Herbstkonjunktur im Handwerk: Auftragsrückgänge belasten die Branche
Die Bewertungen zur Geschäftslage, die als „gut“ oder „befriedigend“ eingestuft werden, sinken im Vergleich zum Vorjahresherbst auf 80,3 Prozent (Vorjahr: 82,1 Prozent). In Ostbrandenburg liegt dieser Wert bei 83,0 Prozent (Vorjahr: 86,0 Prozent), in Westbrandenburg bei 80,7 Prozent (Vorjahr: 83,1 Prozent) und in Südbrandenburg bei 77,2 Prozent (Vorjahr: 76,4 Prozent).
Über alle Branchen hinweg sind in den letzten Wochen die Auftragsvorläufe zurückgegangen und liegen nun bei 10,1 Wochen (Vorjahr: 11,0 Wochen). In Ostbrandenburg müssen Kunden wie im Vorjahr weiterhin 10,3 Wochen auf Handwerkerleistungen warten, während die Wartezeit in Westbrandenburg von 12,2 Wochen im Herbst 2023 auf 10,9 Wochen gesunken ist. Auch in Südbrandenburg verkürzt sich die Wartezeit von 10,2 auf 9,2 Wochen.
Die Aussichten für das brandenburgische Handwerk sind in Bezug auf die künftige Entwicklung der Geschäftslage wenig optimistisch, aber besser als im Vorjahr. Der Anteil der Befragten, die von einer Verschlechterung der Geschäftslage ausgehen, hat sich auf 26,7 Prozent (2023: 30,2 Prozent) verringert. 10,2 Prozent (2023: 10,3 Prozent) der Befragten glauben, dass sich die Geschäftslage bis zum Jahresende verbessern wird.
Robert Wüst, Präsident des Handwerkskammertages Land Brandenburg, sagt zu den Ergebnissen: „Die wirtschaftliche Lage im brandenburgischen Handwerk bleibt angespannt. Insbesondere die Bau- und Ausbaugewerke, die lange Zeit als Konjunkturmotoren galten sowie die Lebensmittelhandwerke kämpfen mit weiteren Auftragsrückgängen und steigenden Kosten. Hohe Energiepreise, steigende Lohnnebenkosten und bürokratische Hürden treffen viele Betriebe hart.
Die Politik ist jetzt gefordert, den Mittelstand spürbar zu entlasten und Wachstumsimpulse zu setzen. Ein zügiger Abbau der Bürokratie und eine Senkung der Abgabenlast sind wichtige Maßnahmen. Nach der Landtagswahl stehen auch die Parteien in Brandenburg in besonderer Verantwortung. Jetzt gilt es, schnell eine handlungsfähige Regierung zu bilden und die Standortbedingungen für Mittelstand und Handwerk zu verbessern. Dabei muss der zugesagte Bürokratieabbau konsequent vorangetrieben werden. Bestehende und neue Regelungen sollten künftig von einer unabhängigen Stelle überprüft und vereinfacht werden, um brandenburgischen Betrieben mehr Handlungsspielraum zu geben. Das „Tesla-Tempo“ muss auch für Handwerksbetriebe zum Standard werden.
Zentrale Herausforderung ist zudem, die schulische Bildung zu verbessern. Es ist nicht zufriedenstellend, wenn brandenburgische Schülerinnen und Schüler in Bildungsrankings nur hintere Plätze belegen. Dazu gehört auch, noch besser auf den Übergang von Schule zum Beruf vorzubereiten. Die Gewährung einer Praktikumsprämie für freiwillige Ferienpraktika im Handwerk wäre ein wichtiges Instrument, um Schülerinnen und Schüler zu motivieren, Berufswelten im Handwerk kennenzulernen und auf einen Berufseinstieg besser vorzubereiten.
Akademischer und beruflicher Bildung müssen endlich als gleichwertig anerkannt werden. Es ist nicht fair, wenn Meisterschüler ihre Ausbildung selbst finanzieren müssen, während ein Studium kostenfrei ist. Die Wiedereinführung des Meisterbonus wäre ein sichtbares Zeichen zur Anerkennung der beruflichen Bildung in Brandenburg und ein wichtiges Instrument, zur Sicherung der Fachkräftebasis.
Das brandenburgische Handwerk steht zudem vor der Aufgabe, weiterhin junge Menschen für den Weg der Selbstständigkeit zu motivieren und rund 17.000 Betrieben bei der Unternehmensnachfolge zu helfen. Dafür ist das bewährte Instrument der Meistergründungsprämie, mit dem Gründungen und Betriebsnachfolgen unterstützt werden können, weiterzuführen und auszubauen.
Auch dem Handwerk ist klar, dass Brandenburg angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen steht. Das brandenburgische Handwerk ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und die Herausforderungen gemeinsam mit der Politik anzugehen.“
Den aktuellen Konjunkturbericht Herbst 2024 finden Sie hier.
Über den Handwerkskammertag Land Brandenburg
Der Handwerkskammertag Land Brandenburg ist ein Zusammenschluss der Handwerkskammern Cottbus, Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg und Potsdam. Er vertritt die Interessen von rund 38.400 Handwerksbetrieben und ihren mehr als 157.000 Beschäftigten mit, die jährlich einen Umsatz von knapp 17,9 Milliarden Euro erwirtschaften. In über 3.500 Ausbildungsbetrieben werden über 7.600 Auszubildende ausgebildet.
Der Handwerkskammertag setzt sich für die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Handwerksbranche im Land Brandenburg ein und bündelt die Kräfte und Gemeinsamkeiten des Handwerks.
Weitere Informationen finden Sie unter:
- Handwerkskammer Cottbus: www.hwk-cottbus.de
- Handwerkskammer Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg: www.hwk-ff.de
- Handwerkskammer Potsdam: www.hwk-potsdam.de
Über die Handwerkskammer Potsdam
Die Handwerkskammer (HWK) Potsdam ist eine als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisierte Selbstverwaltungseinrichtung für die Landkreise Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz, Teltow-Fläming und die kreisfreien Städte Potsdam und Brandenburg an der Havel. Sie ist die Interessenvertretung von rund 17.390 Mitgliedsbetrieben und ihren mehr als 70.500 Beschäftigten in über 150 Gewerken.
Die HWK Potsdam setzt sich für die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Handwerksbranche ein, bündelt die Kräfte und Gemeinsamkeiten des Handwerks und bietet ihren Mitgliedsbetrieben zahlreiche Unterstützungen bei wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen.
Zu den Mitgliedsunternehmen gehören Handwerksbetriebe aller Branchen; vor allem aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, Elektro und Metall, Holz, Bekleidung und Textil, Gesundheit, Reinigung sowie Nahrungsmittel.
Die HWK Potsdam bietet in ihrem Zentrum für Gewerbeförderung in Götz umfangreiche Angebote für die Weiterbildung im westbrandenburgischen Handwerk und führt in den dortigen Lehrwerkstätten auch die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung durch. Sie ist zuständig für Gesellen-, Meister- und Fortbildungsprüfungen im Handwerk.
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