Rubens, van Dyck, Lorrain: die alten Meister sind zurück
Auf die großen Altäre des Mittelalters und die Kunst der Renaissance folgen nun die Meister des italienischen und niederländischen Barock.
Gemeinsam mit der international renommierten Agentur »facts and fiction«, die seit 2013 an der Neugestaltung des Landesmuseums Hannover zum WeltenMuseum beteiligt ist, wurde ein innovatives Gestaltungskonzept entwickelt, das ein zeitgemäßes Besuchserlebnis schafft.
Im 17. Jahrhundert entwickelte sich Italien zu einem zentralen Reiseziel für europäische Adelige und Künstler. Eine Reise in den Süden Europas, die sogenannte Grand Tour, galt als gesellschaftliches Muss. Besonders Rom zog Künstler wie Nicolas Poussin und Claude Lorrain in ihren Bann, die nach ihrer Ankunft blieben und ihre Werke dort vollendeten. An den europäischen Fürstenhöfen waren wiederum italienische Maler wie Bernardo Bellotto und Giovanni Pellegrini sehr gefragt, was die enge künstlerische Verbindung zwischen Italien und dem restlichen Europa verdeutlicht.
Parallel dazu erreichte die Kunst des Barock in anderen Teilen Europas ihren Höhepunkt. In Antwerpen dominierten Meister wie Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyck und Jacob Jordaens, die nicht nur religiöse und antike Themen behandelten, sondern auch als Porträtmaler an den europäischen Höfen begehrt waren. Gleichzeitig wuchs ein freier Kunstmarkt heran, der vor allem durch das Interesse wohlhabender Kaufleute beflügelt wurde. Neue Bildgenres wie Stillleben und Landschaftsmalereien entstanden und erlebten eine regelrechte Blütezeit.
Auch die nördlichen Niederlande erlebten eine kulturelle und wirtschaftliche Blüte. Handelskompanien eröffneten den Zugang zum Weltmarkt und förderten den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes. Im Vordergrund der Kunst, gemalt von Meistern wie Rembrandt, Pieter Lastmann oder Jan van Bijlert, stand als Spiegel der Gesellschaft die Faszination für die Schönheit der Welt und das Gefallen am eigenen Wohlstand.
Besonders auffällig ist der enorme Anstieg der Landschaftsmalerei in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts. Aus Quellen geht hervor, dass viele Haushalte reich mit Gemälden ausgestattet waren, von denen ein beachtlicher Teil Landschaften zeigte. Diese Werke luden nicht nur zum Eintauchen in idyllische Naturszenerien ein, sondern regten – ähnlich den prachtvollen Stillleben – auch zum Nachdenken über den Kreislauf des Lebens an.
Ob ein Kopfschmuck mit Paradiesvogelfedern aus Neuguinea, historische Wachsobstmodelle aus der Zeit um 1900 oder Schmetterlingspräparate – auch in dem neuen Abschnitt der KunstWelten ergänzen Interventionen aus anderen Fachbereichen des WeltenMuseums die ausgestellten Kunstwerke und schaffen übergreifende Perspektiven.
Großes Augenmerk bei der Konzeption lag auf der Kunstvermittlung, die von Anfang an eng in den Prozess der Neugestaltung einbezogen war. Der MediaGuide bietet neben der klassischen Audiospur auch eine Audiodeskription für sehbehinderte und blinde Besucher*innen sowie Videos in deutscher Gebärdensprache.
»Die Neugestaltung dieser Räume ist mehr als nur eine Erweiterung der Ausstellung – sie ist eine Einladung, die Epoche des Barock neu zu entdecken. Dabei schaffen die interdisziplinären Interventionen einen spannenden Dialog mit den anderen Sammlungen unseres Museums. Sie eröffnen neue Perspektiven und bereichern das Gesamterlebnis«, so Prof. Dr. Katja Lembke, Direktorin des Landesmuseums Hannover.
Der Umbau der KunstWelten wird gefördert durch die Beauftragte der Bunderegierung für Kultur und Medien (BKM), das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK), die RHH-Stiftung, die Stiftung Niedersachsen und die Niedersächsische Sparkassenstiftung.
Einzelne Vermittlungsangebote in den KunstWelten werden gefördert durch die Klosterkammer Hannover und die VGH Stiftung. Unterstützt wird die Neugestaltung durch die Freunde der Landesgalerie Hannover e.V..
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