Hungerkrise im Sudan: World Vision warnt vor Zerfall des Staates und neuen Fluchtbewegungen
Bereits vor drei Monaten waren mindestens 18 Millionen Menschen im Sudan laut UN-Schätzungen nicht mehr in der Lage sich ausreichend zu ernähren. „Inzwischen hat sich die Lage weiter verschlechtert, da die Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und den Rapid Support Forces (RSF) auch Regionen wie Al Gezira State erreicht haben, die normalerweise Überschüsse an Getreide produzieren“, berichtet Thomas Heddago, Afrika-Referent bei World Vision Deutschland. „Es ist sehr alarmierend, dass während der Erntesaison bereits vier Millionen Kinder unterernährt sind, und wenn jetzt nicht ausgesät werden kann, werden viele von ihnen in die gefährlichste Form des Hungers abrutschen, bei der Todesfälle nicht zu vermeiden sind. Wir tun unser Möglichstes, um rechtzeitig Hilfe in für uns erreichbare Regionen zu bringen und wissen, wie wir in der aktuellen Lage am effektivsten helfen können – etwa durch finanzielle Unterstützung von Frauen, die allein ihre Kinder ernähren müssen oder durch mobile Gesundheitsteams, die mit lokalen Helfern vor Ort Unterernährung behandeln. Uns stehen aber zu wenig Mittel zur Verfügung, um die wachsende Notlage zu bewältigen. Es muss auch klar sein: Die Konfliktparteien dürfen Hunger nicht als Waffe einsetzen.“
Schwer unterernährte Kinder haben ein 10 Mal höheres Risiko an Krankheiten wie Malaria oder Durchfall zu sterben als gesunde Kinder. Da 70 Prozent der medizinischen Einrichtungen im Sudan zerstört oder nicht mehr funktionstüchtig sind, ist die Prävention, wie auch die Behandlung von Krankheitsausbrüchen mit enormen Herausforderungen verbunden. Heddago betont, dass Hilfsorganisationen flexible und langfristige Finanzmittel benötigen. Diese sollten unter anderem die Versorgung mit sauberem Wasser, Hygiene in überfüllten Notunterkünften und die Ausrüstung lokaler Gesundheitshelfer ermöglichen.
World Vision setzt sich mit Partnern wie Unicef auch dafür ein, den Kindern in Konfliktregionen Lern- und Spielmöglichkeiten in einer sicheren Umgebung zu verschaffen. „Im Sudan sind die Schulen seit einem Jahr geschlossen; den Kindern fehlt damit wichtige Unterstützung, um ihre schrecklichen Kriegserlebnisse zu verarbeiten und ihre Entwicklungschancen sind massiv beeinträchtigt“, warnt Heddago.
Um weiteres Leid im Sudan und in den Nachbarländern zu verhindern, sollten die bei der Geberkonferenz vertretenen Regierungen dringend notwendige Hilfen ermöglichen, sich aber auch stärker für humanitären Zugang zu allen Notleidenden Menschen und für eine Waffenruhe einsetzen. Dazu erklärt Ekkehard Forberg, Experte für Konfliktbearbeitung bei World Vision: „Die Bundesregierung hat immer an der Seite des Sudan gestanden und sich stark für Dialog, Frieden und Entwicklung im Sudan eingesetzt. Dieses Engagement fehlt jetzt – es bleibt gerade vor allem den Nachbarn und den Golfstaaten vorbehalten, in verschiedenen Formaten zu vermitteln. Dabei bleibt die Zivilgesellschaft bisher leider außen vor. Die bisherigen Vermittlungsbemühungen sollten zusammengeführt werden – eine starke Unterstützerrolle Deutschlands ist dabei wünschenswert.“
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