Deutsche katholische Bischofskonferenz veröffentlicht Arbeitshilfe zur Situation der Christen in Zentralasien
Christen werden in der Region nicht verfolgt, aber …
Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, erklärte zur gesellschaftlichen Rolle der Christen in Zentralasien: „Christen werden in der Region nicht verfolgt, aber das Leben als kleine Minderheit in autoritär regierten Staaten stellt eine große Herausforderung für die Katholiken und andere christliche Gemeinschaften dar. Die Machthaber sind in allen Staaten noch sehr von sowjetischer Religionspolitik geprägt. Sie instrumentalisieren den Glauben für Machtpolitik und misstrauen dem Eigenleben der Religionsgemeinschaften. Religiöse Aktivitäten müssen stets angemeldet und vom Staat erlaubt werden.“ Es gelte hier allerdings zwischen Kasachstan und den übrigen Staaten zu unterscheiden, so Bischof Meier: „In Kasachstan sind die russisch-orthodoxe und die katholische Kirche relativ groß und werden als Kultur der eingewanderten und dorthin deportierten Menschen gesehen, denen eine gewisse Autonomie zugestanden wird.“ In den anderen Staaten Zentralasiens lebten nur zwischen 150 und wenigen Tausend Christen, die meist von Missionaren aus Osteuropa, Spanien oder Südamerika betreut würden. Für diese bedeute die staatliche Regulierung von Religion eine hohe bürokratische Hürde und konfrontiere die Verantwortlichen mit kaum zu erfüllenden Auflagen.
Regierungen bekämpfen den islamischen Extremismus
„Die Religionspolitik in den zentralasiatischen Staaten ist darauf ausgerichtet, den islamischen Extremismus zu bekämpfen. Die diesbezüglichen Regelungen betreffen auch andere Konfessionen“, erläuterte Thomas Helm, Vorsitzender der Deutsch-Kasachischen Gesellschaft. Es seien mehr oder weniger strenge Gesetze zum Schutz der Religion vor ausländischen Einflüssen beschlossen worden, die gerade für die international geprägten Katholiken nachteilig seien. „Bei nur 150 Katholiken in einem Land wie Tadschikistan sind einheimische Berufungen äußerst selten und die Christen dort auf Priester aus dem Ausland angewiesen. Wenn die staatliche Registrierung aber einen Staatsbürger als Gemeindeleiter und das Verbot von ausländischen Einflüssen vorsieht, stellt das die Katholiken vor elementare Probleme.“
Gemeinsame Geschichte der zentralasiatischen Staaten
Die Staaten Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Tadschikistan und Turkmenistan verbinde, bei allen Unterschieden im Detail, eine weitgehend gemeinsame Geschichte und eine vergleichbare politische Ausgangslage. Über lange Zeit prägten die Region an der historischen Seidenstraße ein weltoffener Islam und der Austausch durch den Handel zwischen Ostasien, Russland und Europa. Im 20. Jahrhundert waren diese Länder Teilrepubliken der Sowjetunion, aus der sich 1991 alle fünf als autoritär geführte Staaten herauslösten. In Zentralasien dominiere heute ein staatlich kontrollierter Islam, den die jeweiligen Machthaber von den extremistischen Strömungen des Islam abzuschotten versuchen, die aus den südlichen Nachbarländern nach Zentralasien drängen. Das Christentum sei dort eine kleine Minderheit und in orthodoxe, katholische und protestantische Gläubige aufgespalten. Den größten Anteil an der Gesamtbevölkerung machten die Christen in Kasachstan aus. Viele, vor allem Wolgadeutsche und Polen, seien in der sowjetischen Zeit als Angehörige ethnischer Minderheiten in die wenig besiedelten Steppenregionen Zentralasiens deportiert worden.
Arbeitshilfe
Die Arbeitshilfe „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit – Zentralasien“ gibt einen Überblick über die Situation der Christen in diesen Ländern. Sie erläutert aktuelle Konfliktlinien innerhalb der Gesellschaft, analysiert die Hintergründe und lässt Mitglieder der Ortskirche zu Wort kommen.
Die Arbeitshilfe kann als PDF-Datei heruntergeladen werden:
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