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„Droht eine Fragmentierung innerhalb wichtiger Notenbanken?“ – der aktuelle Neuwirth Finance Zins-Kommentar

Vor kurzem leitete die die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinswende ein und beendete damit eine einmalige Zinsrallye, die global zu beobachten war. Innerhalb kürzester Zeit stiegen die Zinsen der wichtigsten Zentralbanken um mehrere Prozentpunkte. Doch nicht alle Notenbanken sind bisher der EZB gefolgt. Das liegt unter anderem an den zugrundeliegenden Inflationsdaten. Erfahren Sie in der heutigen Ausgabe des Zinskommentars, was eine drohende Fragmentierung der wichtigsten Leitzinssätze für die Wirtschaft der Eurozone bedeuten könnte.

Droht eine Fragmentierung innerhalb wichtiger Notenbanken?

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) steht innerhalb der Gruppe von Notenbanken entwickelter Länder an der Spitze der globalen Zinswende. Diese leitete schon im März den ersten Zinsschritt ein (Vgl. Abbildung 1). Ebenso hat das schwedische Pendant (Sveriges Riksbank) diesen Schritt kurz vor der der EZB gewagt. Es fällt auf, dass insbesondere Länder mit einem niedrigeren Zinsniveau die Leitzinsen bereits gesenkt haben, während Länder mit einem hohen Zinsniveau noch keinen Zinsschritt vorgenommen haben. Sowohl die amerikanische (Fed) als auch die britische Notenbank (BoE) verharren noch immer auf dem Niveau von über fünf Prozent. Das hängt vor allem mit dem dort vorherrschenden Inflationsdruck zusammen, der noch immer nicht nachhaltig nachzugeben scheint. Doch was bedeutet eine zunehmende Fragmentierung innerhalb wichtiger globaler Leitzinssätze für die europäische und die deutsche Wirtschaft?

Sichtbare Leitzinsunterschiede zwischen ähnlich entwickelten Volkswirtschaften haben Auswirkung auf den Wechselkurs: Ist die erwartbare Rendite in Land A höher als in Land B investiere auch in Land A. Das erhöht die Nachfrage nach der Währung in Land A und damit den Preis. Genau dies ließ sich bereits anhand des EUR/USD Kurses ablesen, welcher innerhalb weniger Wochen nach der Entscheidung der EZB von EUR/USD 1,09 auf EUR/USD 1,07 fiel. Dieser Effekt kommt jedoch nur zum Tragen, wenn keine anderen Einflussfaktoren überwiegen. Hohe Zinsen bedeuten also nicht zwangsläufig einen vorteilhaften Wechselkurs, wie sich an dem Beispiel der Türkei feststellen lässt. Trotz Leitzinsen um die 50 Prozent verlor die türkische Lira massiv an Wert gegenüber dem Euro oder dem Dollar. Das liegt auch an fehlendem Vertrauen ausländischer Investoren in die türkische Wirtschaft.

Ein schwächelnder Wechselkurs muss nicht zwangsläufig schlecht sein und kann sogar als Chance verstanden werden, da heimische Produkte und Dienstleistungen für ausländische Unternehmen günstiger werden und damit die Nachfrage nach diesen steigt. Tritt dieser Effekt ein, könnte damit die relative Abwertung der Währung wieder umgekehrt werden. Sollte also die Fragmentierung der Leitzinsen weiter zunehmen, dürfte es deutlich volatiler am Währungsmarkt zugehen, und das nützt keinem, da Wirtschaftsakteure eine gewisse Planungssicherheit benötigen. Da bereits der Druck auf die Fed und die BoE zunimmt, sollte die Währungsabwertung nicht eintreten.

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