platz, um sich selbst zu verwirklichen, zielstrebig Karriere zu machen und Erfüllung im Beruf zu finden.“
Bei Fragen rund um die Ausbildung im Handwerk hilft das Team der Ausbildungsberatung der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, Kontakt per Telefon: 0621 18002-138 oder E-Mail: ausbildungsberatung@hwk-mannheim.de.
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