Erasmus+: Handwerksgesellen erleben Auslandsabenteuer
„Durch Projekte wie Erasmus+ werden kulturelle Brücken zwischen Ländern gebaut und der europäische Gedanke eindrucksvoll gelebt“, erklärt Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart. Gerade jetzt in politisch schwierigen Zeiten sei es wichtig, Zeichen zu setzen und die interkulturelle Verständigung zu fördern. „Die Erasmini haben die einzigartige Chance genutzt, ein fremdes Land und neue Arbeitstechniken kennenzulernen und sich persönlich stark weiterentwickelt – diese Erfahrung wird sie ihr gesamtes Leben begleiten.“ Ein herzlicher Dank gelte den italienischen Partnern, durch deren großes Engagement das Projekt erst ermöglicht wird: der Stadt Volterra, der Sparkassenstiftung vor Ort, den Naturfreunden GIAN Volterra und der Villa Palagione. Im November 2024 wird das 25-jährige Jubiläum des Erasmus+-Projekts in Stuttgart gefeiert.
Die deutschen Fachkräfte aus insgesamt zehn Gewerken wie dem Zimmerer-, Maurer- oder Konditorenhandwerk zeigten in italienischen Betrieben und auf Baustellen ihr ganzes Können. Dabei sind in der traditionsreichen Etruskerstadt Volterra insbesondere Ausbau- und Restaurierungsarbeiten gefragt: So wurden unter anderem im Museo Etrusco Guarnacci mit viel Fingerspitzengefühl alte Fresken freigelegt und neu bemalt, mitten in der Altstadt eine für die Toskana typische Natursteinmauer gebaut oder die aus dem Mittelalter stammenden Fliesen im Rathaus von Volterra neu verlegt, aber auch wichtige Arbeiten in den Bereichen Elektrotechnik oder Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) und verschiedene Holz- und Glaserarbeiten durchgeführt.
Die Arbeit im italienischen Friseurbetrieb war für Friseur Tiziano Tragni, 21, aus Bodelshausen besonders wertvoll: „Ich habe im Salon sehr viel gelernt, beispielsweise wenn es um Farbe, Schneiden oder die Sprache geht.“ In Italien werde ganz anders gestylt und viel mehr Zeit für die Kundschaft eingeplant. „Dank dem Vertrauen meiner Chefin und der Kunden durfte ich schon früh richtig mitarbeiten und Haare schneiden – das hat mir gut gefallen.“ Von der bereichernden Arbeitserfahrung schwärmt ebenfalls Konditorin Abigail Pflüger aus Stuttgart: „Von Anfang an wurde ich sehr herzlich aufgenommen und habe mich gleich als Teil der Familie gefühlt.“ Unter anderem stellte sie Gebäcke aus Blätterteig oder Brandmasse sowie Tartelettes und zum Valentinstag sogar zwei Torten her, die sie selbst entwickeln und gestalten durfte. „Nach Deutschland nehme ich auf jeden Fall ein größeres Selbstbewusstsein und Vertrauen in mein Können mit“, berichtet die 26-Jährige. Beim Schleifen und Lackieren von alten Fensterläden lernte auch Tischlerin Kaya Huber aus Ditzingen neue Techniken kennen und erhielt einen frischen Blick auf ihren Beruf: „Nicht alles muss unbedingt neu sein. Wir haben sehr alte Fenster mit gar nicht so viel Aufwand restauriert – da können wir uns auf jeden Fall noch etwas abschauen.“
Die Grundlage für die erfolgreichen Arbeitseinsätze bildeten die guten Sprachkenntnisse der Erasmini: „Durch den Italienisch-Sprachkurs haben wir es in nur wenigen Wochen geschafft, unsere Aussprache, unseren Wortschatz und unsere Grammatik so zu verbessern, dass wir uns auf den Baustellen ohne Probleme mit unseren Capos verständigen konnten“, erklärt Maurer David Möck, 22, aus Ofterdingen. Auch persönlich entwickelten sich die Teilnehmenden enorm weiter: Ob beim gemeinsamen Zusammenleben im Naturfreundehaus, den vielen Begegnungen mit Italienerinnen und Italienern oder interessanten Ausflügen – sie haben Erfahrungen fürs Leben gesammelt. „Mit den anderen Erasmini durfte ich viele schöne Momente erleben. Dazu gehören die Tischtennisturniere, gemeinsame Kochsessions oder Geburtstage, die wir gemeinsam gefeiert haben“, fasst Maurer Lennard Paul, 22, aus Stuttgart die gemeinsamen drei Monate in der Toskana zusammen. „Ich kann von dieser Erfahrung sehr viel für mich mitnehmen, beispielsweise wie wichtig es ist, in einer Gruppe Entscheidungen zu treffen und was meine Stärken und Schwächen sind.“ Bei vielfältigen Ausflügen tauchten die Erasmini außerdem in die italienische Kultur ein: „Für mich persönlich war Florenz durch die kulturelle Vielfalt und die antiken, von der Renaissance geprägten Gebäude sehr beeindruckend, aber auch Städte wie Livorno oder Siena zeigen die kulturelle Vielfalt und die Geschichte der Toskana“, erzählt der 22-jährige Zimmerer Paul Schröpfer aus Ludwigsburg
Teilnehmerübersicht
Ronja Beccard, Malerin und Lackiererin aus Welzheim
Aisha Inez Gamboa, Elektronikerin für Informations- und Telekommunikationstechnik aus Eggenstein-Leopoldshafen
Eleonora Heinicke, Zimmererin aus Albershausen
Kaya Huber, Tischlerin aus Ditzingen
Jakob Knauss, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik aus Weinstadt
David Möck, Maurer aus Ofterdingen
Lennard Paul, Maurer aus Stuttgart
Abigail Pflüger, Konditorin aus Stuttgart
Pascal Schnaithmann, Straßenbauer aus Neckartenzlingen
Paul Schröpfer, Zimmerer aus Ludwigsburg
Annika Sigle, Orgel- und Harmoniumbauerin aus Leonberg
Yannik Timmer, Maler und Lackierer aus Stuttgart
Tiziano Tragni, Friseur aus Bodelshausen
Philipp Vollmer, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik aus Stuttgart
Die Kontaktdaten der Teilnehmenden sowie weitere Fotos können bei der Pressestelle der Handwerkskammer erfragt werden.
Weitere Information zum Erasmus+-Projekt gibt es unter: www.hwk-stuttgart.de/volterra
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