Energieberater warnen vor Abstrichen in der Klimapolitik
Die jüngsten Unwetter im Mittelmeerraum und insbesondere an der spanischen Ostküste zeigen Marita Klempnow zufolge, wie gefährdet unsere Lebensräume sind. „Auch angesichts der Überschwemmungen im Süden Deutschlands im vergangenen Sommer kann man den Klimawandel mit seinen verheerenden Konsequenzen nicht mehr ernsthaft in Frage stellen. Sie sind Vorboten einer üblen Zukunft. Deshalb müssen wir uns durch geeignete Schutzmaßnahmen genauso vorbereiten wie durch verstärkte Strategien zur Vermeidung von Treibhausgasen. Wege aus der Klimakrise werden jenseits aller Parteipolitik und Ideologien von Wissenschaftlern und Fachleuten aufgezeigt. Auf sie sollte die Politik hören, damit sich unsere Gesellschaft entsprechend einrichten kann.“
Als Energieberaterinnen und Energieberater kennen Marita Klempnow und ihre Kollegen vor Ort die Sorgen der Menschen. „Viele Hauseigentümer wollen in ihre Gebäude sanieren, wissen aber nicht, wie sie es am besten anfangen sollen. Deshalb haben Energieberater eine Schlüsselfunktion, um bei Gebäudesanierungen die nötige Energieeffizienz zu erreichen und gleichzeitig die Langlebigkeit der Gebäudehülle und der verbauten Technik sicherzustellen. Zusätzlich sichern sie optimale Finanzierungsmöglichkeiten durch Förderungen der öffentlichen Hand. Von politischer Seite ist es deshalb unabdingbar, die Stellung und die Bedeutung von Energieberaterinnen und Energieberatern zu sichern und zu unterstützen.“
Das DEN entwickele derzeit zusammen mit Hochschulen ein Berufsbild für Energieberaterinnen und Energieberater, welches neben einer fundierten akademischen Ausbildung auch intensive berufspraktische Teile beinhalte. Um diese Initiativen schnell in die Wirklichkeit umzusetzen, werde man auf politische Unterstützung angewiesen sein, so die Ingenieurin: „Solche Unterstützung kostet keine Millionen. Sie verlangt nur Mut und Entscheidungsfreudigkeit.“
Marita Klempnow weist auf die europäische Gebäuderichtlinie hin, welche in den kommenden Jahren zwingend die energetische Sanierung besonders ineffizienter Wohn- und Nichtwohngebäude vorschreibt: „Jede zukünftige Bundesregierung wird sich zeitnah mit der Umsetzung dieser Gebäuderichtlinie in nationales Recht befassen müssen. Damit wird auch eine Überarbeitung des Gebäudeenergiegesetzes GEG verbunden sein. Dies müssen wir unbedingt als Chance begreifen, um eine Neufestsetzung zukunftsfähiger und damit klimaresilienter Standards zu erzielen. Und dazu brauchen wir junge Menschen, die Energieberaterin oder Energieberater werden wollen.“
Deutschland habe vor über 20 Jahren zu den Pionieren des energiesparenden Bauens gezählt, doch inzwischen hätten andere Staaten die Bundesrepublik deutlich überholt, so die DEN-Vorständin weiter: „Wir stehen uns in Deutschland manchmal selbst im Wege. Eine überbordende Bürokratie und ein unnötig kompliziertes Baurecht bremsen neben dem Bau dringend benötigter Wohnungen auch notwendige Maßnahmen bei der Gebäudesanierung. Unsere Planerinnen und Planer bauen aus diesen Gründen die innovativsten Objekte inzwischen im Ausland. Aber so werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen. Das Bauen der Zukunft muss schneller gehen und einfacher sein als heute.“
Marita Klempnow: „Am Klimaschutz führt kein Weg vorbei. Wer Wählerinnen und Wählern die Rückkehr zur “guten alten Zeit“ verspricht, begeht schon Wählerbetrug und vergreift sich an den Zukunftschancen unserer Kinder und Enkel.“
Das Deutsche Energieberater-Netzwerk (DEN) e.V. ist ein Zusammenschluss über 1.200 Ingenieuren, Architekten und Technikern. Alle Mitglieder verbindet das gemeinsame Arbeitsgebiet der Beratungs- und Planungsleistungen zur effizienten Energienutzung und Einsatz von erneuerbaren Energien im Gebäudebestand, der Wohnungswirtschaft, Gewerbe und Industrie sowie für Kommunen. Ihre Beratung erbringen sie neutral und unabhängig.
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