Auf dem Sprungbrett ins Leben – wie Eltern bei der Berufsorientierung unterstützen
Erneut steht die Berufsorientierung unter dem Motto „Handwerk erleben – Das isses!“. Acht Schulen haben sich für die Aktionstage in der Halle des Handwerks angemeldet, wobei insbesondere die Breite der Schulformen überzeugt. „Wir haben praktisch alles mit dabei: Gymnasien, Realschulen und Werkrealschulen“, freut sich Hannah Reichenecker, Ausbildungs- und Nachwuchssicherungsberaterin der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald. Rund 750 Schülerinnen und Schüler werden an den Werktagen bis einschließlich Montag, 6. Mai, bei der Berufsorientierung in der Halle des Handwerks erwartet.
Ein Entdeckungsparcours führt sie in Kleingruppen mit fünf bis sechs Personen an vier verschiedene Berufsstationen. Dort haben die Schülerinnen und Schüler jeweils 15 bis 20 Minuten Zeit, um auszuprobieren, Aufgaben zu lösen, nachzufragen und sich zu informieren. Entsprechende Laufzettel unterstützen bei der Aufgabe, die Berufsstationen für sich selbst einzuschätzen. Wer im Anschluss noch Zeit und Lust hat, kann sich natürlich auch die anderen ausstellenden Gewerke anschauen oder ausprobieren. Auch junge Menschen, außerhalb der Schulaktion, sind eingeladen, die Stationen des Handwerks in Halle 5 auf eigene Faust zu erkunden.
So zeigen die Zahntechniker ihr Gesundheitshandwerk, die Bäcker fordern zur Teig-Challenge auf, bei den Fliesenlegern werden Fliesen geklebt und bei der Kfz-Innung Testarbeiten am Motor durchgeführt. Es wird getupft, geklopft, gehämmert und gesteckt. Zum Beispiel bei der Elektro-Innung, wo eine Freisprechanlage in Gang gebracht werden soll. Oder bei den Steinmetzen, wo man sein Anfangsinitial in Stein verewigt. Die Schornsteinfeger bitten derweil auf die Slackline. Wohl mehr mit einem Augenzwinkern, denn auch unter den Profis am Stand schafft es nicht jeder wackelfrei hinüber. Wie sich Höhe anfühlt, kann man aber auch über die VR-Brille testen. Eine solche, mit anderem Programm, gibt es auch bei den Fahrzeuglackierern: Brille auf und sein Geschick beim virtuellen Farbesprühen mit der Sprühpistole testen, heißt es da. Schreiner, Dachdecker, SHK – ganz gleich, was das Herz begehrt, mit Mitmachaktionen und der Einladung zum Ausprobieren sind die Aussteller in der Halle des Handwerks auf dem Maimarkt ganz vorne mit dabei.
Vortrag: Wie Eltern bei der Berufswahl helfen
Ein spannendes Thema griff am Montag die Leiterin des Instituts für Pädagogische Fortbildung und Beratung in Neckargerach, IPFB, Iréne Greiner, mit dem Beitrag „Auf dem Sprungbrett ins Leben – die Elternrolle in der Berufsorientierung“ auf. Sie bezeichnete die partnerschaftliche Erziehung, die die jetzige Generation an Schülerinnen und Schülern genieße, entgegen der allgemeinen Einschätzung als große Chance. „Vielfach wird behauptet, diese Erziehung habe uns in eine Misere gebracht, weil man mit den Kindern diskutiert, sie auf Augenhöhe betrachtet und ihnen alles ermöglicht“, sagt sie. „Doch im Gegensatz zu meiner Generation und unserer autoritären Erziehung, die dazu führte, dass wir alles, nur nicht so wie unsere Eltern sein wollten, orientieren sich die jungen Menschen wieder an ihrem Elternhaus. Diese Generation möchte so sein wie ihre Eltern.“ Damit sei das Elternhaus bei der Aufgabe, Orientierung (auch in der Berufswahl) zu geben, ein maßgebender Faktor und könne viel erreichen.
Es gehe darum, das Elternhaus zukunftsfähig und fit für eine neue Zeit mit neuen Herausforderungen zu machen. In der „Meisterklasse für Eltern“ sieht die Pädagogin deshalb auch Kompetenzen gefordert, die in die Tiefe gehen. „Es geht darum, in Potenzialen zu denken“, sagt Iréne Greiner. „Dann habe ich eine neue Perspektive und nehme automatisch eine andere Position ein.“ Sie erläuterte dies am Beispiel von Heidi Klum und Germany’s Next Topmodel. „Natürlich können wir als Erwachsene sagen: Was für ein Blödsinn!“, so die Pädagogin. Damit bewirke man aber nichts. Viel besser sei es doch, durch einen Perspektivenwechsel die anderen Seiten zu betrachten. Dann gehe es da um Selbstüberwindung bei schwierigen Aufgaben, darum, in welcher Situation auch immer, die Haltung zu wahren, sich durchzukämpfen, auch wenn nicht immer alles glatt und nach Plan laufe, und letztlich darum, sich der Situation des Scheiterns zu stellen, wenn man am Ende kein Foto bekomme, also aus der Sendung ausscheide.
Eines verbinde Eltern und Kinder ohnehin: nämlich einen Beruf zu finden, mit dem der Nachwuchs glücklich sei. Das Handwerk könne hier mit einer sehr großen Berufszufriedenheit punkten. „Da wird noch angepackt, man sieht, was gearbeitet wurde, es zeigt konkrete Ergebnisse“, so Iréne Greiner. Es gehe aber auch darum, junge Menschen in ihrer Bedeutung zu stärken und sie vor Herausforderungen zu stellen, denn auch diese machten glücklich. „Ihr seid eine der wichtigsten Generationen überhaupt“, so die Pädagogin an das junge Publikum gewandt. „Ihr rettet die Welt.“
Die Referentin propagierte „Familie als Zukunftswerkstatt“, denn im Elternhaus beginne Zukunftsfähigkeit. Auf die Verbindung von Mensch zu Mensch, von Eltern zu Kindern zu vertrauen, sei dabei ein ebenso wichtiger Aspekt wie der bereits erwähnte Perspektivenwechsel. „Man kann alles, was Kinder heute machen, blöd finden – Social Media, Berufsziel Influencer, ständig ein Smartphone vor der Nase zu haben, … Man kann aber auch die Entwicklung, das Potenzial in dieser Generation sehen.“ Auf Augenhöhe dabei sein, mitdenken und mitdiskutieren, wie dies die Eltern unserer Tage ohnehin schon tun, ist ein erster Schritt.
Beratung rund um alle Fragen zur Ausbildung im Handwerk bietet Schülern und Eltern, aber auch Lehrern, Azubis und Ausbildungsbetrieben die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald. Kontaktaufnahme per E-Mail: ausbildungsberatung@hwk-mannheim.de.
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