Notlage der Karlsruher Kliniken macht schnell finanzielle Hilfe notwendig
85 Prozent der Krankenhäuser in Baden-Württemberg befürchten für 2024 hohe Defizite. In Ihren Wirtschaftsplänen fehlen allein im laufenden Jahr 900 Mio. Euro. Nach einer jahrelangen Unterfinanzierung der Kliniken bundesweit befinden sich auch die beiden Karlsruher Kliniken in einer bedrohlichen wirtschaftlichen Lage, die sofortiges Handeln durch Bund und Länder erfordert. Diese Situation ist unter anderem eine direkte Folge der signifikanten Kostensteigerungen in den vergangenen Jahren ohne die dringend erforderliche Anpassung der gesetzlichen Vergütungen.
„Die Karlsruher Kliniken erbringen eine leistungsstarke medizinische Versorgung und sichern wohnortnahe Spitzenmedizin für die Patienten der Region“, unterstreicht Markus Heming, Kaufmännischer Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Karlsruhe. „Für die weiterhin zuverlässige Patientenversorgung ist allerdings ein sofortiger Ausgleich der bereits in den Jahren 2022, 2023 und früher entstandenen und im laufenden Jahr weiter zunehmenden Finanzierungslücke notwendig.“ So ist beispielsweise die Tarifsteigerung von durchschnittlich 10,5 Prozent nur ansatzweise refinanziert.
Um die enormen Kostensteigerungen bewältigen zu können, ist eine Finanzierungsreform dringend erforderlich. Nur so kann eine noch größere Insolvenzwelle abgewendet werden, die die flächendeckende Patientenversorgung derzeit gefährdet. Durch die anhaltende Verzögerungstaktik und damit unsichere Perspektive für die Krankenhäuser riskiert der Bund zahlreiche Schließungen und fördert damit weiter einen kalten, dem Zufall überlassenen Strukturwandel. „Die ViDia Christliche Kliniken und das Städtische Klinikum Karlsruhe – beide vom Land Baden-Württemberg als bedarfsnotwendig anerkannt – haben einen gesetzlichen Anspruch darauf, dass der Bundesgesetzgeber die Versorgung der jährlich rund 450.000 Patientinnen und Patienten auskömmlich finanziert“, stellt Caroline Schubert, Vorständin der ViDia Kliniken Karlsruhe, klar. „Wir fordern nach wie vor, ein Vorschaltgesetz zur Krankenhausreform aufzulegen, das ein einmaliges Nothilfeprogramm für existenzbedrohte Krankenhäuser vorsieht. Konkret sollte der Landes-Basisfallwert einmalig um 4 Prozentpunkte erhöht werden.“ Einer Reform der Gesundheitsversorgung in Deutschland stehen die Karlsruher Kliniken grundsätzlich offen gegenüber. Diese sollte allerdings in Abstimmung mit den Akteuren erfolgen.
„Der ab 2025 angekündigte Transformationsfonds in Höhe von 50 Milliarden Euro ist ein richtiges Signal – es müssen aber schnellstmöglich Fakten geschaffen werden, damit für die Patientinnen und Patienten auch künftig eine wohnortnahe Patientenversorgung gewährleistet bleibt“, verdeutlicht Richard Wentges Vorstandsvorsitzender der ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe. „Außerdem muss die Krankenhausplanung Ländersache bleiben, damit wichtige Aspekte der jeweiligen Versorgungsgebiete berücksichtigt werden.“
Insgesamt ist in Karlsruhe bereits eine umfassende Strukturbereinigung erfolgt, insbesondere durch die Fusion der St. Vincentius-Kliniken mit dem Diakonissenkrankenhaus zu den ViDia Kliniken, eine Konsolidierung der medizinischen Leistungen sowie die Schließung der Paracelsus-Klinik im Jahr 2018. „Das Städtische Klinikum Karlsruhe und die ViDia Kliniken Karlsruhe haben in Eigenleistung diese und zahlreiche weitere Maßnahmen zu einer eigenen Strukturreform realisiert, darunter Prozessoptimierungen, ein Ausbau der ambulanten Leistungen und klinikübergreifende Kooperationen“, betont Prof. Dr. Michael Geißler, Medizinischer Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Karlsruhe. „Beispielsweise leisten im ‚Karlsruher Heart Team‘ die Kardiologen der beiden Kliniken gemeinsam mit den Herzchirurgen der Helios Klinik für Herzchirurgie Spitzenmedizin für Herzpatientinnen und -patienten und die bereits seit 2020 erfolgreich laufende Kooperation bei der operativen Behandlung von Lungenkrebs wird in Kürze deutlich erweitert.“ Auch bei der hochkomplexen Therapie des Speiseröhrenkrebses und bei der Versorgung von Frühgeborenen und Risikoschwangerschaften arbeiten die beiden Häuser eng zusammen.
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