Neue Daten: Umzüge bringen pro Jahr über 2 Millionen Wohnungsrenovierungen in Gang
Der Artikel kurz zusammengefasst:
Die Kernergebnisse zeigen, dass die Deutschen beim Wohnen lokal nach wie vor recht verwurzelt sind: Mieter- ziehen öfter um als Eigentümerhaushalte, Jüngere öfter als Ältere und die meisten Umzüge bleiben innerhalb desselben Bundeslands und oft im selben Landkreis oder gar derselben Gemeinde. Die Landbevölkerung bleibt weitgehend unter sich, während Städterhaushalte auch bei entfernteren Umzügen meist im urbanen Raum bleiben – tendenziell aber eher in die preisgünstigere Peripherie. Jeder zweite Haushalt baut nach dem Umzug um –insbesondere bei Eigentümern auch etwas aufwendiger. Fazit: Regionale Abschätzungen zum umzugsbedingten Bestandsbau in einer bestimmten Region können sich also guten Gewissens grob an den bekannten demografischen Merkmalen der jeweiligen Region orientieren.
Die meisten Umziehenden bleiben im Umkreis von 44 Kilometern
Die Umzüge im Inland wurden aufgrund der offiziellen Wanderungsstatistik für 2022 mit den über 3,5 Millionen Umzugsdaten der Deutsche Post Adres für 2023 abgeglichen und so für 2023 eine Schätzung erstellt: Laut dieser Auswertung waren knapp die Hälfte der Umzüge (47,3 Prozent) Wohnungswechsel innerhalb derselben Gemeinde. Auch von den übrigen Umzügen über die Ortsgrenze hinaus blieben die meisten zumindest im selben Landkreis (11,6 Prozent) bzw. im selben Bundesland (23,8). Das angestammte Bundesland verlassen nur 14,9 Prozent der Umziehenden. Die durchschnittliche Entfernung vom alten zum neuen Wohnort beträgt 44 Kilometer (und hier sind die Umzüge innerhalb ein und derselben Gemeinde wohlgemerkt schon mit im Schnitt drin).
Stadt und Land bleiben unter sich, doch der Trend geht aufs Land
Wenig verwunderlich ist daher, dass die Landbevölkerung großteils (70,7 Prozent) auf dem flachen Land und ansonsten eher in mittelgroße Städte zieht (20,3 Prozent) als in Großstädte (9,0 Prozent). Auf der anderen Seite bleiben wiederum zwei Drittel der Großstädter im urbanen Raum und nur zu einem Viertel in kleinere bzw. mittelgroße Städte. Damit liegen die mittelgroßen Städte als Umzugsziel sozusagen von beiden Extremen aus im Mittelfeld. Dazu kommt allerdings, dass die Umzugsdichte laut Auswertung im urbanen und mittelgroßen Stadt-Raum am höchsten ist – dementsprechend ist der dicht besiedelte süd- und südwestdeutsche Raum auch am meisten von Umzügen betroffen. Insgesamt endet und beginnt ein Viertel aller Umzüge im ländlichen Raum, der somit zumindest als Umzugsortziel im Trend liegt. Dass Vororte und Land als neue Wohnorte eine unterm Strich so prominente Rolle spielen, dürfte direkt mit den dort etwas erschwinglicheren Wohnungs- und Mietmarktbedingungen zusammenhängen.
Jüngere Haushalte ziehen öfter um, meist aus familiären Gründen
Wenig überraschend ziehen vor allem jüngere Zweipersonenhaushalte öfter um als Haushalte mit älteren Mitgliedern oder größere Familien. Auch sind Jobwechsel in eine andere Region oder ähnliche äußere Veränderungen in der Biografie der Umziehenden weitaus seltener der Hintergrund der Umzüge als private und familiäre Ursachen wie Zusammenziehen oder Trennung von Partnern (gerade ein bei den Personen ab 40 häufigerer Grund) bzw. die Verbesserung der Wohnsituation etwa aufgrund von Familienzuwachs.
Ein Fünftel der Personen ziehen in die eigenen vier Wände um
Ein gerade aus Bau- und Handwerksperspektive besonders wichtiger Gesichtspunkt ist der Anteil der Eigentümer und der Personen, die zur Miete wohnen, an den Umzügen – schließlich werden beim Wechsel in die eigenen vier Wände normalerweise deutlich mehr und deutlich aufwendigere Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen getätigt als beim Wechsel in eine neue Mietwohnung. Grundsätzlich wohnen 58 Prozent der 10.000 befragten Personen zur Miete und 42 Prozent im Eigentum – was in etwa den Verhältnissen der Mieter- und Eigentümerquote in der deutschen Bevölkerung nahekommt. Von allen 1.038 befragten Personen, die binnen 12 Monaten umgezogen sind, sind allerdings 80 Prozent in eine Mietwohnung gezogen.
Umbaumaßnahmen betreffen im Schnitt 1,9 Wohnbereiche pro neuer Wohnung
Mehr als die Hälfte aller dazu befragten Umziehenden (53 Prozent) führen in ihrem neuen Zuhause Renovierungs-, Sanierungs- und Verschönerungsarbeiten durch, vor allem natürlich der Klassiker Tapezieren und Streichen, gefolgt von Bodenarbeiten, aber auch Badsanierung und Elektrosanierung, Fenster und Türen, Gartengestaltung und Maurerarbeiten.
Die frischgebackenen Eigentümer sanieren mehr und oft auch aufwendiger (im Schnitt etwa 3 Nennungen von Arbeiten bzw. Wohnbereichen) als Mieterhaushalte (im Schnitt 1,6 Arbeiten). Unterem Strich werden 1,9 Wohnbereiche pro neu bezogener Wohnung neu gestaltet. Übrigens: Auch die Möbelbranche dürfte sich über die Umzüge besonders freuen, denn für 72 Prozent der befragten Personen gehören neue Möbel bei einem Umzug zu den unbedingt fälligen Anschaffungen.
Fazit: Die Studie hilft das Potenzial von Regionen besser einzuschätzen
Die alle drei Jahre erscheinende Umzugsstudie der Deutsche Post Adres ist nicht zuletzt deshalb höchst interessant, weil die Statistik zu den Umzügen keine genaueren Rückschlüsse über die genaue Zahl der Umzüge oder gar das Umzugsverhalten und die Gründe ermöglicht. Zwar bietet die erweiterte Studie auch für Analysen des Modernisierungsbedarfs keine exakten Zahlen, doch ermöglichen die Ergebnisse zumindest einen guten Anhaltspunkt: Das umzugsbedingte Renovierungspotenzial einer Gemeinde oder eines Landkreises kann demnach grob von den dortigen Bevölkerungs-, Gemeindegrößen und überwiegenden Altersklassen abgeleitet werden – und somit auch die Bedeutung von Regionen für den Vertrieb von Zulieferern oder anderen Dienstleistern besser abgeschätzt werden.
Zur Studie
Für die Umzugsstudie 2024 hat der Dialogmarketing-Dienstleister Deutsche Post Adres 3,5 Millionen anonymisierte Kundenadressen mit der Wanderungsstatistik abgeglichen. Zudem wurde ein für die Bevölkerung repräsentatives Sample von 10.000 Personen ab 18 Jahren durch das Marktforschungsinstitut Interrogare online kontaktiert – 1.038 Personen davon, die in den letzten 12 Monaten umgezogen sind, wurden vertieft dazu befragt.
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