Vor 50 Jahren: Walter Röhrl wird auf Opel Ascona Rallye-Europameister
- 13. Oktober 1974: Duo Röhrl/Berger holt mit maximalen 120 Punkten den EM-Titel
- Spitzenklasse: Röhrl fährt mit Ascona bis zum Sieg der Rallye-Weltmeisterschaft 1982
- ADAC Opel Electric Rally Cup 2024: So sieht elektrisierender Rallyesport heute aus
Schnell, spannend und elektrisierend – das ist der ADAC Opel Electric Rally Cup „powered by GSe“. Mit dem ersten vollelektrischen Rallye-Markenpokal der Welt zeigen Opel, ADAC und alle Beteiligten, wie moderner, nachhaltiger Rallyesport heute funktioniert. Gerade erst hat sich Luca Pröglhöf den diesjährigen Titel gesichert und in spannenden Wettkämpfen die Fans begeistert. Doch Pröglhöf und seine Kolleginnen und Kollegen haben berühmte „Vorläufer“. Denn Opel und Rallyesport, das ist eine Verbindung mit Geschichte.
Was heute mit dem batterie-elektrischen Opel Corsa Rally Electric ums Eck driftet, begeisterte bereits in den 1970er und 1980er Jahren das Publikum mit legendären Opel-Rallyewagen und -Fahrern. Zwei Namen sind dabei untrennbar mit den damaligen Rallye-Erfolgen verbunden: der Opel Ascona als zuverlässiges Wettkampffahrzeug und Walter Röhrl als junger, aufstrebender Rallye-Pilot, der sich schließlich zum Besten seiner Zunft entwickeln sollte. Den ersten großen Titel holte der Ausnahmefahrer vor genau 50 Jahren: Gemeinsam mit seinem Co-Piloten Jochen Berger fuhr er am 13. Oktober 1974 die Rallye-Europameisterschaft ein – mit der maximal erreichbaren Punktzahl von 120 Zählern.
In Rekordzeit: Vom Nachwuchstalent zum Rallye-Ass
1947 in Regensburg geboren, steht für Walter Röhrl früh der Sport im Mittelpunkt: Fußball, Rudern, Skifahren – und schließlich Motorsport. Dabei entscheidet sich der junge Bayer nach eigener Aussage bewusst für „Rallye statt Rundstrecke“. Eine goldrichtige Entscheidung, wie die Zukunft beweisen wird.
Sein Durchbruch, der ihn vom „Niemand“ (wie er selbst einmal sagte) zum Überraschungskandidaten im Rallye-Zirkus macht, erfolgt 1972. Röhrl spielt eine dominierende Rolle bei der Polen-Rallye, der Rallye Baltic und der Olympia-Rallye. Ab 1973 fährt der damals 26-Jährige dann für Opel. An seiner Seite sitzt Jochen Berger, der ihm fortan das so genannte „Gebetbuch“, die Streckenanweisungen für den Fahrer, liest und damit maßgeblichen Anteil an den kommenden Erfolgen haben soll. Schon damals ist sich der Co-Pilot der fahrerischen Qualitäten Röhrls sicher: „Mit Walter durch eine Sonderprüfung zu fahren, ist ungefährlicher als in der Stadt über die Straße zu gehen.“
Er soll Recht behalten: Bereits im gleichen Jahr werden die Beiden mit nur wenigen Starts und nahezu gleich vielen Gesamtsiegen auf einem Opel Ascona Vize-Europameister – kein Achtungserfolg, sondern eine Ansage! Für Röhrl sind das beste Voraussetzungen für die kommende Saison mit dem gerade erst frisch gegründeten Opel-Eurohändler-Team.
Überzeugender Auftritt: Röhrl/Berger holen im Opel Ascona den EM-Titel 1974
Und so begeben sich Walter Röhrl und Jochen Berger 1974 mit großen Ambitionen auf die Punktejagd. Ihr Auto ist wieder ein Werks-Ascona A. Dieser verfügt über ein auf zwei Liter aufgebohrtes Triebwerk mit obenliegender Nockenwelle und Querstrom-Zylinderkopf. Damit leistet der Gruppe-2-Wagen zwischen 141 kW (192 PS) und 156 kW (212 PS). Spezialfedern und Spezialstoßdämpfer sowie innenbelüftete Scheibenbremsen vorn und belüftete Trommelbremsen hinten passen das Fahrwerk des auf dem Serienmodell basierenden Rallye-Boliden an die harten Wettkampfbedingungen an. In seiner Biografie „Aufschrieb“ erinnert sich Röhrl: „Der Motor war gut fahrbar. Leistung kam ab zirka 2.000 und stand bis 7.600 an. Aber ich habe es mir verkniffen, so hoch zu drehen. Bei 7.000 lag meine moralische Grenze. Meistens.“
Bis zum ersten großen Saisonerfolg müssen Röhrl/Berger sich jedoch etwas gedulden. Bei der 8. Internationalen Firestone-Rally – dem 5. Lauf zur Rallye-EM Ende März 1974 – ist es schließlich soweit. Als Top-Mannschaft des Opel-Eurohändler-Teams erringen die Beiden nach 1.517 Kilometern und 19 Sonderprüfungen in den nordspanischen Bergen einen überlegenen Start/Ziel-Sieg. Von da an geht es Schlag auf Schlag: Nur vier Wochen später setzen sich Röhrl/Berger bei der Tulpen-Rallye in den Niederlanden vom Start weg an die Spitze. Nach 1.250 Kilometern und 38 gewerteten Sonderprüfungen fahren sie so in ihrem Ascona den nächsten souveränen Gesamtsieg ein. Für einen Schreckmoment sorgen die örtlichen Behörden: Sie verdächtigen Röhrl, dass er das zulässige Tempolimit deutlich überschritten habe. Dies stellt sich jedoch glücklicherweise als Irrtum heraus. Die Ordnungshüter haben nicht das deutsche Duo mit der Startnummer 1, sondern das polnische Team mit der Nummer 7 „geblitzt“.
Weitere Siege folgen mit der Hessen-Rallye, der Moldau-Rallye sowie der Donau-Rallye in Rumänien. Die Opel-Piloten führen deutlich die Gesamtwertung an – und vom 11. bis 13. Oktober steht nun die 13. Rallye Internazionale di Lugano an. Bereits hier können sich Röhrl/Berger den EM-Titel vorzeitig sichern. Vom Start weg nehmen sie wieder die „Pole Position“ unter den 52 Wettbewerbern ein. Die 28 harten Sonderprüfungen im Gebirge zwischen Lugano und dem Lago Maggiore fordern ihren Tribut: Nur 18 Teams überqueren am 13. Oktober die Ziellinie. An der Spitze: der Opel Ascona mit Walter Röhrl und Jochen Berger. Nach 1.000 Kilometern liegen sie mit über zehn Minuten Vorsprung vor dem zweitplatzierten Team. Mit dem sechsten Gesamtsieg und 120 Punkten – der bis dato unerreichten Maximalpunktzahl überhaupt – holen sie überlegen die Rallye-Europameisterschaft 1974 und werden vor noch drei ausstehenden Wertungsläufen Europameister der Fahrer.
EM-Titel 1974: Auftakt zur weiteren Rallye-Karriere von Röhrl und Opel
Doch Walter Röhrl hat nach diesem Erfolg noch größere Ambitionen. So schreibt er: „Mit dem EM-Titel hatte ich erreicht, was ich wollte. Aber ein Traum ließ mir keine Ruhe: Einmal im Leben die Rallye Monte Carlo gewinnen.“
1975 erringt Röhrl den ersten Sieg in einem Rallye-Weltmeisterschaftslauf für sich und Opel, doch 1977 trennen sich zunächst die Wege des Ausnahmefahrers und der Marke mit dem Blitz. Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, dass der größte gemeinsame sportliche Triumpf noch bevorsteht. 1982 kehrt Röhrl zu Opel zurück. Während Jochen Berger nun Teammanager der Motorsport-Abteilung ist, trägt zum Gelingen der „Mission Monte Carlo“ auch sein neuer Beifahrer Christian Geistdörfer entscheidend bei – und der 191 kW (260 PS) starke Ascona 400. Mit ihm gewinnt Röhrl zum zweiten Mal die legendäre Rallye Monte Carlo – und zum ersten Mal auf einem Opel. Ein Auftakt nach Maß für die Rallye-Saison, die schließlich spektakulär in den Titelgewinn der Fahrer-Weltmeisterschaft 1982 mündet.
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