Mit »Die Verschwörung des Fiesko zu Genua« von Friedrich Schiller eröffnet am 28. September 2024 um 19.30 Uhr die neue Theatersaison
Premiere am 28. September 2024, 19.30 Uhr im Großen Haus des Theaters Heilbronn
Die Verschwörung des Fiesko zu Genua
von Friedrich Schiller
Regie: Axel Vornam
Ausstattung: Tom Musch
Licht: Harald Emrich
Dramaturgie: Sophie Püschel
Andreas Doria, Doge von Genua: Frank Lienert Mondanelli
Gianettino Doria, Neffe des Dogen: Sven-Marcel Voss
Julia, Gianettinos Schwester: Romy Klötzel
Fiesko, Graf von Lavagna: Richard Feist
Leonore, Fieskos Gemahlin: Sophie Maria Scherrieble
Verrina, Republikaner: Stefan Eichberg
Bourgognino, Republikaner: Lennart Olafsson
Kalkagno, Republikaner: Felix Lydike
Sacco, Republikaner: Oliver Firit
Lomellino, Ginattinos Vertrauter: Gabriel Kemmether
Zenturione : Tobias D. Weber
Zibo : Judith Lilly Raab
Muley Hassan: Tobias Loth
Theaterfrühstück am 22. September, 11 Uhr im Oberen Foyer
Die nächsten Vorstellungen: 3. Oktober 19.30 Uhr, 6. Oktober 18.00 Uhr, 16. Oktober 19.30 Uhr, 18. Oktober 19.30 Uhr, 2. November 19.30 Uhr, 17. November 18.00 Uhr
Fiesko – ein »Originalgenie« zwischen Macht und Moral
Schillers »Verschwörung des Fiesko zu Genua« eröffnet die Theatersaison 2024/2025 im Großen Haus
»Die Verschwörung des Fiesko zu Genua« ist ein Theaterexperiment voller produktiver Widersprüche, das die Erwartungen des Zuschauers unablässig neuen Irritationen aussetzt: Ein Drama über einen großen Helden, der keine positive Identifikation ermöglicht.« Das schrieb Literaturwissenschaftlerin Nikola Roßbach im Schiller-Handbuch »Leben – Werk – Wirkung« (Stuttgart 2011) über Friedrich Schillers zweites Drama, das er unmittelbar nach dem Erfolg der »Räuber« 1782 begann. Der gerade mal 24 Jahre alte Schiller warf, wie schon in den Räubern die Frage nach dem Umsturz der politischen Verhältnisse auf. Der einzig praktikable Weg schien zu Schillers Zeit das Mittel der Verschwörung zu sein. Aber was macht das mit den handelnden Akteuren? Wie verhalten sich Politik und Moral zueinander? Mit Fiesko erfand Schiller eine faszinierende Figur, die den Staat von der Tyrannei befreien will, aber gleichermaßen der Verführung der Macht verfällt. Fiesko mit den Fähigkeiten, so Schiller, des »Originalgenies« gesegnet, glaubt sich über alle moralischen Grenzen erhaben. Seine Hybris lässt ihn selbst zu einem neuen Typus des selbstherrlichen Autokraten werden. Rechtfertigt das hehre Ziel alle Mittel? Zwischen Schillers Fiesko und unseren modernen Gesellschaften scheinen sich unerhörte Parallelen aufzutun. Schillers Dramen sind zeitlos wie immer! Mit dem republikanischen Trauerspiel »Die Verschwörung des Fiesko zu Genua« in der Inszenierung von Intendant Axel Vornam eröffnet das Theater Heilbronn am 28. September 2024 die neue Theatersaison im Großen Haus. In der Titelrolle ist das neue Ensemblemitglied Richard Feist zu erleben. Auch Tobias Loth als Muley Hassan und Sophie Scherrieble als Fieskos Frau Leonore stellen sich erstmals dem Heilbronner Publikum vor. Tom Musch ist für die Bühne und die Kostüme zuständig.
Verhältnis zwischen Individuum, Gesellschaft und Macht
Ein Grundthema vieler Stücke von Friedrich Schiller ist das Verhältnis zwischen Individuum, Gesellschaft und den jeweiligen Machthabern – um der Zensur zu entgehen, verlagerte er aktuelle Konflikte gern räumlich und zeitlich. Für seinen »Fiesko« lehnt er sich an historische Ereignisse aus dem Genua um 1547 an, um sie im Sinne seiner Dramatik zu benutzen und zu überarbeiten.
Zum Inhalt
Genua ist in Aufruhr. Der alte Doge Andreas Doria will seine Herrschaft auf seinen Neffen Gianettino übertragen, einen jungen machtbesessenen Tyrannen. Die freiheitsliebenden Anhänger der Republik setzen ihre ganze Hoffnung auf Fiesko, den Grafen von Lavagna. Er soll eine Verschwörung anführen, um die Machtergreifung durch Gianettino Doria zu verhindern. Alle warten nur auf sein Zeichen zum Aufstand. Doch Fiesko befremdet alle durch sein Verhalten. Vor aller Augen buhlt er um die stolze Julia, die Schwester Gianettinos, ohne Rücksicht auf seine Frau Leonore. Scheinbar schwört er allen politischen Ambitionen ab und führt sich auf wie ein prinzipienloser Lebemann.
Alles Fassade, wie sich bald herausstellen soll. Fiesko riskiert ein ausgeklügeltes Spiel, mit dem er Gianettino stürzen will. Doch dass er sich so geschickt Masken aufzusetzen und zu wechseln vermag, beunruhigt auch bald seine engsten Vertrauten. Welches ist Fieskos wahres Gesicht? Er ist ein Spieler und sich nicht im Klaren: Soll er für eine Republik kämpfen und dann zurückstehen oder lieber gleich selbst die Alleinherrschaft ergreifen und Genuas nächster Herzog werden? Warum auf die Herrschaft verzichten, wenn man sie haben kann? So spinnt er die Fäden der Verschwörung. Doch mit welchem Ziel? Erliegt er dem Eros der Macht?
An zahlreichen Punkten weicht Schiller von der Historie ab: Er wertet den Status von Andreas Doria auf, stellt Gianettino als brutalen Machtmenschen dar und erfindet noch weitere Figuren wie den Schurken Muley Hassan. Dass das Drama sich nicht an die historische Wahrheit hielt, gab Schiller auch im Programmzettel zur UA am 11. Januar 1784 in Mannheim zu. Übereinstimmung bestand aber in der Charakterisierung von Fiesko, den zeitgenössische Quellen als charismatischen und geschickten politischen Taktierer und Machtmenschen beschrieben ̶ als zweideutigen Charakter zwischen Größe und Intrigantentum. Allein diese Eigenschaften machten ihn für Schiller zum idealen Protagonisten seines Stückes, um zu zeigen, wie die Utopie der Humanität an der Wirklichkeit scheitert.
Komplexe Maschinerie aus Verstellung und Intrige
Durch das Machtvakuum wird eine monströse Verschwörungsmaschinerie in Gang gesetzt, die ihren sichtbaren Ausdruck im monumentalen Bühnenbild von Tom Musch findet. Wie in einem sich stetig in Bewegung befindlichen mechanischen Labyrinth öffnen sich unaufhörlich neue Wege, die sich bereits im nächsten Moment wieder schließen. Die Akteure belauschen einander, sind auf der Hut, verstecken sich und befinden sich in einem komplexen Räderwerk aus Verstellung und Intrige.
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