Kürzungen der internationalen Hilfe verschärfen weltweite Hungerkrisen
Viele Hilfsorganisationen seien durch die finanziellen Engpässe gezwungen, die Nahrungsmittelrationen für Vertriebene deutlich zu kürzen. Sie erhalten nur einen Bruchteil der monatlich benötigten Kalorien oder werden ganz von den Hilfslieferungen ausgeschlossen, was auch zu psychischen Belastungen wie Hoffnungslosigkeit führt.
„Ich habe das Gefühl, dass ich in den Südsudan zurückkehren sollte. Es ist besser, in meinem eigenen Land zu sterben, als im Lager zu verhungern.“ Geflüchteter aus Uganda
World Vision hatte für den Bericht mit Betroffenen in insgesamt sechs Ländern gesprochen, darunter in Afghanistan, der Demokratische Republik Kongo und Libanon. Während Kinder vor den Kürzungen im Durchschnitt zwei Mahlzeiten pro Tag zu sich nahmen, hatten die meisten Familien im Januar 2024 nur eine oder gar keine Mahlzeit am Vortag gegessen. Knapp die Hälfte der Geflüchteten (41 Prozent) gab an, dass sowohl Mädchen als auch Jungen jetzt zu Hause mehr Gewalt, Vernachlässigung oder Missbrauch ausgesetzt sind.
„In unserem Dorf werden nun viele von uns sehr früh verheiratet. Manchmal sieht man uns sogar als Belastung für die Familie.“ Mädchen aus der Demokratischen Republik Kongo
Ha-na Schulz, Referentin für humanitäre Hilfe von World Vision, erklärt: „Der Bericht zeigt die verheerenden Folgen von Rationskürzungen. Diese führen nicht nur dazu, dass mehr Menschen hungern und unter gesundheitlichen Folgeschäden leiden, sondern sie bedeuten auch mehr Stress und psychische Belastung für gefährdete Familien und Kinder. Schutzprobleme nehmen zu, da beispielsweise Kinderheirat und Kinderarbeit häufig als Überlebensstrategien eingesetzt werden. Lebensrettende Unterstützung muss gewährleistet werden, um diese negativen Folgen zu verhindern und ihnen entgegenzuwirken.”
Die Umfrage zeigt einen alarmierenden Anstieg von sexueller Gewalt, Kinderarbeit und Kinderhandel. Fast ein Drittel der befragten Eltern sind der Meinung, dass die Nahrungsmittelkürzungen Mädchen in die Kinderheirat treiben, in Afghanistan sind es sogar 97 Prozent der Eltern. Und in der Bidi Bidi-Flüchtlingssiedlung in Uganda berichteten 75 Prozent der Familien, dass sie einen direkten Zusammenhang zwischen der Zunahme von sexueller Gewalt und Schulabbrüchen von Mädchen aufgrund von Schwangerschaften sehen.
Mary Njeri, Direktorin der Global Hunger Response von World Vision: „Wir müssen die dringend notwendige Hilfe aufstocken, die Kinder und ihre Familien zum Überleben in Fluchtsituationen brauchen. Langfristige Unterstützung von Geflüchteten und aufnehmenden Gemeinden ist ebenfalls unerlässlich, damit die Kinder wieder zur Schule gehen und die Familien wieder Landwirtschaft betreiben, Arbeit finden und sich selbst versorgen können.“
Njeri fügt hinzu: „Wir brauchen nicht nur mehr Nahrungsmittelhilfe, sondern auch bessere Unterstützung in den Bereichen Bildung, psychische Gesundheit und Schutz für besonders stark gefährdete Familien, um eine Epidemie psychischer Erkrankungen zu verhindern.“
Die Ergebnisse zeichnen ein ernüchterndes Bild: So gibt mehr als jeder zehnte Erwachsene (13 Prozent) an, sich so hoffnungslos zu fühlen, dass er nicht mehr weiterleben will.
„Der Hunger tötet die Menschen nicht nur durch Unterernährung, sondern auch durch psychische Erkrankungen“, fasst Njeri zusammen. „Wir wissen, dass es Kindern und ihren Familien mit der richtigen Unterstützung gut gehen kann. Im 21. Jahrhundert sollte niemand mehr hungern müssen. Die Staats- und Regierungschefs der Welt müssen dringend ihre Bemühungen um die Beilegung von Konflikten und die Bewältigung der Folgen des Klimawandels beschleunigen und den betroffenen Kindern und Familien die notwendige humanitäre Unterstützung zukommen lassen.“
Weitere Informationen und der Report zum Download:
World Vision ist ein internationales Kinderhilfswerk, das sich seit mehr als 70 Jahren gegen Ungerechtigkeit und Armut einsetzt. Das Kinderhilfswerk ist in rund 100 Ländern aktiv und konnte allein im vergangenen Jahr mehr als 11 Millionen Menschen mit humanitären Hilfsprogrammen unterstützen. World Vision hilft Kindern in Krisen und Katastrophen zu überleben und unterstützt Familien langfristig dabei, sich selbst versorgen zu können. Nachhaltige Hilfe für eine gerechtere Welt für Kinder.
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